Das Kombinat
Neun Jahre lang hat der Filmemacher Moritz Springer das Kartoffelkombinat aus München mit der Kamera begleitet, eine genossenschaftliche Gärtnerei, die das Konzept der solidarischen Landwirtschaft praktiziert. Die geerdete Langzeitbeobachtung informiert am konkreten Beispiel über die Idee hinter dem ökologischen Anbau. Dabei werden auch Hürden auf dem Weg zu einer anderen Landwirtschaft dokumentiert.
Dokumentarfilm
ab 8. Klasse
ab 13 Jahre
Sozialkunde, Wirtschaft/WAT, Biologie, Ethik
Ökologie, Ernährung, Landwirtschaft, Idealismus, Teamwork, Wirtschaft, Kapitalismus, industrielle vs. ökologische Landwirtschaft
28.09.2023
Inhalt
2012 von Daniel Überall und Simon Scholl gegründet, hat sich das Münchner Kartoffelkombinat hohe Ziele gesteckt. Die genossenschaftlich organisierte Gärtnerei setzt auf einen solidarischen Gemüseanbau, der ökologisch, vielfältig und fair ist. Die Idee hinterfragt die Produktionsweise und Preisgestaltung von Lebensmitteln, die Arbeitsbedingungen im Agrarwesen und letztlich das kapitalistische Wirtschaftssystem. Anfangs beflügelt die hemdsärmelige Umsetzung die Gründer, doch nach den ersten Jahren treten Probleme auf. Durch den Kauf einer eigenen Immobilie mit größerer Anbaufläche wächst die Genossenschaft um hunderte Mitgliedshaushalte. Die Koordination wird komplizierter, ungewollte Team-Hierarchien halten Einzug, außerdem Überstunden und persönliche Differenzen. Schließlich trennen sich die Wege: Scholl bleibt weiter als Vorstand im Kombinat aktiv, Überall widmet sich der Netzwerkarbeit.
Umsetzung
Der Regisseur und Co-Kameramann Moritz Springer hat die Entwicklung des Kartoffelkombinats zwischen 2014 und 2023 beobachtet. Dabei ist ein teilnehmendes Langzeitporträt entstanden, das viel Grundsätzliches vermittelt und zugleich ins Innere des konkreten Projekts blickt. Das Vorhaben strauchelt, als „Theorie und Tatendrang” auf die „Realitäten” treffen – so zwei Kapitelnamen des Dokumentarfilms. Im Kern geht es darum, ob das Ideal der solidarischen Landwirtschaft nur im Kleinen funktioniert oder auch als größere Transformationskraft. Auf übliche „Talking Heads” und ein erklärendes Voice Over wird weitgehend verzichtet. Stattdessen begleitet Springer die Beteiligten bei der Arbeit, führt Gespräche und stellt Fragen, filmt Führungen, Meetings oder ein Sommerfest. So lässt der Film viel Raum für eigene Erwägungen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
DAS KOMBINAT regt dazu an, verschiedene landwirtschaftliche Abläufe und Konzepte zu besprechen, insbesondere die Unterschiede zwischen konventionellem und ökologischem Gemüseanbau. Hier kann auch erklärt werden, wie eine Genossenschaft funktioniert, was eine ökologische Gemüseproduktion auszeichnet und wie die vielen Bio-Siegel auf Verpackungen zu verstehen sind. Der Film zeigt auf, dass Ökologie oft eine Abwägung erfordert: Regionale Tomaten wachsen meist in fossil beheizten Gewächshäusern, spanische Tomaten reifen im Sonnenlicht, werden dann aber über weite Strecken transportiert. Das Gespräch kann in generelle Überlegungen zur (Saison-)Arbeit in der Landwirtschaft und dem Warencharakter von Lebensmitteln münden. Zudem regt der Film im Fach Biologie einen Ausflug ins Feld oder ein Praxisprojekt rund um ein Gemüsegärtchen an. In medienkundlicher Hinsicht offeriert der Film eine Einordnung des Genres und der darin vorgenommenen Positionierung von Filmschaffenden. Dokumentarfilme gelten oft als neutral, kennen aber filmische Strategien zur Manipulation. Bei DAS KOMBINAT scheint etwa in der freundlichen Musik durch, dass Springer das Projekt gutheißt – dennoch lässt er Grautöne zu.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Moritz Springer
Moritz Springer
Mitwirkende Daniel Überall, Simon Scholl u. a.
90 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
liegt noch nicht vor
Real Fiction
Uraufführung beim Filmfest München 2023