Eine Erklärung für alles
Es ist Sommer in Budapest und Ábel kann sich nicht auf seine Abschlussprüfungen konzentrieren, weil er in seine beste Freundin Janka verliebt ist. Auch die fleißige Janka hegt eine eigene unerwiderte Liebe, und zwar zu dem verheirateten Geschichtslehrer Jakab, der zuvor mit Ábels konservativem Vater in Konflikt geraten ist. Die Spannungen einer polarisierten Gesellschaft kommen an die Oberfläche, als Ábels Geschichtsprüfung zum nationalen Skandal wird.
Magyarázat mindenre
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Politik, Geschichte, Ethik, Psychologie, Medienkunde, Deutsch, Philosophie, Pädagogik, fächerübergreifend: Demokratiebildung
Populismus, Identität, (Individuum und) Gesellschaft, Bildung, Schule, Polarisierung, Klassenzugehörigkeit, Erwartungsdruck, Eltern-Kind-Konflikt, Generationenkonflikt, Verantwortung, Medien, Nationalismus, Liebe
19.12.2024
Inhalt
Im Mittelpunkt des Films steht der Budapester Gymnasiast Ábel, der sich auf seine mündliche Abschlussprüfung in Geschichte vorbereiten soll, aber von verliebten Gedanken an seine beste Freundin Janka abgelenkt ist, die wiederum in den Geschichtslehrer Jakab verliebt ist. Ábels Eltern, besonders sein Vater György, Anhänger der rechten Orbán-Regierung, legen großen Wert auf Ábels schulischen Erfolg. Am Prüfungstag trägt Ábel zufällig eine Anstecknadel mit den ungarischen Nationalfarben, was als nationalistisches Zeichen interpretiert wird. Während der Prüfung bringt Ábel kein Wort heraus. Jakab, politisch links orientiert, fragt ihn nach der Nadel. Ábel fällt durch und stellt es vor seinem Vater so dar, als sei er aufgrund politischer Differenzen durchgefallen, was zu einem nationalen Skandal führt. Der Film zeigt eindringlich, wie persönliche Konflikte in einer gespaltenen Gesellschaft aufgeladen und instrumentalisiert werden und offenbart die Spannungen einer polarisierten Gesellschaft.
Umsetzung
Der Film vermittelt komplexe gesellschaftliche Themen durch intime, persönliche Szenennarrative. Reisz inszeniert mit psychologischer Tiefe, gesellschaftspolitischer Schärfe und detailliertem Fokus. Der Film arbeitet mit zurückhaltender Bildsprache, oft durch lange Einstellungen und Nahaufnahmen. Durch kapitelhafte Zwischenüberschriften, Zeitsprünge und multiperspektivischer Erzählweise wird die Frage nach absoluter Wahrheit aufgeworfen und verdeutlicht, wie stark Perspektiven die Wahrnehmung prägen. Die Dialoge sind natürlich und ungeschönt, wodurch die Spannungen zwischen den Charakteren und ihren politischen Ansichten glaubhaft wirken. Die Figuren agieren in einem fein ausbalancierten Zusammenspiel aus persönlicher Verletzlichkeit und ideologischer Überzeugung. Die Symbolik im Film, etwa die Anstecknadel, integriert politische Konflikte subtil in den Alltag der Figuren. Die Inszenierung bleibt ruhig und beobachtend, während die Konflikte sich langsam zuspitzen. Es entsteht eine dichte Atmosphäre, die Raum gibt, moralische und politische Fragen selbst zu reflektieren.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Indem der Film zeigt, wie politische Instrumentalisierung Gesellschaften spalten kann, regt er dazu an, demokratische Werte und den Umgang mit Populismus sowie Medienkritik zu thematisieren. Darüber hinaus bietet er Ansätze zur Diskussion über Nationalismus und die moderne Geschichte Ungarns. Ebenso können moralische Verantwortung und Medienethik behandelt werden. Auf filmsprachlicher Ebene eignet sich EINE ERKLÄRUNG FÜR ALLES insbesondere für eine Analyse der Erzählstruktur und der medialen Gestaltung. Schüler*innen können z. B. untersuchen, wie Kameraführung und -perspek-tiven die Wahrnehmung von Figuren beeinflussen. So üben sie, filmische Mittel zu deuten und Themen kritisch zu reflektieren, was Medienkompetenz und Verständnis komplexer gesellschaftlicher Fragestellungen fördert.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Eine_Erklärung_für_alles.pdfGábor Reisz
Gábor Reisz, Éva Schulze
Gáspár Adonyi-Walsh, István Znamenák, András Rusznák, Rebeka Hatházi, Eliza Sodró, Lilla Kizlinger, Krisztina Urbanovits, Dániel Király, Gergely Kocsis u. a.
127 Min
ungarische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Grandfilm
(Auswahl) Venedig 2023: Orrizonte-Preis; Chicago International Film Festival 2023: Bester Film, Bestes Drehbuch; Les Arcs Film Festival 2023: Prix d’interprétation, Prix CineuropaFilmfest; München 2024: CineMasters Award; New Horizons Film Festival, Polen : Grand Prix 2024