
Die Summe meiner einzelnen Teile
In einer für den Regisseur Weingartner charakteristischen Filmsprache erzählt das gesellschaftskritische (Psycho-)Drama die Geschichte des erfolgreichen Mathematikers Martin, der im Anschluss an einen Psychiatrieaufenthalt zum Außenseiter wird. Nach dem Verlust seines bisherigen Status’ driftet er obdachlos durch Berlin, bevor er über die Freundschaft zu dem geheimnisvollen ukrainischen Straßenkind Viktor einen eigenen Weg am Rande der Gesellschaft zu finden versucht.“
Die Summe meiner einzelnen Teile
Drama
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Deutsch, Sozial- und Gemeinschaftskunde, Religion/Ethik, Philosophie
Werte, Individuum und Gesellschaft, Gesellschaftskritik, Freundschaft, Widerstand, Utopie, Außenseiter, Psychiatrie
02.02.2012
Inhalt

Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie findet Martin Blunt, der erfolgreich als Mathematiker gearbeitet hat, keine Anstellung mehr. Getrennt von seiner Freundin, verfällt er dem Alkohol und driftet wie im Trance bald obdachlos durch Berlin, bis er nächtens angefahren und brutal verprügelt wird. In einem Abbruchhaus trifft er auf das geheimnisvolle ukrainische Straßenkind Viktor, zu dem er über Gesten und Blicke zarte Freundschaft knüpft. Sie verlassen die unwirtliche Stadt und finden vorübergehend Unterschlupf in einer selbst errichteten Waldhütte, wo sie von einem besseren Leben träumen. Beim Flaschensammeln in der Stadt lernt Martin die junge Zahnarzthelferin Lena kennen, deren Ex-Freund als Aussteiger in Portugal lebt. Bevor sich der Traum von einer gemeinsamen Reise ins portugiesische Aussteigerparadies erfüllt, holt die Wirklichkeit sie ein.
Umsetzung

Erneut vermischen sich die Grenzen zwischen albtraumartiger Halluzination, verrückter Realität und normal erlebter Gegenwart in einer seit dem WEISSEN RAUSCHEN (2001) für Weingartner charakteristischen filmsprachlichen Weise. Die erzählte Geschichte exponiert die Figur eines psychisch fragilen, tragischen Außenseiter-Helden, der sich, utopisch gesinnt und zum Scheitern bestimmt, aus dem Korsett gesellschaftlicher Zwänge befreien möchte. Mit Hilfe von entfesselten Kamerabewegungen, gekippten Perspektiven, hektisch-abrupten Schnittfolgen, Flashbacks, entsättigten Farben, ungefiltert-rauem Ton und sparsam atmosphärisch eingesetzter, teils kontrapunktischer (Gitarren-)Musik erscheint das Erzählte authentisch, immer wieder auch flirrend suggestiv umgesetzt. Die innere Bewegung des Films und des Protagonisten spiegelt sich in treffend ausgewählten Schauplätzen, die das Angezogen- wie Abgestoßenwerden von Gesellschaft kongenial ausdrücken.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Die von Weingartners Film normenkritisch akzentuierte Frage Was ist verrückt, was ist normal? umkreist den Themenkomplex schulischer wie außerschulischer Werteerziehung. Seine dramaturgische Stärke, den Zuschauern bestimmte Sichtweisen und Interpretationen nicht aufzudrängen, fordert und fördert das selbständige Erarbeiten dazu dienender filmischer Mittel und Motive. Für ältere Schülerinnen und Schülern am Ende der Mittelstufe lässt sich das schillernde Spiel mit der Wahrnehmung von verrückt und normal beispielsweise über die konträre Sicht Martins und der Psychotherapeutin auf die mysteriöse Figur des kleinen Jungen erschließen: Welche Plotindizien und Inszenierungsdetails sprechen für seine Existenz in der äußeren Wirklichkeit, wie es die Sichtweise der Hautfigur nahe legen könnte; welche für eine Einbildung, für eine Abspaltung als Teil der inneren, psychischen Realität des Protagonisten?
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Website des Filmsmehr zum Film bei kinofenster.de
Begründung der fbw
Der Film bei filmportal.de
Hans Weingartner
Cüneyt Kaya, Hans Weingartner
Peter Schneider, Timur Massold, Henrike von Kuick, Andreas Leupold, Julia Jentsch u. a.
114 Min
deutsch
35mm, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat „besonders wertvoll“
Wild Bunch
BFI London Filmfestival 2011
Weiterführende Links
Website des Filmsmehr zum Film bei kinofenster.de
Begründung der fbw
Der Film bei filmportal.de