Ein Mann in einem roten Anzug steht umringt von sechs Kindern in verschiedenem Alter neben einem blauen Bus.

Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück

USA 2016

Der zweite Langfilm von Matt Ross schildert die Abenteuer einer amerikanischen Aussteigerfamilie, die nach Jahren in der Wildnis gezwungen ist, in die moderne Welt zurückzukehren. In tragikomischen Szenen beleuchtet das Familiendrama sehr pointiert das Spannungsverhältnis zwischen Naturidylle und moderner Zivilisation, Idealismus und Kapitalismus und regt dazu an, die Grenzen radikaler individueller Lebensentwürfe kritisch neu zu definieren.

Originaltitel

Captain Fantastic

Genre

Drama, Tragikomödie

Klassenstufe

ab 10. Klasse

Altersempfehlung

ab 15 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Englisch, Sozial-/Gemeinschaftskunde, Ethik, Philosophie, Psychologie

Themen

Familie, Erziehung, Wildnis, Zivilisation, Bildung, Philosophie, Natur, Werte, Kapitalismus, Idealismus, Utopie, Individuum (und Gesellschaft), Abenteuer, Toleranz

Kinostart

18.08.2016

Inhalt


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In den Wäldern an der Nordwestküste der USA lebt der überzeugte Aussteiger Ben mit seiner Frau Leslie und ihren sechs Kindern fern jeder Zivilisation. Die Kinder im Alter zwischen sieben und 18 Jahren lernen bei Ben alles, was sie zum Überleben in der Wildnis benötigen. Er vermittelt ihnen aber auch Grundlagen der Philosophie und hält sie zum eigenständigen Denken an. Als die depressive Leslie sich in einem Krankenhaus das Leben nimmt, endet die Idylle abrupt. Leslies Vater Jack besteht auf einer Erdbestattung bei sich in New Mexico, die Buddhistin Leslie wollte jedoch eine Einäscherung. Um ihren letzten Willen durchzusetzen, reisen Ben und die Kinder im umgebauten Schulbus zu Jack, der mit dem Entzug des Sorgerechts droht. Vor allem die Jüngeren staunen, als sie erstmals Fettleibige und Fast Food-Läden sehen. Während der Konsumkapitalismus seine Faszination entfaltet, erwacht der Widerstand gegen Bens Lehren.

Umsetzung


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Mit der weitgehenden Beschränkung auf einen Schauplatz, den Waldhüttenkomplex der Familie, nimmt der Film zunächst kammerspielartige Züge an, ehe die Kamera allmählich den Blick auf die umgebende Wildnis weitet. Der Einsatz der Handkamera beim sportlichen Training und auf der Hirschjagd setzen sparsame dramatische Akzente. Imposante Aufnahmen der Waldlandschaft korrespondieren dabei mit der tiefen Naturverbundenheit der Familie. Als Selbstversorger verzichten die Aussteiger auf jeglichen Komfort der modernen Zivilisation, einschließlich Fernsehen, Telefon und Internet, sie setzen unter Führung Bens vielmehr auf ideelle Werte wie Wahrheit, Freiheit, Solidarität und Geborgenheit. Der überaus starke familiäre Zusammenhalt zeigt sich besonders im Machtkampf mit Leslies Eltern und auf der Busfahrt.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Das Aussteigerporträt bietet Anstöße, um im Unterricht die Motive für eine radikale Abkehr von der modernen Zivilisation und die Lebensbedingungen in der Wildnis zu reflektieren. Da die Heran-wachsenden an einem abgeschiedenen Ort leben müssen, liegt eine Diskussion über Chancen und Defizite einer Pubertät in der gesellschaftlichen Isolation nahe. Für junge Zuschauer stellt sich die Frage: Können sie sich vorstellen, auf gewohnte Kommunikationsmittel wie Handy und Internet komplett zu verzichten? Am Beispiel Bens lässt sich erörtern, ob seine rigorosen Erziehungsmethoden bis hin zum Felswandklettern mit der elterlichen Fürsorgepflicht vereinbar sind. Je länger seine Spröss-linge sich in der Zivilisation bewegen, umso mehr treten Mankos wie Vorteile seiner außerschulischen Erziehung zutage: Die Kinder sind auf die moderne Welt nicht vorbereitet, haben aber einen Wissens-vorsprung: Beim Wort Nike denken die Söhne von Bens Schwester an eine Sportmarke, seine Kinder an die griechische Siegesgöttin. Zugleich sieht sich Ben gezwungen, seinen dogmatischen Idealismus zu mildern. Schließlich wirft die Auflösung die Frage auf, ob sie die zentralen Widersprüche nur beschönigt.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Reinhard Kleber, 28.07.2016, letzte Aktualisierung: 09.11.2022

Regie

Matt Ross

Buch

Matt Ross

Darsteller*innen

Viggo Mortensen, Steve Zahn, Frank Langella, Missi Pyle, Kathryn Hahn, George MacKay, Annalise Basso u. a.

Länge

120 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, englische Originalfassung

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Universum Film

Festivals

Internationale Filmfestspiele Cannes 2016: Regiepreis in der Sektion Un certain Regard; Internationales Filmfestival Karlovy Vary 2016: Pravo-Publikumspreis; Palm Springs International Film Festival 2016: Director to Watch (Matt Ross)

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