Ich, Daniel Blake
Mit 59 Jahren steht Daniel Blake kurz vor der Rente. Doch ein Herzanfall wirft den Tischler aus Newcastle aus der Bahn. Arrogante Behörden verweigern ihm die Sozialhilfe, er gerät in einen Teufelskreis aus Arbeitslosigkeit und Armut. Mit beeindruckender Schärfe schildert Ken Loach, was der Abbau des britischen Sozialstaats für den Einzelnen bedeutet. Für sein packendes Drama gewann der 80-jährige Meister des sozialen Realismus die Goldene Palme von Cannes.
I, Daniel Blake
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Englisch, Deutsch, Politik, Sozialkunde, Wirtschaft/WAT, Arbeitslehre
Politik, Arbeitslosigkeit, Armut, Solidarität, Zivilcourage, Sozialstaat
24.11.2016
Inhalt
Nach einem Herzanfall gerät der 59-jährige Tischler Daniel Blake in die Mühlen des britischen Wohlfahrtssystems. Sein Antrag auf Sozialhilfe, früher reine Formsache, wird abgelehnt. Stattdessen schicken ihn die Behörden auf die Suche nach Jobs, die er aus gesundheitlichen Gründen gar nicht annehmen darf. Seine Unfähigkeit, einen Computer zu bedienen, macht die Sache nicht einfacher. Auf dem Sozialamt freundet er sich mit der alleinerziehenden Mutter Katie an, die aus einer Londoner Obdachlosenunterkunft nach Newcastle geschickt wurde. Daniel versucht der jungen Familie zu helfen, wo er kann. Doch sein Ringen um Selbstachtung und Menschlichkeit kann die Abwärtsspirale nicht aufhalten. Daniel entschließt sich zu einem verzweifelten Akt des Widerstands.
Umsetzung
Ken Loach, der mittlerweile 80-jährige Meister des sozialen Realismus, bleibt seinem unverwechselbaren Stil treu. In kompromisslos einfachen, dringlichen Bildern schildert er die existenziellen Zwänge der kleinen Leute in einem System, das sie am liebsten loswerden möchte. Authentisch eingefangene Szenen bei der frustrierenden Arbeitssuche oder der Essenstafel wirken bedrückend. Zuweilen entwickelt Daniels zermürbender Kampf mit dem Amtsschimmel aber auch eine absurde Komik: Das endlose Warten in der Telefon-Warteschleife und wiederholt fruchtlose Gespräche mit angeblich nicht zuständigem Amtspersonal wecken seinen Widerspruchsgeist. Eine kleine Utopie bildet Daniels solidarisches Handeln gegenüber Katie, das einen von sinnlosen Anstrengungen und Demütigungen geprägten Alltag vergessen lassen soll. Mit beeindruckendem Optimismus wehrt sich der alte Mann gegen ein scheinbar unabwendbares Schicksal.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
In Großbritannien gilt Ken Loach als linker Dogmatiker im Kampf gegen den Kapitalismus. Er selbst sagt, sein Kino solle wachrütteln. „Ich, Daniel Blake“ erinnert in vielem an sein Sozialdrama „Cathy Come Home“ über eine obdachlose Mutter, das 1966 eine Parlamentsdebatte und schließlich eine Gesetzesänderung zur Folge hatte. So lässt sich im Unterricht die Frage aufwerfen, inwieweit sozial engagierte Filme die Gesellschaft verändern können. Ein Thema für den Politikunterricht sind die Funktionen und Prinzipien des Sozialstaats: Wie begegnet eine Solidargemeinschaft Problemen wie Arbeitslosigkeit und Armut? Wie wirkt sich der Abbau unterstützender Leistungen auf die Betroffenen aus? Daniels Probleme, seine Formulare am Computer auszufüllen, zeigen darüber hinaus die Kluft zwischen den Generationen. Aus eigener Erfahrung können die Schüler schildern, wie ihre Eltern und Großeltern die Digitalisierung des Alltags bewältigen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Ken Loach
Paul Laverty
Dave Johns, Hayley Squires, Micky McGregor, Dylan McKiernan u.a.
100 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 6 Jahre
Prokino
Internationale Filmfestspiele Cannes 2016: Goldene Palme; Internationales Filmfestival San Sebastián 2016: Publikumspreis; Internationales Filmfestival Locarno 2016: Publikumspreis.