
National Bird
Im modernen Hightech-Drohnenkrieg findet der „War on Terror“ einen brandaktuellen Ausdruck, der trotz aller ethischen, moralischen und (kriegs-)historischen Implikationen gesellschaftlich kaum zum Thema avanciert. Mit ihrem investigativen und engagierten Dokumentarfilm „National Bird“ will Sonia Kennebeck eine Debatte anstoßen, indem sie drei Ex-US-Militärs zu Wort kommen lässt, die in unterschiedlichen Funktionen am Drohnenkrieg beteiligt waren.
Dokumentarfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Politik, Sozialkunde, Ethik, Erdkunde, Informatik, Technik/WAT
Krieg/Kriegsfolgen, Militär, Demokratie, Geheimdienst, Technik/Neue Technologien, Individuum (und Gesellschaft), Ethik, Biografie, Politik, Terrorismus, USA, Afghanistan
18.05.2017
Inhalt

Der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ausgerufene „War on Terror“ zog den Einmarsch amerikanischer Truppen in Afghanistan nach sich. Heute sind unbemannte Kampfdrohnen das Mittel der Wahl des US-Militärs, um mögliche Terroristen auszuschalten. Dass diese spezielle, unter der Obama-Regierung ausgeweitete Form der Hightech-Kriegsführung ethische Fragen aufwirft und in der Praxis immer wieder Zivilisten trifft, ist auch wegen der hohen Geheimhaltungsstufe des Drohnenprogramms ein gesellschaftlich wenig diskutiertes Thema. In „National Bird“ sprechen drei Veteranen der US-Air-Force über ihre individuellen Erfahrungen im Drohnenkrieg. Die Video-Analystin Heather, der Ex-Geheimdienstmitarbeiter Daniel und die für Datenverarbeitung zuständig gewesene Lisa bezweifeln die angebliche „Präzision“ der modernen Kriegsführung und balancieren als „Whistleblower“ auf der Grenze zur Strafbarkeit.
Umsetzung

In ihrer investigativen Dokumentation befragt Sonia Kennebeck die Ex-Militärs Heather, Daniel und Lisa, die während der Dreharbeiten als Geheimnisverräter auf den Radar der US-Geheimdienste geraten. Ihr Mitwirken am „klinischen“ Töten von Menschen hinterfragen die Protagonisten aus einer moralischen und persönlichen Perspektive heraus. Leitmotivisch ziehen sich von Drohnen gemachte Luftaufnahmen durch den Film, die unmittelbar verdeutlichen, dass das Ausschalten einer Zielperson mit einem unbemannten Flugzeug vom Prinzip her genauso funktioniert wie das Spielen eines Ego-Shooters – nur mit sehr realen Folgen. Durch die Verdichtung des Themas anhand der drei Einzelschicksale nimmt Kennebeck eine individuell und amerikanisch geprägte Perspektive ein. Kriegsversehrte – sogenannte „Kollateralschäden“, hier von einer afghanischen Familie repräsentiert, die fälschlicherweise Opfer eines verheerenden Drohnenangriffs wurde – rücken indes vergleichsweise kurz ins Blickfeld.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Moderne unbemannte Kriegsdrohnen werden aus sicheren Basen gesteuert, die tausende Kilometer vom Kriegsschauplatz entfernt liegen. Welche ethischen Fragen wirft diese Hightech Kriegsführung auf? Markiert der Drohnenkampf vielleicht eine „humanere“ Form des Kriegs, da nur eine Partei das eigene Leben riskiert? Anhand der im Film vermittelten Fakten können die Schüler/innen das komplexe Thema aus verschiedenen Perspektiven diskutieren. Einen weiteren Anknüpfungspunkt eröffnet das „Whistleblowing“ der Protagonisten, die eigentlich nicht über den US-Drohneneinsatz sprechen dürfen. Wie sind solche Klauseln mit der demokratischen Grundordnung der westlichen Hemisphäre vereinbar? Darf es die einzige Folge der Entwicklung moderner Kriegsdrohnen sein, dass immer mehr kostengünstig produzierte Drohnen für den Privateinsatz in den Regalen unserer Elektronikmärkte liegen? Zuletzt kann anhand der Aussagen der drei Protagonisten erörtert werden, inwiefern der Krieg die darin verwickelten Menschen verändert, etwa durch eine posttraumatische Belastungsstörung.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Sonia Kennebeck
Sonia Kennebeck
92 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
NFP - marketing & distribution
(Auswahl) Berlinale 2016: Amnesty International Film Prize; San Francisco International Film Festival 2016: Golden Gate Award; Tribeca Film Festival 2016