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Das schweigende Klassenzimmer
Wann stoßen Akte der Zivilcourage in einer Diktatur an ihre Grenzen? Zeigt man auch dann noch Solidarität, wenn individuelle Lebensziele in Gefahr geraten? Mit solchen Fragen befasst sich das Jugenddrama von Lars Kraume, das auf einem realen Vorfall aus dem Jahr 1956 beruht. Damals legten DDR-Oberschüler Schweigeminuten für die Opfer des Aufstands in Ungarn ein und lösten damit im Regime eine Schockwelle aus, die ihr Leben für immer veränderte.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Geschichte, Deutsch, Politik, Ethik, Sozialkunde, Religion, Psychologie, fächerübergreifend: Demokratieerziehung
(Deutsche) Geschichte, Ost-West-Konflikt, DDR, geteiltes Deutschland, Erwachsenwerden, politisches Erwachen, Meinungsfreiheit, Rebellion, Generationenkonflikt, Solidarität, Identität, Verlust, Selbstbestimmung, Individuum (und Gesellschaft)
01.03.2018
Inhalt
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Im Herbst 1956 sehen die DDR-Oberschüler Theo und Kurt im Kino in West-Berlin Wochenschaubilder vom Volksaufstand gegen das sozialistische Regime in Ungarn. Zurück in Stalinstadt (Eisenhüttenstadt) erzählen sie ihren Mitschüler*innen davon, die beim unangepassten Edgar im verbotenen Westradiosender RIAS weitere Einzelheiten erfahren. Aus Solidarität mit den Ungarn halten die Primaner im Unterricht spontan zwei Schweigeminuten ab. Während Schulrektor Schwarz versucht, die Aktion als Jugendstreich abzutun, dringt die Kunde davon zum Schulamt und zur SED-Bezirksleitung. Schließlich fordert Volksbildungsminister Lange die Oberprima ultimativ auf, binnen einer Woche die "Rädelsführer" zu nennen. Doch die 20 Schüler*innen weigern sich und werden vom Abitur ausgeschlossen. Damit stehen sie vor einer schmerzhaften Entscheidung: Fast alle reisen heimlich über die damals noch offene Grenze nach West-Berlin aus, und geben Heimat und Familie für unbestimmte Zeit auf.
Umsetzung
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Das Drehbuch von Autor und Regisseur Lars Kraume beruht auf dem gleichnamigen Sachbuch von Dietrich Garstka aus dem Jahr 2006. Darin beschreibt der heute in Essen lebende ehemalige Gymnasiallehrer die Erlebnisse seiner Klasse, die sich 1956 in der brandenburgischen Stadt Storkow auflehnte. Der Film weicht gelegentlich von den überlieferten Fakten ab, so wurde die Handlung nach Stalinstadt verlegt, wo man in erhaltener zeitgenössischer Architektur drehen konnte. Die packende Inszenierung, die durch eine sorgfältige Ausstattung eine authentische Atmosphäre erzeugt, kombiniert stilsicher etliche Nachwuchsdarsteller mit erwachsenen Schauspielstars zu einem vielköpfigen Ensemble, das typisierte Figuren (Direktor, Minister) ebenso umfasst wie starke Identifikationsfiguren (Theo, Kurt).
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
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Der Film veranschaulicht eindringlich die Stationen eines schmerzlichen Prozesses einer politischen Bewusstwerdung. War die Schweigeminute zunächst als spontane Solidaritätsgeste gedacht, so wurde daraus durch die überharte Reaktion des Regimes eine folgenschwere systemkritische Widerstandsaktion. Während der DDR-Minister den Protest im Film als konterrevolutionären Akt verurteilt, feierte die bundesdeutsche Presse die Schüler/innen als tapfere Freiheitskämpfer. Hier kann diskutiert werden, wie sich ideologische Frontstellungen des Kalten Krieges im Alltagsleben auswirken. Wann stoßen Akte der Zivilcourage an ihre Grenzen? Mit welchen Mitteln zwingt das Regime Bürger zum Verrat von Gesinnungsgenossen? Im Unterricht bietet es sich auch an, den Bogen in die Gegenwart zu schlagen: Wer ist unter Zwang bereit, für seine Überzeugungen Freunde zu hintergehen und Existenz oder Karriere aufzugeben?
Veranstaltungen
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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Lars Kraume
Lars Kraume nach dem Tatsachenbericht von Dietrich Garstka
Leonard Scheicher, Tom Gramenz, Lena Klenke, Jonas Dassler, Isaiah Michalski, Ronald Zehrfeld, Florian Lukas, Jördis Triebel, Michael Gwisdek, Burghart Klaußner u. a.
111 Min
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
digital, Farbe
ab 12 Jahre
StudioCanal
Bayerischer Filmpreis 2018 für Jonas Dassler als bester Nebendarsteller; Uraufführung auf der Berlinale 2018 in der Reihe Special; Friedenspreis des Deutschen Films Die Brücke 2018