Le Paradis
Es gibt einige Coming-Out-Filme über queere Jugendliche, jedoch wurde bisher kaum die Liebesgeschichte zweier Teenager behandelt, die sich in einem Gefängnis ineinander verlieben. In LE PARADIS finden beide Jugendlichen den stolzen Mut, Zärtlichkeit zu leben an einem Ort, der gemeinhin für toxische Männlichkeit und Heteronormativität steht. Das entfaltet eine empowernde Kraft – sowohl auf die jugendlichen Mitgefangenen als auch auf das Publikum.
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Psychologie, Französisch, Geschichte, Philosophie, Recht, Ethik, Kunst, fächerübergreifend: Erziehung zur sexuellen Selbstbestimmung
Homosexualität, LGBTQIA+, Männlichkeit, Rassismus, Gefängnis, Herkunft, Repression, Diskriminierung, Coming Out, Identität, Einsamkeit, Sehnsucht, Liebe, Freiheit, Musik, Zeichnen, Sport
29.02.2024
Inhalt
Der 17-jährige Joe wartet in einer Jugendstrafanstalt sehnsüchtig auf seine baldige Entlassung, als in der Zelle neben ihm ein Neuzugang aufgenommen wird. Der neue Zellennachbar William und Joe verlieben sich ineinander. In dem Spielfilmdebüt des belgischen Regisseurs Zeno Graton wird eine queere arabische Figur gezeigt, die selbstbewusst und mutig ihre Liebe und Sehnsucht nach Nähe lebt. Und das im System des Strafvollzugs, das diesbezüglich alles andere als unterstützend ist und in dem längst nicht alle Menschen gleich behandelt werden. Joes starker Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit wird durch seine gelegentlichen Ausbruchsversuche gezeigt, während er gleichzeitig seine neue Liebe und Leidenschaft erst Mal nur hinter Gittern ausleben kann.
Umsetzung
Diverse Mauern und Zäune sind zentrale Hintergrundmotive in LE PARADIS. Die Kamera fängt die Darsteller immer wieder hinter, oder – nach geglückten Ausbrüchen –vor Mauern und hohen Zäunen ein. Die inhaftierten Jugendlichen bauen im Rahmen eines pädagogischen Angebots Lochbildkameras. Die von den Jungs erzeugten, verwackelten Schwarz-Weiß-Fotos zeigen die Perspektiven der Insassen auf ihren tristen und beengten Alltag im Gefängnis. Gleichzeitig gibt es immer wieder Nahaufnahmen von freundlichen Gesten und Blicken, sowie auf der Dialogebene empathischen Zuspruch zwischen den Jugendlichen oder seitens der Erzieher*innen. Auf der Soundebene ist die Musik von Bachar Mar-Khalifé eindringlich und gibt Einblicke in das Innenleben und die arabische Herkunft der Hauptfigur. Neben Musik werden Tanz, Rap, Sport und Tuschezeichnungen als Ventile für die Lebensfreude der Jugendlichen gezeigt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Wunsch von Joe nach Freiheit und die Sehnsucht nach Nähe zu seinem Mitgefangenen William werden in vielen Situationen radikal und zum Teil gewaltsam beschränkt. Joe muss sich zudem endlosen pädagogischen Maßnahmen unterwerfen. Wie wird die Darstellung der Erzieher*innen im Film empfunden? Hierzu können die Dialoge untersucht werden, die zwischen den Jugendlichen und den Erwachsenen stattfinden. Wie werden Machtgefälle – aber auch Empathie – sprachlich und szenisch inszeniert? Wie wird Enge per Bildsprache erzeugt und wie der Wunsch nach Freiheit und Zärtlichkeit ins Bild gesetzt? Welche Rolle spielt Musik im Film und im Leben der Hauptfigur? Recherchiert werden kann, ob Jugendgefängnisse in Deutschland ähnlich konzipiert sind, wie es um Männlichkeitsperformance bestellt ist und welche Erfahrungen homosexuelle Menschen machen. Auf der praktischen Ebene können – wie im Film – Lochbildkameras gebaut und ausprobiert werden.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Le_Paradis.pdfWeiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmZeno Graton
Zeno Graton, Clara Bourreau
Khalil Gharbia, Julien de Saint Jean, Amine Hamidou, N’landu Lubansu,Samuel Di Napoli, Matéo Bastien, Terry Ngonga, Eye Haïdara, Jonathan Couzinié, Laurence Oltuski, Aurelien Vandenbeyvanghe, Audrey D`Hulstère u. a.
83 Min
französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Salzgeber
Berlinale 2023, Sektion Generation 14+, nominiert für den Teddy Award nominiert); Hamburg Queerfilmfestival 2023