
1917 - Der wahre Oktober
Punkt, Punkt, Komma, Strich – durch liebevolle Animation bekommt die Oktoberrevolution ein neues Gesicht. Stop-Motion-Technik und Legetrick erwecken den Epochenbruch vor hundert Jahren zu neuem Leben. In ihrer persönlichen Chronik des Jahres 1917 stellt die Berliner Filmemacherin Katrin Rothe Künstler/innen und Schriftsteller/innen der damaligen russischen Gesellschaft in den Mittelpunkt. Wie erlebten Maxim Gorki, Wladimir Majakowski oder Sinaida Hippius die Revolution?
dokumentarischer Animationsfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Deutsch, Politik, Russisch, Kunst
Sowjetunion/Russland, Revolution, Kommunismus, Biografie, Individuum (und Gesellschaft), Idealismus, Ideologie, Kunst, Krieg, Macht/Machtgefüge
11.05.2017
Inhalt

St. Petersburg im Februar 1917: Der Zar hat abgedankt, die provisorische Regierung die Macht übernommen, auf den Straßen herrscht die permanente Demonstration. In diesen Wirren suchen auch die Künstler nach einer Position. Welche Partei bringt im Krieg mit Deutschland, der täglich Opfer fordert, am sichersten den Frieden? Wie mischt man sich ein? Der Schriftsteller Maxim Gorki und Alexandre Benois, Maler und Kritiker, gründen spontan eine Kulturbehörde zum Schutz von Denkmälern. Die Intellektuelle Sinaida Hippius ist mit allem unzufrieden, der junge Poet Wladimir Majakowski berauscht vom Aufstand der Massen. Mit Lenins Ankunft aus Zürich und der nahenden Machtübernahme der Bolschewiki wandelt sich manche Meinung.
Umsetzung

Mit „1917 – Der wahre Oktober“ wirft Katrin Rothe einen sehr persönlichen Blick auf den Vorabend der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ – als Künstlerin interessiert sie sich für Künstler. Als Mittel dient ihr die klassische Animation der Legetricktechnik, bei der ausgeschnittene Formen Bild für Bild bewegt und fotografiert werden. Mit Materialien wie Wellpappe, Spannholz, Schnüren und Stoff entstanden so jeden Tag 20 Sekunden Film. Die detailreichen Charakteristika der handelnden Figuren prägen sich schnell ein: Sinaida Hippius trägt ein weißes Kleid aus Luftpolsterfolie und einen strengen Gesichtsausdruck, unter Majakowskis Filzkappe wechseln ein keckes Grinsen und bebender Zorn einander ab. Zur weiteren Veranschaulichung der Ereignisse dienen, neben dokumentarischem Foto- und Filmmaterial, gezeichnete Landkarten, Stadtpläne, Gebäudeskizzen und Massenszenen aus Scherenschnitt. Neben dieser abstrahierenden Formensprache erinnert auch die Filmmusik an die Zeit der russischen Avantgardekunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Lenins Oktoberrevolution bereitete nicht nur dem absolutistischen Zarentum, sondern auch einer erwachenden Bürgergesellschaft ein jähes Ende. Figuren, Motive und einschneidende Ereignisse jener wichtigen Phase zwischen Februar und Oktober 1917 werden im Film auf anschauliche Art lebendig. Neben diesen geschichtlichen Aspekten sollte in den künstlerischen Fächern auf die ästhetischen Mittel der Animation eingegangen werden. Wie hätte eine „klassische“ TV-Dokumentation ausgesehen? Warum zieht die Filmemacherin papierne Zeitzeugen den üblichen Experten vor? Ganz bewusst stellt Rothes individueller Blick auf die Geschichte auch die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Künstlern. Ihre Ideen und Visionen können die Gesellschaft voranbringen, zugleich droht die Gefahr totalitärer Ideologien. Wie der Film und die Geschichte zeigen, wird in der Regel beides enttäuscht.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_1917_-_Der_wahre_Oktober.pdfKatrin Rothe
Katrin Rothe
Sprecher/innen: Inka Friedrich, Hanns Zischler, Claudia Michelsen, Maximilian Brauer, Martin Schneider
93 Min
deutsche Fassung (auch mit englischen Untertiteln), englische Fassung
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
filmokratie
Solothurner Filmtage 2017, Internationales Animations Film Fest Annecy 2017; Schweriner Filmfest 2017; achtung Berlin 2017