Eren
„Sexualisierte Gewalt ist eine der schlimmsten Formen der Folter.“ betonte die Menschenrechtlerin und Rechtsanwältin Eren Keskin schon vor 20 Jahren in einer Reportage. Das filmische Porträt begleitet Eren Keskin bei ihrem immer noch andauernden Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen wie Femizide, Folter und Unterdückung von Minderheiten. Keskins Gespräche mit Betroffenen, mit Familie und Freunden verschaffen einen Überblick über die politische Geschichte und sozio-kulturelle Facetten der Türkei.
Dokumentarfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Erdkunde, Sozialkunde, Politik, Ethik, Recht
Menschenrechte/-würde, Unterdrückung, LGBTQI+, Türkei, Macht, Kurd*innen, Sexismus, Nationalismus, Gewalt/sexualisierte Gewalt
05.10.2023
Inhalt
EREN porträtiert das berufliche und private Leben der kurdischen Anwältin Eren Keskin, die sich gegen Folter, sexualisierte Gewalt und Hassverbrechen gegen Frauen, LGBTQI+-Personen und ethnisch-religiöse Minderheiten in der Türkei engagiert und Betroffene rechtlich unterstützt. Aufgrund ihrer kritischen Äußerungen gegenüber den Fundamenten der türkischen Staatsideologie laufen gegen Keskin etliche Ermittlungsverfahren, durch die ihr eine Freiheitstrafe von bis zu 17 Jahren drohen. Außerdem wird sie wegen ihrer politischen Haltung ständig zur Zielscheibe von sexistischen Beleidigungen und Bedrohungen durch regierungsnahe Medien. Trotzdem will Keskin die Türkei nicht verlassen und führt ihren Kampf weiter.
Umsetzung
Wie die Regisseurin und Co-Produzentin des Filmes Maria Binder im Off-Kommentar erzählt, kreuzten sich ihre und Eren Keskins Wege das erste Mal, als Binder über eine Freundin trauerte, die von türkischen Soldaten ermordet wurde. Keskin war damals Anwältin ihrer Freundin, und erhob in dieser Sache eine Anklage gegen den türkischen Staat. Nach ihrer Zusammenarbeit im Rahmen eines Kurzfilms im Jahr 2018 haben Binder und Keskin sich entschlossen, einen Dokumentarfilm zu drehen. Drehverbote bei türkischen Gerichten und sehr lange andauernde Gerichtverfahren verhinderten, dass, wie ursprünglich geplant, die Fälle im Mittelpunkt stehen, die Keskin vertritt. So liegt der Fokus auf Keskins eigenem Fall, auf ihrem privaten Leben und ihren politischen Einstellungen. Lange Nahaufnahmen von Keskins Gesicht, besonders in den Szenen, in denen sie mit Unterdrückung und Hassverbrechen konfrontiert ist, ermöglicht es den Zuschauer*innen, sowohl die staatliche Repression als auch den Widerstand nachzuempfinden.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Insbesondere der erste, sechsminütige Teil des Filmes eröffnet einen Raum für eine (feministische) Kritik an sexualisierter Gewalt durch türkische Sicherheitskräfte und am sexistischen Diskurs in der türkischen Öffentlichkeit. Totale Einstellungen der männerdominierten Gassen zu Beginn wechseln auf Nahaufnahmen von Erens Bürofenster und Aktenstapel. Die Zuschauer*innen erfahren von einem Fall sexualisierter Folter an einer kurdischen Frau, indem Keski aus einer Akte vorliest. Diese Szene könnte von den Schüler*innen analysiert werden und im Klassenzimmer Ausgangspunkt für eine Diskussion über Sexismus und Frauenrechte sein. Dabei ist es wichtig, das Augenmerk auch auf den „orientalischen“ Filmdiskurs zu legen, der aus einer weißen deutschen Perspektive die Straßen von Istanbul als exotische und fremde Orte wahrnimmt. Keskin Äußerung: „In der Türkei, wie in allen Ländern des Mittleren Ostens …“ erschwert einen internationalen Bezug herzustellen und kann dazu verleiten, das Thema als ein Problem des Mittleren Ostens wahrzunehmen. Keskins Biografie, als Tochter kurdischer und tschetschenischer Eltern, ihr Engagement für unterdrückte Minderheiten, u. a. Armenier*innen, Kurd*innen und LGBTQI+-Personen, ermöglicht dennoch die Darstellung eines vielfältigeren Türkeibilds
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
Interview mit Maria Binder im Rahmen des DOK.fest München
Artikel über sexualisierte Gewalt im Strafrecht in APuZ der bpb
Artikel "Die Kurdenfrage in der Türkei" in APuZ der bpb von 2009
Dossier über den Genozid an den Armeniern bei bpb.de
Maria Binder
Maria Binder
Mitwirkende: Eren Keskin u. a.
95 Min
türkische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
liegt noch nicht vor
Film Five
DOK.fest München 2023; Thessaloniki Internatinal Documentary Festival 2023
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
Interview mit Maria Binder im Rahmen des DOK.fest München
Artikel über sexualisierte Gewalt im Strafrecht in APuZ der bpb
Artikel "Die Kurdenfrage in der Türkei" in APuZ der bpb von 2009
Dossier über den Genozid an den Armeniern bei bpb.de