Hive
Blerta Bashollis Debütfilm zeigt die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte von Fahrije Hoti, einer Frau, die neben ihrer Trauer um ihren Ehemann mit finanziellen Sorgen zu kämpfen hat. Um ihrer aussichtslosen Lage zu entkommen, gründet sie gemeinsam mit anderen Witwen mutig ein landwirtschaftliches Unternehmen, welches den patriarchalen Strukturen ihres Heimatdorfes trotzt.
Zgjoi
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Politik, Geschichte, Philosophie, Ethik, Sozialkunde, Psychologie
Kosovo, Krieg/Kriegsfolgen, Trauer, Verlust, patriarchale Gesellschaftssysteme, Emanzipation, Empowerment, Selbstbestimmung
08.09.2022
Inhalt
Fahrije lebt in dem kosovarischen Dorf Krusha e Madhe, wo 1999 in einem Angriff serbischer Soldaten über hundert Männer verschleppt und ermordet wurden. Neben der unerträglichen Ungewissheit, ob ihr Ehemann noch lebt oder nicht, kämpfen Fahrije und ihre Familie gegen ihre immer stärker werdende Armut. So entscheidet sich Fahrije einen Führerschein zu machen, Avjar (eine Mischung aus Paprika und Auberginen) herzustellen und es in der Stadt in einem Supermarkt zu verkaufen. Mit ihrer Idee stößt sie nicht nur bei ihrer eigenen Familie auf Gegenwehr, sondern auch bei den anderen Frauen und vor allem den Männern des Dorfes. In den stark patriarchalen Strukturen wird jegliche Autonomie von Frauen, wie z. B. das Autofahren und Arbeiten in der Stadt, als verwerflich betrachtet. Viele Witwen des Dorfes haben jedoch keine andere Möglichkeit für ihre Familie zu sorgen und schließen sich Fahrijes Geschäftsidee an.
Umsetzung
Mit ihrem Debüt bringt Regisseurin Blerta Basholli einen Film auf die Leinwand, der zugleich realistisch und poetisch, harsch und still, aber auch traurig und empowerned ist. Bemerkenswert sind neben der Kameraarbeit, welche die Zuschauer*innen nah an das Geschehen führt und so dem Film eine dokumentarische Anmutung verleiht, vor allem die schauspielerische Leistung von Ylka Gashi und die Figurenentwicklung ihrer Protagonistin Fahrije. Basholli zeigt mit der emotionalen Vielschichtigkeit Fahrijes, wie feministische weibliche Rollen im Film sein können: Der emanzipatorische Moment liegt nicht darauf, unbedingt stark zu wirken und keine Schwächen zuzulassen. Innerhalb der Handlung wird auf eine abschätzige westeuropäische Perspektive auf die Gesellschaft dieses Dorfes verzichtet. Erzählerisch konzentriert sich HIVE auf Hervorheben des Mutes und der Stärke einzelner Figuren und verzichtet so auf eine verallgemeinernde Aussage über Geschlechterrollen im Kosovo.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
HIVE basiert auf der wahren Lebensgeschichte von Fahrije Hoti. Schüler*innen können sich mit der filmischen Adaption von realen Geschichten auseinandersetzen, indem sie z. B. überlegen, wie sie selbst ein wahres Ereignis aus dem Leben eines*einer Mitschüler*in in einem Film umsetzen würden. Auf welche Informationen greifen sie zurück? Interviewen sie ihre*ihren Mitschüler*in? Wollen sie so lebensnah wie möglich arbeiten oder doch stärker fiktionalisieren? Um zu verstehen, warum Fahrijes Ehemann verschwunden ist, liegt eine Auseinandersetzung mit dem Kosovokrieg nahe. Auch ist eine Beschäftigung mit den Folgen von Krieg allgemein möglich, wobei Bezüge zu aktuellen Geschehnissen hergestellt werden können. Besonders lohnenswert ist eine Vertiefung der Symbolik der Bienen im Film. Was verbinden die Schüler*innen mit Bienen und Bienenstöcken? Finden sie ihre Assoziationen in HIVE wieder?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Hive.pdfBlerta Basholli
Blerta Basholli
Yllka Gashi, Çun Lajçi, Aurita Agushi, Kumrije Hoxha, Adriana Matoshi u. a.
83 Min
deutsche Fassung, Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
jip film & verleih
Sundance Filmfestival 2021: Gewinner Grand Jury Prize, Audience Award, Directing Award; Hamburg Film Festival: Young Talent Award u. v. a. m