
Faust
Der russische Regisseur Alexander Sokurow hat in seiner eigenwilligen "Faust"-Adaption das Original stark verändert. Angesiedelt in einer spätmittelalterlichen Welt kreist das faszinierende Filmkunstwerk um Mythen, Macht und Sinnfragen. Sukorows fantasievolle Interpretation und die vielschichtige ästhetische Form bieten keinen leichten Filmgenuss, aber spannende Möglichkeiten der filmpädagogischen Auseinandersetzung mit Jugendlichen, die sich sowohl für den Originalstoff als auch für innovative Filmformen interessieren.
Faust
Literaturverfilmung, Drama
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Deutsch, Religion / Ethik
Ethik, Filmsprache, Freiheit, Identität, Individuum, Gesellschaft, Macht/Machtgefüge, Manipulation, Mythos, Sinnsuche, Religion/Religiosität, Liebe, Schuld (und Sühne)
19.01.2012
Inhalt

Alexander Sokurow hat mit Faust die Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe frei adaptiert. In seiner Interpretation ist der Protagonist ein Arzt, der mit Unterstützung seines wissenschaftlichen Gehilfen Wagner nach dem Sinn des Lebens und dem Sitz der Seele sucht. Aus Geldnot will Faust einen Ring versetzen und gerät dabei an einen Wucherer, der ganz offensichtlich über übernatürliche Kräfte verfügt. Faust, abgestoßen und zugleich fasziniert, gerät immer stärker unter den Einfluss des manipulativen Alten. Als er zufällig auf die junge unschuldige Margarethe trifft, verliebt er sich in sie. Seine Gefühle werden erwidert, doch dann tötet Faust versehentlich ihren Bruder.
Umsetzung

Faust ist das letzte Segment einer mehr als zehn Jahre umfassenden Tetralogie des russischen Regisseurs Alexander Sukurow über die Psychologie der Macht und des Bösen. Sokurow hat in seiner eigenwilligen Faust-Adaption das Original stark verändert: Handlungsstränge, Figuren, Motive und Textstellen wurden modifiziert. Angesiedelt in einer spätmittelalterlichen Welt kreist das meditative Gesamtkunstwerk um Mythen, Macht und Sinnfragen. Gemäldehafte Bildkompositionen, statische Kameraeinstellungen, entsättigte Farben und ein opernhafter Soundtrack erzeugen eine düstere und surreale Theatralik. Verzerrte Bilder und ein Klangteppich aus Musik, Dialogfetzen und Geräuschen sowie eine etwas sprunghafte Narration erhöhen den Verfremdungseffekt, reflektieren aber zugleich Fausts Verwirrung, die mit seinem Erkenntnisstreben einhergeht.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Johann Wolfgang von Goethes Tragödie ist ein deutscher Literaturklassiker und auch heute noch für viele Schülerinnen und Schüler Pflichtlektüre. Sukorows faszinierende Arthouse-Interpretation bietet keinen leichten Sehgenuss, aber dennoch spannende Möglichkeiten der filmpädagogischen Auseinandersetzung mit Jugendlichen, die sich sowohl für den Originalstoff als auch für innovative Filmformen interessieren. Ergänzend und vertiefend zur Textlektüre kann beispielsweise im Fach Deutsch die inhaltliche und dramaturgische Umsetzung des Films untersucht und diskutiert werden: Welche Handlungsstränge und Motive wurden ergänzt? Inwiefern wurde der Interpretationsraum des Originals beibehalten, verändert oder erweitert? Fruchtbare Diskussionen ergeben sich zudem aus den ethischen und existenziellen Fragen, die der Film aufwirft. Dabei sollten auch die komplexe Ästhetik, ihre dramaturgische Bedeutung und ihre Wirkungsweise in die Analyse dieses außergewöhnlichen Arthouse-Werks mit einbezogen werden.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp Faust.pdfAlexander Sokurow
Alexander Sokurow nach dem Drama Faust I von Johann Wolfgang von Goethe
Johannes Zeiler, Anton Adassinsky, Isolda Dychauk, Georg Friedrich, Hanna Schygulla, Antje Lewald, Florian Brückner u. a.
134 Min
deutsch
35mm, Farbe
ab 16 Jahre
Prädikat „besonders wertvoll“
MFA+ FilmDistribution
Internationale Filmfestspiele Venedig 2011: Goldener Löwe