
Fremont
Worin liegt das Glück? Die Afghanin Donya verfasst kurze Sinnsprüche für eine chinesische Glückskeksfabrik in Kalifornien. Doch sie selbst weiß nicht recht, wie sie nach der Flucht aus ihrem Heimatland wieder glücklich werden kann und ob sie sich das überhaupt zugestehen darf. Der lakonische Schwarz-Weiß-Film besticht durch skurrile Situationen, subtilen Humor und eine leise Poesie.
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Englisch, Ethik, Philosophie, Politik, Medienkunde
Afghanistan, Einsamkeit, Glückssuche, Humor, Geflüchtete, Migrationsgesellschaft, Identität, Schuldgefühle, Selbstfindung, USA, Individuum (und Gesellschaft)
09.11.2023
Inhalt

Donya lebt in der Kleinstadt Fremont in einer afghanischen Community und pendelt zur Arbeit ins nahegelegene San Francisco. Ihre Arbeit in einer Glückskeksfabrik erledigt die verschlossene junge Frau so stoisch wie den Rest ihres Alltags. Ihre Arbeitskollegin Joanna versucht beharrlich sie aus der Reserve zu locken. Da Donya, eine ehemalige Übersetzerin für die us-amerikanischen Streitkräfte aus Kabul, nicht schlafen kann, verschafft sie sich einen Termin bei einem Psychiater. Doch statt der erhofften Schlaftabletten ermutigt sie der etwas schrullige Dr. Anthony, der übrigens gern aus seinem Lieblingsroman „Wolfsblut“ (Jack London) vorliest, dazu ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Als Donya unverhofft von ihrem Chef zur Autorin für Glückskeksweisheiten befördert wird, ergreift sie die Chance eine persönliche Nachricht an die Welt zu senden.
Umsetzung

FREMONT vom iranischstämmigen Regisseur Babak Jalali thematisiert Flucht aus der Heimat und Ankommen in einem fremden Land aus einer ungewohnten Perspektive: Skurrile Szenen voller lakonischem Humor und Poesie erzeugen den tragischen Aspekten des Themas zum Trotz eine gewisse Leichtigkeit. Dabei ist die Protagonistin Donya – intensiv verkörpert von Anaita Wali Zada – auf den ersten Blick keine sehr zugängliche Figur, gibt sie doch nur wenig von ihrem Innenleben preis. Ihr Stoizismus scheint vor allem Rettungsanker vor den Konflikten der Vergangenheit, dem schlechten Gewissen gegenüber ihrer in Afghanistan zurückgebliebenen Familie und der Ungewissheit der Zukunft zu sein. Im Laufe des Films öffnet sie sich allmählich ihrer neuen Heimat gegenüber und gesteht sich eine persönliche Suche nach dem Glück zu. Erzählt wird in kleinen Szenen mit reduzierten Dialogen, die aus ruhigen, oft statischen Aufnahmen bestehen. Die an Werke des amerikanischen Independentregisseurs Jim Jarmusch erinnernde Machart des Films ist betont künstlerisch-verfremdend, wozu auch die stilisierten Schwarz-Weiß-Bilder beitragen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film thematisiert die persönliche Suche nach dem Glück. Zusammen mit den Schüler*innen kann diskutiert werden, was es für sie bedeutet, glücklich zu sein und wie sie über die Botschaften in den Glückskeksen denken. Darüber hinaus können die Schüler*innen im Fach Deutsch selbst eine Glückskeksbotschaft verfassen. Erfahrungen von Flucht und Migration prägen die Biografien vieler Schüler*innen. Können sie sich in die Lage von Donya hineinversetzen? Welche Strategien wenden/wandten sie an, um in Deutschland eine neue Heimat zu finden? Auf der stilistischen Ebene sollte zum einen die Wirkung der Schwarz-Weiß-Bilder analysiert werden. Welchen Effekt erzeugt die fast immer unbewegliche Kamera und welchen Beitrag zur Stimmung des Films leistet das fast quadratische Bildformat? Zum anderen kann anhand von FREMONT die Wirkung von Lakonie als inhaltliches Stilmittel erklärt werden.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Fremont.pdfWeiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmArtikel zu Afghanistan / Kriege und Konflikte auf bpb.de
Babak Jalali
Carolina Cavalli, Babak Jalali
Anaita Wali Zada, Jeremy Allen White, Gregg Turkington, Hilda Schmelling, Avis See-tho, Siddique Ahmed u. a.
88 Min
deutsche Fassung, Originalfassung in Englisch, Dari, Kantonesisch mit dt. Untertiteln
digital, schwarz-weiß
liegt noch nicht vor
Cinemalovers
Sundance Film Festival 2023; Karlovy Vary International Film Festival 2023: Beste Regie; Seattle International Film Festival 2023
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FilmTipp_Fremont.pdfWeiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmArtikel zu Afghanistan / Kriege und Konflikte auf bpb.de