
Fuchs im Bau
Als neuer Lehrer im Jugendtrakt einer Wiener Haftanstalt lernt Herr Fuchs die Herausforderungen im Umgang mit jungen Häftlingen kennen. Der Autor und Regisseur Arman T. Riahi macht das spannungsreiche, selten gesehene Setting einer Gefängnisschule für eine stark inszenierte Milieu- und Charakterstudie fruchtbar. Die Sozialkritik im Zeichen positiver Pädagogik wirkt dabei gänzlich unaufgesetzt.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Sozialkunde, Deutsch, Politik, Ethik
Strafvollzug, Jugend/Jugendliche, Individuum (und Gesellschaft), Filmsprache, Ethik
19.05.2022
Inhalt

Der erste Tag an einem ungewöhnlichen Arbeitsort: Hannes Fuchs ist der neue Lehrer in der Gefängnisschule einer Wiener Haftanstalt. Vom Wachpersonal durchsucht und mit einer Besucherkarte ausgestattet, lernt Herr Fuchs die besonderen Anforderungen der Arbeit mit jugendlichen Straftäter*innen kennen. Eingewiesen wird der Pädagoge von seiner Vorgängerin Elisabeth Berger, die mit viel Engagement auf die vorbelasteten Jugendlichen wie die distanzierte Insassin Samira eingeht. Bergers freier Kunstunterricht ist ein für die Verhältnisse im Jugendtrakt ungewöhnliches Mittel dafür und wird von der Gefängnisleitung kritisch beäugt. Der Umgang mit den Häftlingen konfrontiert Fuchs schließlich mit einem wunden Punkt aus seiner eigenen Vergangenheit.
Umsetzung

Ursprünglich wollte der Autor und Regisseur Arman T. Riahi das Setting der Gefängnisschule in Form eines Dokumentarfilms bearbeiten, was sich an den schwierigen Drehbedingungen zerschlug. Die stattdessen entstandene fiktive Charakterstudie FUCHS IM BAU trägt den dokumentarischen Impuls deutlich in sich. Zum einen ließ Riahi Erfahrungsberichte des früheren Wiener Gefängnislehrers Wolfgang Riebniger einfließen, zum anderen setzt der Filmemacher auf eine Art der Inszenierung, die ein Gefühl des unmittelbaren Dabeiseins simuliert. Die bewegliche Kamera von Mario Minichmayr blickt den Figuren über die Schulter, die Editorinnen Karina Ressler und Joana Scrinzi verdichten die Bilder zum authentisch wirkenden Sozialdrama. Nicht zuletzt tragen die darstellerischen Glanzleistungen von Aleksandar Petrović und Maria Hofstätter zur Wirkungskraft bei.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Einen guten Einstieg in die Filmbetrachtung offeriert der kreative Titel FUCHS IM BAU. Welche Assoziationen weckt die Wendung, wie passt sie zum Film? Eine Analyse der Ästhetik kann bei der Kameraarbeit ansetzen. Wie beeinflussen die aus der Hand gefilmten Cinemascope-Bilder und die Lichtgestaltung mit graublauen, oft dunklen Aufnahmen des Gefängnisinneren die Atmosphäre? Ein besonderes Augenmerk kann auf den lang geprobten Szenen im Klassenzimmer liegen, die sehr lebendig und glaubhaft wirken. Inhaltlich bietet der gesellschaftskritische Blick eine Diskussion zur Lebensrealität inhaftierter Jugendlicher an. Wie stellt die Milieuschilderung den Gefängnisalltag dar, welche Rolle spielt dabei der Haftunterricht? Wie schätzen die Schüler*innen das Für und Wider des Strafvollzugs ein? Daneben bieten Themen wie kulturelle Identität und Samiras Transsexualität Gesprächsstoff.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Arman T. Riahi
Arman T. Riahi
Aleksandar Petrović, Maria Hofstätter, Luna Jordan, Sibel Kekilli, Andreas Lust u. a.
102 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Rendezvous Filmverleih
2021: Filmfestival Max Ophüls Preis: Beste Regie, Bestes Drehbuch, Preis der Jugendjury; Deutscher Schauspielpreis für Maria Hofstätter