Mommy
Ein bildgewaltiges Sozialdrama voller Leichtigkeit, Hoffnung und Brutalität: Der kanadische Regisseur Xavier Dolan erzählt von einer alleinerziehenden Mutter, die alles versucht, um ihrem Sohn, der an ADHS leidet, Halt und eine Zukunft zu geben.
Mommy
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Französisch, Ethik, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Kunst, Musik, Religion
Außenseiter, Familie, Liebe, Erziehung, Delinquenz, Freundschaft, Individuum (und Gesellschaft), Selbstmord
13.11.2014
Inhalt
Wenn die Wut oder der Frust zu groß werden, verliert der 15-jährige Steve die Kontrolle. Dann flucht und randaliert er, manchmal schlägt er auch zu. Die Diagnose lautet ADHS. Seit dem Tod seines Vaters war er in einem Heim, aber jetzt geben die Sozialarbeiter auf: Steve wird nach Hause geschickt, seine Mutter soll sich fortan um ihn kümmern. Diane liebt ihren Sohn, aber das unberechenbare Leben mit ihm, seine Gewaltausbrüche und extremen Liebesbekundungen überfordern sie, zumal das Geld knapp ist und Diane keinen neuen Job findet. Doch als Mutter und Sohn die zurückhaltende Nachbarin Kyla kennenlernen, entspannt sich ihr Zusammenleben. Diane findet in Kyla eine loyale Freundin und Steve bekommt mit ihr eine geduldige Lehrerin, die ihn zu Hause unterrichtet. Plötzlich scheint vieles möglich zu sein: ein Schulabschluss für Steve, Arbeit für Diane oder einfach nur ein ganz normales Leben.
Umsetzung
Ein Insert verortet zu Beginn die Geschichte in einem fiktiven Kanada des Jahres 2015, in dem Eltern „Problemkinder“ in geschlossene Heime einweisen können. Obwohl in der Zukunft spielend hat der Film etwas Nostalgisches. Kostüm, Ausstattung und die unterlegte Popmusik stammen aus den 1990ern, warme Farben dominieren, alles ist ein leuchtendes Licht getaucht. Als besonderes Stilmittel sticht jedoch das fast quadratische Bildformat ins Auge, das an Instagram- oder Polaroid-Fotos erinnert und wie ein Rahmen den Fokus auf die Figuren richtet, zugleich deren Blick- und Aktionsfeld aber auch einzuengen scheint. Nur in zwei Momenten voller Hoffnung öffnet sich das Bild zu einem Breitwandformat, was wie ein befreiender Ausbruch wirkt. Die Emotionalität der Geschichte spiegelt sich zudem in einer agilen Kamera wider, die mitunter ungewöhnliche Perspektiven einnimmt. Getragen wird der Film von dem intensiven Spiel der Darsteller, die die Sorgen, Freuden und Hoffnungen ihrer Figuren eindrucksvoll vermitteln.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Wie schon in seinem Debüt „I Killed My Mother“ (Kanada 2009) beschäftigt sich Xavier Dolan auch in „Mommy“ mit einer fragilen Mutter-Sohn-Beziehung, wobei diesmal die Mutter an ihre Grenzen gerät. Wie soll sie mit ihrem geliebten Kind umgehen, das in der einen Minute Prince Charming ist und in der nächsten ein Berserker? Dabei kann im Unterricht zunächst geklärt werden, was ADHS bedeutet und wie Betroffene und deren soziales Umfeld damit klar kommen können. Welche Chancen haben Menschen wie Steve in der Gesellschaft? Und welche Unterstützung erhalten ihre Angehörigen? In diesen Zusammenhang sollte auch das Filmende diskutiert werden und die Motive von Diane und Steve hinterfragt werden, die beide folgenschwere Entscheidungen treffen. Darüber hinaus bietet es sich an, die Machart von „Mommy“ zu analysieren. So können etwa filmsprachliche Aspekte wie das für das Kino ungewöhnliche Bildformat, der Einsatz der Musik oder auch Kostüm und Ausstattung untersucht werden.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp Mommy.pdfXavier Dolan
Xavier Dolan
Anne Dorval, Antoine Olivier Pilon, Suzanne Clément, Alexandre Goyette, Patrick Huard u.a.
139 Min
deutsch, französische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Weltkino Filmverleih
Internationale Filmfestspiele von Cannes 2014: Preis der Jury; Filmkunstmesse Leipzig 2014: Preis der Jugendjury; 31. Französische Filmtage Tübingen Stuttgart: Preis beider Schülerjurys