
Horizont
Eigentlich ist für die 18-jährige Adja alles klar: Die seltsamen Hippies, die mit ihren Protestaktionen die Straße blockieren, nerven nur. Wieso regen sie sich nur so wegen des geplanten Freizeitparks "Dreamcity" auf? Mit ihrer Lebensrealität in einer Banlieue hat deren Kampagne nichts zu tun. Das ändert sich allmählich, als sie sich in den gleichaltrigen Aktivisten und Bauernsohn Arthur verliebt.
L'Horizon
Drama, Coming of Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Französisch, Politik, Sozialkunde, Erdkunde, Ethik, Medienkunde
Frankreich, Umweltschutz, Ökonomie, Aktivismus, Migration, Migrationsgesellschaft, Diskriminierung, Erwachsenwerden, Rassismus, Zivilgesellschaft
06.10.2022
Inhalt

Mit Feenflügeln am Rücken und glitzerblauem Lidschatten zieht Adja am Wochenende mit ihrer besten Freundin Sabira los. Die Mädels wollen Spaß haben, überrascht werden vom Leben. Ist doch Adjas Alltag wenig glamourös: Sie büffelt für ihr Fachabi in Sozialarbeit und ist vom x-ten Praktikum im Pflegeheim frustriert. Viel lieber würde die aufgeweckte Jugendliche mit Kindern arbeiten statt "alten Leuten beim Sterben zuzusehen". Zuhause steht Adja im Schatten ihres großen Bruders Tawfiq, der als Profifußballer arbeitet. Der Erfolgsdruck ist groß bei der afrikanischstämmigen Familie, die in einem migrantisch geprägten Vorort lebt. Dort weckt der geplante Freizeitpark, der vor den Toren der Stadt entstehen soll, die Hoffnung auf Jobs und sozialen Aufstieg. Gegen dieses Bauprojekt protestieren überwiegend weiße Bauern und Aktivist*innen, die um ihre Existenz und die Natur fürchten. Es sind zunächst weniger Überzeugungen als die aufkeimende Liebe zu Arthur, durch die Adja eine neue Perspektive auf das Geschehen und ihr Leben gewinnt.
Umsetzung

Regisseurin Émilie Carpentier verhandelt in HORIZONT viele komplexe Themen: Die migrantisch geprägte Banlieue und die schwierigen Zukunftsperspektiven der dort lebenden Menschen konfrontiert sie mit dem Engagement von Jugendlichen der französischen Mittelschicht für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Während Adjas Lebenssituation – ihr Konflikt mit dem Bruder und ihrer besten Freundin, ihre Schwierigkeiten in der Schule – differenziert dargestellt wird, sind die Umwelt-Aktivist*innen eher uniform und schematisch gezeichnet. Mitunter treten die Intentionen des Drehbuchs überdeutlich hervor. Die starke Präsenz von Hauptdarstellerin Tracy Gotoas jedoch lässt über diese Schwächen hinwegsehen. Eine neue Perspektiven suchende Bildgestaltung und der lebendige Soundtrack heben den Film auf der formalen Ebene heraus.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film bietet einen guten Anlass mit den Schüler*innen die Grenzen ihres eigenen Horizontes zu hinterfragen: Mit welchen Lebenswelten spüren sie so gar keine Berührungspunkte? Und wie ließe sich das ändern? Sind sie überhaupt neugierig darauf? Weiterhin lässt sich der Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie thematisieren. Kann man sich Umweltschutz in Zeiten von Krieg, Corona und Inflation überhaupt noch leisten? Oder ist vielleicht schon diese Frage falsch gestellt? Und welche gesellschaftlichen Veränderungen sind den Schüler*innen wichtig? Nicht zuletzt sollten die formalen Mittel des Films analysiert werden, die genutzt werden, um Adjas Perspektivwechsel im Bild zu veranschaulichen.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Émilie Carpentier
Émilie Carpentier in Zusammenarbeit mit Cécile Vargaftig, Jacques Albert, Assmar Abdillah, Dany Bomou
Tracy Gotoas, Sylvain Le Gall, Niia, Clémence Boisnard u. a.
89 Min
deutsche Fassung, französische Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Arsenal Filmverleih