Filmplakat Johnny & Me - Eine Zeitreise mit John Heartfield

Johnny & Me - Eine Zeitreise mit John Heartfield

Österreich, Deutschland, Schweiz 2023

Mit der Absicht, die Leidenschaft für ihre eigene Arbeit wiederzufinden, rekonstruiert die vom Burnout betroffene Grafikerin Stefanie in einem alten Atelier mit Schere und Papier die Biografie John Heartfields. In einer kunstvollen Auseinandersetzung mit dem Erfinder der politischen Fotomontage beschäftigt sich Regisseurin Katrin Rothe unter anderem mit der Frage, wie persönliche Überzeugungen mit künstlerischer Auftragsarbeit vereinbar sind.

Genre

Animationsfilm, Dokumentarischer Spielfilm, dokumentarischer Animationsfilm

Klassenstufe

ab 8. Klasse

Altersempfehlung

ab 13 Jahre

Unterrichtsfächer

Kunst, Ethik, Geschichte, Politik, Deutsch, WAT, Medienkunde, fächerübergreifend: Berufsorientierung

Themen

politische Kunst, Fotomontage, Illustration, Animation, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, DDR, Flucht, Individuum (und Gesellschaft), Aktivismus, soziale Medien, Medien

Kinostart

25.01.2024

Inhalt


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Fasziniert von einer Ausstellung des Künstlers John Heartfield (1891-1968, eigentlich Helmut Herzfeld), Erfinder der politischen Fotomontage, fällt die Grafikerin Stefanie plötzlich in einen Zeittunnel und findet sich in einem alten Atelier wieder. Stefanie ist wegen ihrer meist von profitorientierten Konzernen beauftragten Arbeit frustriert: Mit den Wünschen ihrer Kund*innen stimmt sie weder ästhetisch noch ethisch überein und auch die digitale Welt, in der sich der Großteil ihrer Arbeit abspielt, ermüdet sie. Schwankend zwischen Bewunderung und Neid nimmt Stefanie die Schere in die Hand und erforscht das haptische, ikonische und politisch einflussreiche Werk des Kommunisten und Antifaschisten, indem sie etwa Fotos und Textausschnitte in Form einer Zeitlinie an einer Schnur montiert. Sie bastelt auch eine kleine Pappfigur von Heartfield, die mit ihr zu sprechen beginnt. Doch auch Heartfields Prinzipien wurden von äußeren Einflüssen und Umständen immer wieder herausgefordert: ob geflüchtet aus dem nationalsozialistischen Deutschland, als Kommunist verfolgt in London oder ausgeschlossen aus der Arbeitswelt der DDR wegen angeblicher Beziehungen zu westlichen Spionen. Immer wieder muss Heartfield Kompromisse eingehen, hört jedoch nie auf zu kämpfen.

Umsetzung


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Als Hybrid aus Animation, biografischem Dokumentar- und Spielfilm präsentiert sich JOHNNY & ME formal und inhaltlich vielschichtig. In den Realfilmszenen dient Stefanie als Identifikationsfigur, die verspielten Cutout-Animationen nehmen Bezug auf Heartfields Arbeit und stellen die historischen Zusammenhänge kunstvoll dar. Sie sind dabei keine reine Imitation seines Stils, sondern stehen für sich und sollen nach der Logik des Films Stefanies Fantasie entspringen. Der Dialog der beiden Figuren verläuft mal konfrontativ und ernst, mal komisch und freundschaftlich. Mitunter wechseln die Zeitebenen schnell hin und her, die komplexe Biografie Heartfields wird nicht chronologisch erzählt. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine Zeitreise durch die Geschichte, die den haptischen Aspekt des Grafikdesigns und der Animation honoriert und dabei eine Hands-on-Mentalität verkörpert: Fast ausschließlich mithilfe ihrer Schere und Smartphone-Kamera erweckt Stefanie mit dem vorgefundenen Material die Ereignisse zum Leben.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Die Beschäftigung mit einer Biografie, das Erforschen und Wiederbeleben der Vergangenheit treibt der Film auf die Spitze, indem er mit einer ähnlichen gestalterischen Herangehensweise arbeitet wie Heartfield. Die filmische Gestaltung kann dazu inspirieren, selbst produktiv zu werden, eine künstlerische Haltung einzunehmen und zu hinterfragen. Die Figur der Grafikerin Stefanie zeigt Schüler*innen, was es bedeuten kann, heutzutage als freiberufliche Künstler*in zu arbeiten, und wie schwierig es sein kann, wenn die persönliche Haltung und die Wünsche der Auftraggeber*innen immer wieder auseinandergehen. Auch konkrete bildgestalterische Techniken und Fragen bieten sich zur Beschäftigung an, etwa die Wahl der Linienführung in der Bildkomposition oder die These Heartfields, dass es einfacher sei, im Bild eine Gegenposition einzunehmen, als sich positiv für etwas auszusprechen. Mehrmals wird im Film der Vergleich zwischen Heartfields Arbeit und Social Media gezogen. Ist dieser Vergleich für die Schüler*innen nachvollziehbar, wo lassen sich Einflüsse wiederfinden und wie wirken und verbreiten sich ähnliche Bilder heutzutage? Um das sehr informative Making-Of-Video anzusehen, das rechts verlinkt ist, benötigen Sie das Passwort Visionkino2024.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Timo Klabunde, letzte Aktualisierung: 02.02.2024

Regie

Katrin Rothe

Buch

Katrin Rothe

Darsteller*innen

Stephanie Stremler, Stimmen von: Manuel Harder, Michael Hatzius, Dorothee Carls

Länge

103 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Real Fiction Filme

Festivals

(2023) Annecy International Animation Film Festival; DOK Leipzig; FANTOCHE; Animage Brazil

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