Milla meets Moses
Filme über todkranke Teenager*innen, die durch eine Liebesgeschichte noch einmal neue Lebenskraft schöpfen, sind in den letzten Jahren schon fast zum eigenen Genre avanciert. MILLA MEETS MOSES hebt sich jedoch von ähnlichen Erzählungen deutlich ab: Mit einer außergewöhnlichen Filmsprache zeichnet der Coming-of-Age Film das rauschhafte Portrait einer ersten Liebe und wirft einen tragikomischen Blick auf eine Familie, die nicht immer erfolgreich versucht, einen Umgang mit Trauer und Schmerz zu finden.
Babyteeth
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Englisch, Ethik, Kunst, Musik, Darstellendes Spiel, Sozialkunde
Erwachsenwerden, erste Liebe, Krankheit, Tod, Trauer, Familie, Abschiednehmen, Krebs
08.10.2020
Inhalt
Als Milla Moses begegnet, geht ein Ruck durch ihr Leben, nicht nur, weil Moses – verlottert, schlaksig und rotäugig – sie auf dem Bahnsteig beinahe umrennt. Die 16-jährige ist sofort wie elektrisiert. Sie ahnt in dem sieben Jahre älteren Junkie und Teilzeit-Dealer einen Weg aus dem überbehüteten und sterilen Leben, das sie seit ihrer Krebsdiagnose führt. Als sie Moses noch am gleichen Abend bei ihren Eltern, dem Psychiater Henry und der ehemaligen Pianistin Anna, zum Abendessen einlädt, sind diese nicht gerade begeistert. Und Moses reizen an Millas Elternhaus zunächst vor allem die herumliegenden Psychopharmaka. Trotz dieser chaotischen Startbedingungen entspinnt sich zwischen Milla und Moses eine zaghafte Beziehung. Auch als sie einen Rückfall erleidet, wirft sich Milla kopfüber in ihre erste Liebe und in neue Erfahrungen. Selbst ihre Eltern müssen anerkennen, dass Moses ihre Tochter glücklich macht.
Umsetzung
MILLA MEETS MOSES ist ein Film über das Sterben, der vor Leben geradezu überquillt. Die unruhige Kamera ist immer nah an den Figuren, fängt die Atemlosigkeit des Teenager-Seins und den Hunger nach Leben ein, denen Millas Krankheit eine neue Dringlichkeit und einen bittersüßen Unterton verleiht. Musik ist im Film allgegenwärtig: Sie spannt einen Draht zwischen Milla und ihrer Mutter, die beide Musikerinnen sind, und unterstreicht gleichzeitig Millas Abnabelungs- und Selbstfindungs-prozess. Der vielfältige und oft überraschende Soundtrack aus klassischer Musik, nostalgischen Rock-Melodien oder fieberhaftem Elektro-Pop ertränkt die Geschichte dabei nie in Kitsch. Spannend – und womöglich dem Theaterhintergrund der Regisseurin Shannon Murphy geschuldet – ist auch die Art, wie der Film trotz seines Realismus immer wieder aus seiner geschlossenen Welt ausbricht: Durch flüchtige Blicke in die Kamera (Durchbrechen der "vierten Wand")macht Milla die Zuschauer*innen zu Komplizen in ihrer Rebellion, bunte Kapitelüberschriften kommentieren das Geschehen, Farben und Lichter verleihen Szenen einen traumwandlerischen und surrealen Anstrich.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Mit seiner mitreißenden und kurzweilig erzählten Geschichte knüpft der Film an die Lebenswelten und Sehgewohnheiten der Schüler*innen an und fordert sie gleichzeitig heraus, sich auf eine Filmsprache Abseits der Konventionen einzulassen. Auf der thematischen Ebene lädt er ein, sich mit Trauer und Verlust zu beschäftigen: Wie gehen die Protagonist*innen mit ihrem Schmerz um? Darüber hinaus werden klassische Fragen eines Coming-of-Age Films verhandelt: Wer bin ich, wer will ich sein? Wie sehen mich andere? Was will ich vom Leben? Gerade weil die Figuren in all ihren Schwächen und Widersprüchen gezeigt werden, lohnt sich eine tiefere Beschäftigung mit der Familienkonstellation. Gleichzeitig bietet der Film einen Einstieg in filmästhetische Fragestellungen: Welche Rolle spielen Farben oder Kostüme bei der Charakterisierung der Figuren? Wie und warum durchbricht der Film an einigen Stellen die vierte Wand? Der ungewöhnliche Soundtrack, der viel mit innerfilmischer Musik arbeitet und ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte ist, kann ebenso näher beleuchtet werden.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmBegründung der fbw Jugend-Filmjury
Der Film bei kinofenster.de
Shannon Murphy
Rita Kalnejais
Eliza Scanlen, Toby Wallace, Essie Davis, Ben Mendelsohn, Emily Barclay, Eugene Gilfeder u. a.
118 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
X-Verleih
(Auswahl) Internationale Filmfestspiele Venedig 2019: Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Nachwuchstdarsteller; BFI London Filmfestival: Preis für den besten Erstlingsfilm
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmBegründung der fbw Jugend-Filmjury
Der Film bei kinofenster.de