
Der Staat gegen Fritz Bauer
Das Biopic dramatisiert einen Ausschnitt aus Fritz Bauers Lebensgeschichte, wie er sich bei der Verfolgung Adolf Eichmanns als hessischer Generalstaatsanwalt mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und ihrer Verbrechen auseinandersetzt. Bis es gelingt, Eichmann aufzuspüren, 1961 in Jerusalem vor Gericht zu stellen und hierzulande Anklage im ersten Auschwitzprozess zu erheben, muss Bauer sich gegen den Widerstand einflussreicher Kreise in Staat und Gesellschaft durchsetzen.
Der Staat gegen Fritz Bauer
Drama, Coming of Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Sozialkunde, Politik, Ethik, Deutsch, Recht
Biografie, (Deutsche) Geschichte, Holocaust, Nationalsozialismus, Werte, Recht und Gerechtigkeit, Politik, Gesellschaft
01.10.2015

Inhalt

Der jüdische Sozialdemokrat Fritz Bauer kämpft als Humanist und hessischer Generalstaatsanwalt dafür, die verantwortlichen Täter der NS-Verbrechen im eigenen Land vor Gericht zu stellen. 1957 erhält er einen Hinweis auf den argentinischen Aufenthaltsort des früheren SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann. Politisch nahezu allein unterstützt von Ministerpräsident Georg-August Zinn, stößt er im Zuge seiner Ermittlungen gemeinsam mit dem jungen Staatsanwalt Angermann auf den Widerstand einflussreicher Kreise innerhalb der Staatsanwaltschaft, beim BKA und BND, die von schonungsloser Aufklärung der Verbrechen und Anerkennung der Schuld wenig wissen wollen. Denunziationen, die selbst vor Privatsphäre nicht Halt machen, drohen ihn und seinen Mitstreiter zu zermürben. Misstrauisch gegenüber der deutschen Justiz und den inländischen Ermittlern, nimmt Bauer Kontakt zum israelischen Geheimdienst Mossad auf, dem es gelingt, Eichmann aus Argentinien zu entführen und in Israel den Prozess zu machen.
Umsetzung

Zum Auftakt zeigen eingefügte Archiv-Originalaufnahmen Bauers Engagement und seinen Gerechtigkeitsanspruch authentisch, bevor die kammerspielartige Inszenierung Zeit und Charaktere weitgehend getreu erfasst. Das Biopic dramatisiert einen Ausschnitt aus Bauers Biografie nach Antritt seines Amts als Generalstaatsanwalt 1956 in Frankfurt beim Aufspüren Eichmanns. Vor allem Burghart Klaußner versteht die Titelfigur in Mimik, Gestik, Sprache, Habitus und intellektuellem Format kongenial zu verkörpern. Bei allem Kämpferisch-Politischen erscheinen auch private Facetten des Porträtierten. Insbesondere mit Einführung der fiktiven Figur des verkappt homosexuellen Staatsanwalts Angermann nutzt die Dramaturgie fiktionale Freiheiten, um auf diese Weise Bauers diskret gelebte, von ihm öffentlich nicht thematisierte eigene Homosexualität ins Spiel zu bringen und anzudeuten, wie sehr das Thema von den Widersachern gegen sie verwendet werden konnte.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Ausgehend von Bauers eingefügter Fernsehansprache im Kontext des Eichmann-Prozesses 1961, mit der er sich explizit an seinerzeit Heranwachsende wandte, eröffnet der Film Jugendlichen Chancen zum Nachdenken über historische Schuld und Verantwortung. Thematisch bietet er vielfältige Möglichkeiten, sich mit Aspekten der von Bauer unnachgiebig geforderten Vergangenheitsbewältigung nach 1945 auseinanderzusetzen. Kraumes bereits im Titel anklingende Fokussierung auf die Figur als Held, ein Stück weit auch tragischer Held im Nachkriegsdeutschland, der auf den Widerstand mächtiger politischer und gesellschaftlicher Interessengruppen stößt, regt an zur Erarbeitung sowohl der Motive und Triebfedern von Bauers Handeln als auch der damit korrespondierenden gesellschaftspolitischen Strukturen der 1950/60er Jahre. Auf der filmdramaturgischen Ebene sollte das fürs Biopic-Genre charakteristische Spannungsverhältnis zwischen Authentizität und Fiktionalisierung anhand der Figur des erfundenen Staatsanwalts diskutiert und bewertet werden.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Lars Kraume
Lars Kraume, Oliver Guez
Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, Jörg Schüttauf u. a.
105 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat „besonders wertvoll“
Alamode Film
Festival del film Locarno 2015 (Publikumspreis)