Alaska
Eine Frau allein in ihrem Kajak auf dem Wasser, sich selbst genug und eins mit der Natur. Eine andere Frau paddelt ebenfalls auf der Müritz, zusammen mit Freunden, ihren Schmerz versteckt sie hinter herzhaftem Lachen. Ein Bruder sucht verzweifelt die entfremdete Schwester, die ihn vermutlich um sein Erbe betrogen hat. ALASKA ist ein stiller Film voller unverhoffter Begegnungen, der von Abschied und Neuanfang erzählt und von der Natur als großer Trösterin.
Drama
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Deutsch, Ethik, Philosophie, Medienkunde
Abschied, Beziehungen, Einsamkeit, Emanzipation, Familie, Geschwister, Natur, Neuanfang, Ostdeutschland, Provinz, Verlust
07.09.2023
Inhalt
Nach dem Tod ihres Vaters begibt sich Kerstin, die ihn jahrelang gepflegt hat, allein auf eine lange Kajaktour durch die Mecklenburgische Seenplatte – immer im Kreis. Hat doch ihr Vater jahrelang davon geträumt, den Yukon in Alaska hinunterzupaddeln. Nun müssen es die Mecklenburger Seen als Sparvariante tun. Die souveräne Kajakfahrerin hält sich abseits, doch auf den Campingplätzen, wo sie übernachtet, lassen sich Begegnungen mit anderen Menschen nicht ganz vermeiden. Überhaupt begegnen sich häufig dieselben Leute auf dem Wasser. Die fröhliche Alima, die mit Freunden unterwegs ist, lässt sich nicht von Kerstins Schweigsamkeit abschrecken. Sie fühlt sich zu der älteren Frau hingezogen, wohl auch, weil sie instinktiv spürt, dass sie beide einen ähnlichen Schmerz teilen. Doch Alima ist nicht die einzige, die Kerstin sucht. Ihr entfremdeter Bruder Thomas ist ihr ebenfalls auf der Spur. Vordergründig geht es um eine Erbschaftsangelegenheit, unterschwellig wird eine fragile Geschwisterbeziehung neu verhandelt.
Umsetzung
Der junge Rostocker Regisseur Max Gleschinski setzt in seinem zweiten Langfilm ganz auf die Aufmerksamkeit und das Einfühlungsvermögen seines Publikums. Erzählt er doch sehr reduziert, mit vielen Auslassungen sowie klug pointierten und auch humorvollen, rudimentären Dialogen. In den ersten zehn Minuten fällt kein einziges Wort. Stattdessen füllen ruhige Naturbilder die Leinwand, untermalt von einer naturalistischen Geräuschkulisse. Musik wird nur sehr punktuell und sparsam eingesetzt. Seine Figuren sind sperrig und verweigern sich einer leichten Identifikation. ALASKA ist unterteilt in vier Kapitel, einen Pro- und einen Epilog. Die einzelnen Kapitel gehen stets mit einem Perspektivwechsel einher. Diese Herangehensweise steht in Gegensatz zu den kurzen Clips, die viele Jugendliche überwiegend konsumieren. Sie stellt eine Herausforderung in der Filmvermittlung dar, aber eine, die sich lohnt einzugehen, schult sie doch das (sinnliche) Beobachtungsvermögen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Mehrmals fällt der Begriff Ödnis im Film als Bezeichnung für eine provinzielle Gegend ohne Internetzugang. Das Innere Mecklenburgs fällt für viele Menschen wohl in diese Kategorie. Kerstin widerspricht dem durch die positive Identifikation mit ihrer Heimat. Die Schüler*innen können sich anhand des Films damit auseinandersetzen, was Ödnis – innere und äußere – für sie ausmacht und wie sich diese Einordnung mit offensichtlicher Schönheit der Natur verbindet. Weiterhin erzählt der Film mit vielen Auslassungen, die Figuren, ihre Hintergründe und Motivationen werden nur angerissen. Gleichzeitig ist dies eine Einladung an die Betrachter*innen, diese Leerstellen durch ihre eigene Imagination auszufüllen. Auf der formalen Ebene lohnt sich ein näherer Blick auf das Zusammenspiel von Ton und Bild. Über weite Strecken dominieren natürliche Geräusche, im Verlauf des Films wird zunehmend ein unterschwelliges Unbehagen durch Hintergrundmusik ausgedrückt, während dieses Konzept an zwei Stellen bewusst durch Popsongs durchbrochen wird.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Alaska.pdfMax Gleschinski
Max Gleschinski
Christian Große, Pegah Ferydoni, Karsten Antonio Mielke, Milena Dreißig u. a.
124 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 6 Jahre
missingFILMs
2023: Filmfestival Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm; Achtung Berlin Filmfestival, Filmkunstfest MV: NDR Regiepreis, Neisse Filmfestival: Bester Spielfilm