Mami Wata
C.J. Obasi entführt die Zuschauer in eine Welt, in der der Mythos über allem schwebt. Die wunderbare Parabel erinnert an antikes Theater, in dem Masken eine wichtige Rolle spielten. Mit suggestiver Kraft werden soziale, politische Konflikte und Spannungen zwischen Tradition und Moderne in Dorf lyi auf eindrucksvolle weise dargestellt.
Drama, Fantasy
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Erdkunde, Geschichte, Sozialkunde, Kunst, Musik, Philosophie, Ethik
kulturelle Identität, Krieg, Widerstand, Lebensformen, Mystik, Mythen
11.01.2024
Inhalt
Im Dorf Iyi, das am Golf von Guinea liegt und der Meeresgöttin Mami Wata gewidmet ist, steht Mama Efe als Vermittlerin zwischen dem Wassergeist und der Gemeinschaft im Fokus. Der Tod eines kranken Jungen stellt Mama Efe vor existenzielle Fragen zum fehlenden Fortschritt des Dorfes. Inmitten dieser Krise zieht sich ihre leibliche Tochter Zinwe zurück, während sich Prisca, Mama Efes Adoptivtochter, in den Fremden Jasper verliebt, der an den Strand gespült wird. Jaspers Erscheinen verschärft Spannungen in der Dorfgemeinschaft und führt zu einem von ihm angeführten Terrorregime. Prisca hofft auf Hilfe von ihrer abgetauchten Schwester Zinwe im Kampf gegen die Unterdrückung. Das Dorf Iyi wird zum Schauplatz von Konflikten, Liebe und Widerstand inmitten mystischer Spannung.
Umsetzung
Regisseur Obasi spielt bewusst mit der Erwartung der Zuschauenden. Die Hauptfigur wechselt von Zinwe zu Prisca, und logische Entwicklungen werden oft ausgelassen. Der Film entfaltet eine mystische und parabelhafte Atmosphäre, in der traditionelle Lebensvorstellungen auf moderne Verheißungen stoßen. Ein Matriarchat weicht einem destruktiven Patriarchat, wobei Männer ihre Ideale verraten und Gewalt etablieren. Die Schwestern bieten einen schlagkräftigen Widerstand in beeindruckenden Kampfszenen. Die Handlung entwickelt sich ruhig zu einem Showdown, der von kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern und einer präsenten Tonspur begleitet wird. Kamerafrau Lílís Soares schafft betörende Bilder, während die Naturgeräusche den Kinosaal durchdringen. Mami Wata hebt sich mit mit diesen Mitteln bewusst von einer gängigen Erzählkonvention ab.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Anhand des Films lassen sich die Konzepte von Patriarchat und Matriarchat gut gegenüberstellen und untersuchen. Dazu bietet sich eine Figurenanalyse an, z. B. die der Figur Prisca, einer treibenden Kraft im Befreiungskampf des Dorfes. Außerdem kann die kontrastreiche Bildgestaltung sowie die präsente Tonspur analysiert werden. Mögliche Fragestellungen sind: Warum ist der Film in schwarz-weiß gedreht worden? Welche Vor- oder Nachteile hat das? Was für eine Bedeutung und welchen Effekt haben die sehr präsenten Naturgeräusche (Wind, Gezwitscher, Wasser). Weitere Fragen sind: Wie lässt sich die Erzählstruktur des Films beschreiben? Was sind die Merkmale eines Terrorregimes? Schafft Patriarchat Krieg? Treffen Kriege Frauen stärker? Welche Symbole tauchen im Film auf und welche Bedeutungen sind ihnen zugeordnet? Die Schüler*innen können darüber hinaus recherchieren, wo das Dorf lyi liegt. Wo befindet sich der Golf von Guinea und was können sie über seine Historie in Erfahrung bringen? Nicht zuletzt ist der Film eine Einladung, das nigerianische Kino kennenzulernen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Mami_Wata.pdfC. J. «Fiery» Obasi
C. J. «Fiery» Obasi
Rita Edochie, Uzomaka Aniunoh, Evelyne Ily, Emeka Amakeze, Kelechi Udegbe u. a.
107 Min
Pidgin, Fon und Englisch mit deutschen und englischen Untertiteln
schwarz-weiß, digital
ab 12 Jahre
Cinemalovers
(2023) Sundance: Special Jury Award for Cinematograph; FESPACO: Prix de la Critique, Meilleure Image, Meilleur Décor; New Africa Film Festival Washington; 40th Durban International Film Festival; Afrikamera Berlin: Eröffnungsfilm