
Adèle und das Geheimnis des Pharaos
Mit viel Charme und Nonchalance lässt Luc Besson die in Frankreich bekannte Abenteurerin Adèle im Paris der Belle Epoque auferstehen. Seine Comicadaption der Bücher von Tardi bietet unterhaltsames Kino, das das Abenteuergenre jenseits der amerikanischen Großproduktionen angenehm belebt und ohne pädagogischen Zeigefinger zu Fragen über männliche und weibliche Held/innen und Identifikationsrollen anregt.
Adèle Blanc-Sec
Animationsfilm, Fantasy, Historienfilm, Abenteuerfilm, Comicverfilmung
5. bis 9. Klasse
10 bis 14 Jahre
Deutsch, Kunst, Geschichte, Religion/Ethik, Französisch
Abenteuer, Gender/Geschlechterrollen, Todesstrafe, fremde Kulturen, Ägypten
30.09.2010
Inhalt

Paris, 1912 - um das Leben ihrer Schwester zu retten, begibt sich die mutige und abenteuerlustige Journalistin Adèle Blanc-Sec auf die Reise nach Ägypten. Dort sucht sie nach der Mumie des Leibarztes von Ramses II, die über magische Heilkräfte verfügen soll. Ihr Gegenspieler, der düstere Professor Dieuleveut, behindert sie dabei nach Kräften. Zur gleichen Zeit schlüpft im Pariser Naturkundemuseum ein prähistorischer Flugsaurier aus seinem Ei und versetzt die Stadt in Aufruhr. Daran beteiligt ist der berühmte Professor Esparandieu, den Adèle, zurück vom Nil, braucht, um die Mumie wieder zum Leben zu erwecken. Vorher muss sie ihn aber noch vor dem Schafott und dem Zugriff Inspektor Caponis und seiner Schergen retten.
Umsetzung

Eine Comicverfilmung bedarf ganz eigener Kunstfertigkeiten: einerseits sollten der Duktus und die Rhythmisierung der Vorlage erkennbar bleiben, andererseits müssen wirkliche Menschen im dreidimensionalen Raum überzeugend agieren können. Regisseur und Drehbuchautor Luc Besson gelingt dieses in weiten Teilen. Er hat sich schwerpunktmäßig zweier Comicbücher der bekannten Reihe von Tardi angenommen, um sie einem internationalen Publikum bekannt zu machen. Das Ergebnis bietet weniger Action als US-amerikanische Comicadaptionen, dafür aber umso mehr den kontinentalen Charme einer typisierten Belle Epoque. Sein Adèle-Abenteuer ist höchst unterhaltsam, dramaturgisch jedoch etwas gleichförmig angelegt statt eines durchgehenden Spannungsbogens taucht man eher hin und wieder in eine Episode ein. Die Figuren wirken so wie der ganze Film eher skurril, wobei die Maske leider manchmal etwas zu theaterhaft ins Bild gerückt wird. Als Gesamtkunstwerk ist Bessons Film jedoch meist stimmig, die Schauspieler wirken motiviert, das Drehbuch heiter bis witzig und man möchte mehr über Frankreichs Heldin der Jahrhundertwende erfahren.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Ein großes Plus der Geschichte ist die ungewöhnliche Protagonistin, die durch ihre Wandlungsfähigkeit zum Nachdenken über Geschlechterrollen im Lauf der Zeiten und Kulturen anregt. Der Vergleich mit den meist männlichen Helden bekannter Comics stellt wohl einen der wichtigsten Themenpunkte dar. Dadurch, dass die Geschichte(n) in einer vergleichsweise prüden Epoche angesiedelt sind, kann man sich auf den Esprit und die Kunstfertigkeit der Heldin konzentrieren, ohne die vordergründige Darstellung sekundärer Geschlechtsmerkmale (wie bei Catwoman oder Supergirl) als emanzipatorisch abschwächendes Element immer vor Augen haben zu müssen. Neben der Untersuchung der Geschlechterrollen und männlicher bzw. weiblicher Heldenideale sind für den Geschichtsunterricht die Behandlung der europäischen Jahrhundertwende und des alten Ägypten sowie für den Kunstunterricht der Vergleich der Comicvorlage mit der Filmadaption von curricularem Interesse. Für den Französischunterricht empfiehlt sich die Originalfassung, die durch gut verständliche Sprache, geistreiche Dialoge und ein interessantes Bild der Belle Epoque überzeugt.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Website zum FilmLuc Besson
Luc Besson nach verschiedenen Comicbüchern von Jacques Tardi
Louise Bourgoin, Mathieu Amalric, Gilles Lellouche, Jean-Paul Rouve, u.a.
106 Min
deutsche Synchronfassung / frz. Originalfassung mit dt. Untertiteln
35mm
ab 6 Jahre
Universum Film