Les Sauteurs - Those who jump
Abou Bakar Sidibé harrt seit mehr als einem Jahr vor der Grenze zur spanischen Enklave Melilla aus. Immer wieder versuchen er und andere junge Männer, den dreifachen Zaun zu überwinden. Sidibé beginnt, ihre zermürbenden Leben vor dem nächsten "Sprung" zu filmen. Er ist nicht nur Protagonist, sondern auch Filmemacher und führt den Zuschauer in die solidarische Community von Geflüchteten auf dem Berg Gurugu ein.
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Erdkunde, Geschichte, Religion, Ethik, Französisch
Flucht, Geflüchtete, Migration, Europa, Afrika, Globalisierung, (Post-)Kolonialismus, Armut, Menschenrechte/-würde, Gerechtigkeit, Fremdheit, Gesellschaft, Filmsprache
17.11.2016
Inhalt
"Les Sauteurs" lässt sich etwa mit Springer übersetzen, verweist aber auch auf den Auteur, der sein filmisches Werk umfassend verantwortet. Abou Bakar Sidibé ist beides: Er will wie andere Geflüchtete den mit Stacheldraht versehenen, dreifachen Zaun zur spanischen Enklave Melilla in Marokko überwinden. Zugleich filmt er sich und andere, die auf dem vorgelagerten Berg Gurugu Monate oder gar Jahre lang ausharren und eine solidarische Community bilden. Sie spielen Fußball, rappen, begeben sich auf mühsame Nahrungssuche und geben die Hoffnung auf ein europäisches Eldorado nicht auf. Immer wieder scheitern sie an dem Grenzwall. Einer der jungen Männer stirbt bei dem versuchten Übertritt. Sidibé kommt schließlich im europäischen Melilla an.
Umsetzung
Anstatt Geflüchtete aus einer eurozentrischen, westlichen Perspektive oder als anonyme Masse abzufilmen, statteten die Dokumentarfilmer Moritz Siebert und Estephan Wagner den Malier Abou Bakar Sidibé mit einer Kamera aus. Anfangs filmt dieser nur des Geldes wegen, dann wird er mehr und mehr zum versierten und verspielten Kameramann. Neben dem zermürbendem Leben vor dem nächsten "Sprung" fängt Sidibé poetische Momentaufnahmen ein, etwa vom Sonnenuntergang hinter den Baumzweigen oder von einem Eselfohlen, das über das provisorische Lager der Männer rennt. Nachträglich hinzugefügte Kommentare von Sidibé greifen die Tonalität auf und sind zugleicht scharfzüngig. Seine individuellen Bilder werden von grobkörnigen aus europäischen Überwachungskameras kontrastiert, die die Flüchtenden nur als Punkte zeigen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Inhaltlich und ästhetisch bietet der Film einen Perspektivenwechsel an: Flüchtlingsströmen stellt er den individuellen Blick eines Betroffenen gegenüber, ohne allein ein Einzelschicksal zu dokumentieren. Insofern kann er schulische Diskussionen zum aktuellen Thema Flucht bereichern und gängige Nachrichtenbilder sowie thematisch verwandte Filme (z.B. den diesjährigen Berlinale-Gewinner "Seeteufel – Fuocoammare ") erweitern. Die mitunter postkoloniale Argumentation der jungen Männer, Europa müsse sie aufgrund Jahrzehnten der Ausbeutung aufnehmen, legt es nahe, historische Dimensionen und unterschiedliche Standpunkte herauszuarbeiten. Zugleich stellt "Les Sauteurs" ein Experiment im Dokumentarfilm und ein Film über das Filmemachen dar, so dass sich an dem Beispiel auch Fragen zur Filmästhetik und -herstellung behandeln lassen.
Veranstaltungen
Termine zu Vorführungen, auch in Anwesenheit der Regisseure, finden Sie hier
Kinofinder: www.kinofenster.de
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Moritz Siebert, Estephan Wagner, Abou Bakar Sidibé
Moritz Siebert, Estephan Wagner
Mitwirkende: Abou Bakar Sidibé, Abou S., Adama D., Adama K., Adama T., Baba C., Baba F., Fousseyne D., Francois D., Gadja B., Gaoussou S., Guizo S., Issa S., Mamourou D., Mamoutou N., Mamoutou S., Ousmane F., Rougeo D., Samprin D., Simbo D., Souleymane D., Yacou M., Yacouba S.
79 Min
Originalfassung in Französisch und Bambara mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
arsenal Institut
Berlinale 2016: Sektion Forum