Beuys
Joseph Beuys ist weit mehr als der Mann mit dem Hut und der Fettecke. Warum, das zeigt der renommierte Dokumentarist Andres Veiel in seinem vielschichtigen Filmporträt. Seine komplexe Filmcollage versammelt nicht nur viele aufschlussreiche Bild- und Tondokumente, sondern skizziert auch, warum Beuys als einflussreichster deutscher Bildender Künstler des 20. Jahrhunderts gilt. Zudem erhellt sie, warum seine revolutionären Thesen auch heute noch aktuell sind.
Dokumentarfilm, Künstlerporträt
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Kunst, Geschichte, Deutsch, Sozialkunde, Politik, Ethik
Kunst, Geschichte, Politik, Demokratie, Individuum und Gesellschaft, Utopie, Freiheit, Avantgarde, Studentenbewegung, Parteien, Außerparlamentarische Opposition
18.05.2017
Inhalt
In seiner aufwändigen Porträt-Collage schildert Andres Veiel wichtige Lebens- und Werkstationen von Joseph Beuys (1921-1986). Vom legendären Diktum "Jeder Mensch ist ein Künstler" bis zum dreitägigen Aufenthalt mit einem Koyoten in einem Raum in New York: Veiel deckt eine große Bandbreite des Schaffens von Beuys ab. Es ist kein klassischer Porträtfilm mit vielen talking heads, die das Faszinosum des Avantgardisten ergründen sollen. Vielmehr kommt Beuys oft und ausführlich selbst zu Wort. Mehr als 90 Prozent des Films besteht aus Originalfilmaufnahmen mit dem Künstler; dazu kommen Statements von Zeitzeugen oder Weggefährten wie dem Beuys-Schüler Johannes Stüttgen und dem befreundeten Grafiker Klaus Staeck.
Umsetzung
Veiel hat über 400 Stunden Film, 300 Stunden Audiomaterial und mehr als 20.000 Fotos gesichtet und daraus eine assoziative Collage gefertigt. Eine abwechslungsreiche Montage arrangiert das ausgewählte, großenteils wenig bekannte Material in fast spielerisch wirkender Manier: Immer wieder gleiten Kontaktabzüge mit Bildern und Filmausschnitten durchs Bild, die Kamera zoomt oft an ein Einzelbild heran, das dann zu einer weiteren Sequenz führt. An anderen Stellen leiten Split Screens zu neuen Kapiteln über. Veiel verzichtet auf einen erklärenden Off-Kommentar, lässt vielmehr das authentische Material für sich sprechen. Da eine explizite kritische Auseinandersetzung mit Beuys' Konzepten ausbleibt, bleiben viele Fragen offen, so dass sich die Zuschauer ein eigenes Urteil bilden können.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die dokumentierten Kunstaktionen und kunsttheoretischen Überlegungen laden dazu ein, die Verknüpfungen zwischen Leben und Werk zu erkunden, etwa die traumatischen Erfahrungen als Luftwaffenpilot im Zweiten Weltkrieg und die depressiven Schübe während seines Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie. Veiels biografische Annäherung ohne Off-Kommentar legt die Frage nahe, warum der Regisseur sich für diese Erzählform entschieden hat. Recherchen zur Außerparlamentarischen Opposition oder zur Entstehung der Partei der Grünen als antibürgerliche Protestpartei erleichtern ein tieferes Verständnis der Beuysschen Utopien. Seine radikalen Positionen zum Erweiterten Kunstbegriff, zur Demokratisierung von Kunst und zur überfälligen Aufhebung der Trennung von Kunst und Gesellschaft geben Anlass zu einer Diskussion über die Frage, inwieweit diese heute noch fruchtbar sind. In einigen Filmsequenzen warnt der Künstler davor, dass unkontrollierte Geldströme Finanzkrisen auslösen und so langfristig die Demokratie aushöhlen können. Bestätigen Phänomene wie die Weltfinanzkrise, die 2007 durch das Platzen der "Immobilienblase" in den USA ausgelöst wurde, die Beuyssche Analytik?
Veranstaltungen
Schulveranstaltung zur Filmbildung ab Kl. 10: Kinovorführung in Anwesenheit des Regisseurs Andres Veiel und des Cutters Stephan Krumbiegel.
Am Donnerstag, den 16. November um 10 Uhr findet in einem zentralen Kino in Berlin eine Schulveranstaltung zum Dokumentarfilm BEUYS (Berlinale 2017 - Wettbewerb) statt. Anschließend an die Filmvorführung gibt es ein moderiertes Gespräch, gefolgt von einer Q & A - Runde mit den SchülerInnen. Eingeladen sind: Andres Veiel (Regisseur), Stephan Krumbiegel (Cutter)
Fächer: Kunst, Politik, Geschichte, Ethik, Sozialkunde, Deutsch, Philosophie
Kosten pro Schüler: 6,00 €
Dauer der Veranstaltung: ca. 150 min.
Die SchülerInnen haben selbstverständlich die Möglichkeit, den Filmemachern ihre Fragen zu stellen. Diese Veranstaltung ist besonders geeignet zur Film- und Medienkompetenzbildung ab Klasse 10. Folgende Themenbereiche werden angesprochen: Filmanalytische Überlegungen des Regisseurs, Gestaltungskraft des Filmschnitts, umfangreiche Recherchearbeit (über 300 Stunden Bewegtbildmaterial wurden hierfür gesichtet), Rechte an Bild und Werk, Authentizität im Porträt u.v.m.
Weiterführende Links
Webseite des FilmsBewertung der fbw
Der Film bei filmportal.de
Der Film bei kinofenster.de
Andres Veiel
Andres Veiel
Mitwirkende: Joseph Beuys, Klaus Staeck, Johannes Stüttgen, Franz Joseph van der Grinten, Rhea Thönges-Stringaris, Caroline Tisdall u.a.
107 Min
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
digital, schwarz-weiß und Farbe
ohne Altersbeschränkung
Prädikat "besonders wertvoll"
Piffl Medien
Berlinale 2017: Wettbewerb
Weiterführende Links
Webseite des FilmsBewertung der fbw
Der Film bei filmportal.de
Der Film bei kinofenster.de