Filmplakat L'immensitá

L'immensitá - meine fantastische Mutter

Italien, Frankreich 2022

Regisseur Emanuele Crialese zeichnet in seinem sehr persönlichen Film das Porträt einer ungewöhnlichen Familie während eines flirrenden Sommers im Rom der 1970er Jahre. Anhand einer sehr besonderen Mutter-Tochter-Beziehung, wobei die eine nur unangepasst und die andere sich im falschen Körper fühlt, hinterfragt er, unterstützt vom hervorragenden Schauspielensemble, das vorherrschende traditionelle Gesellschaftsgefüge, ohne fertige Lösungen anzubieten und schwelgt gleichzeitig im popkulturellen farbenprächtigen Überschwang dieser Zeit.

Originaltitel

L'immensitá

Genre

Drama, Coming-of-Age

Klassenstufe

ab 9. Klasse

Altersempfehlung

ab 14 Jahre

Unterrichtsfächer

Geschichte, Italienisch, Sozialkunde, Ethik, Religion

Themen

Erwachsenwerden, Familie, sexuelle Identität, LGBTQA*, Gewalt, psychische Krankheit

Kinostart

27.07.2023

Inhalt


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Rom in den 1970er Jahren. Die zwölfjährige Adri ist gerade mit ihren Eltern und den zwei jüngeren Geschwistern in eine schicke neue Wohnung am Stadtrand gezogen. Ihre Mutter Clara tut ihr Bestes, den Kindern das Einleben dort so angenehm wie möglich zu machen. Während diese die Umgebung erkunden, ist sie selbst wie gefangen im hochmodernen, holzgetäfelten Apartment. Mehr als ein Hausfrauendasein will der herrische Ehemann ihr nicht zugestehen, auch weil Clara als Spanierin nicht wirklich dazugehört und mit ihrem unkonventionellen, sprunghaften Verhalten immer wieder aneckt. Das Anecken hat sie mit ihrer Tochter gemeinsam, die sich nur in Jungsklamotten wohlfühlt und neuen Bekannten als Junge vorstellt. Davon abgesehen, wird sie*er sonst kaum wahrgenommen, sondern fungiert als Seismograf für die rapide wechselnden Stimmungen der Mutter und wartet auf ein Zeichen von Irgendwo, das einen (Aus)weg aus der im Grunde trostlosen Situation zeigen soll.

Umsetzung


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L‘IMMENSITÁ ist Crialeses bislang persönlichster Film. Mitfühlend und sehr subjektiv zeichnet er das Porträt einer dysfunktionalen Familie, die mit großen Herausforderungen umgehen muss. Optisch schwelgt er in der satten, warmen Farbgebung der 1970er Jahre, die einen Kontrapunkt zur bisweilen frostigen Atmosphäre bildet, die die Anwesenheit des autoritären Vaters schafft. Extreme Nahaufnahmen vor allem von seiner brillanten Hauptdarstellerin Cruz wechseln sich mit Halb- oder Volltotalen ab. Eine besondere Bedeutung kommt in der Erzählung den großen Fernsehmusikshows mit Größen der Zeit wie Raffaella Carra oder Adriano Celentano zu, die, obwohl Schwarzweiß, vor allem für Adri die Flucht in eine schönere Welt darstellen und in die sie sich selbst sowie ihre Mutter hineinträumt. Ihr offensichtliches (transgender) Anderssein wird dagegen kaum thematisiert, was einerseits angenehm undramatisch, aber leider auch etwas oberflächlich wirkt.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Dass ein trans* Kind in einer lange katholisch und konformistisch geprägten Gesellschaft sicher nicht so einfach hingenommen worden wäre, könnte ersten Gesprächsstoff bieten. Der Rückblick in eine Zeit des nicht nur in Italien von der 1968er-Bewegung ausgelösten starken Umbrüchen kann eine weitere Diskussionsgrundlage sein, indem man die gesamtgesellschaftlichen als auch rein privaten Auswirkungen erörtert, die sich beispielsweise durch liberalere Gesetze ebenso in der damaligen Bundesrepublik äußerten. Neben der geschichtlichen Komponente bietet sich auch eine Analyse der variantenreich eingesetzten filmischen Mittel an. So ist der Kontrast zwischen braunen Innenräumen und sommerlicher Helle draußen enorm. Das scheinbar nahtlose Hineinrutschen der Bilder in Adris Fernsehtagträumen, also die Montage, wie auch die Auswahl der das Geschehen kommentierenden, teilweise ikonischen, Lieder lassen das Publikum sowohl in ihre*seine Gedanken als auch in eine vergangene Welt eintauchen – und ermöglichten eine Auseinandersetzung damit, wie durch filmische Mittel ein Lebensgefühl ausgedrückt werden kann.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Ingrid Beerbaum, 02.07.2023, letzte Aktualisierung: 05.07.2023

Regie

Emanuele Crialese

Buch

Emanuele Crialese, Francesca Manieri, Vittorio Moroni

Darsteller*innen

Penélope Cruz, Luana Guiliani, Vincenzo Amato u. a.

Länge

97 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, italienische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Prokino Filmverleih

Festivals

Wettbewerb Filmfestival Venedig 2022; Sundance 2022

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