Orphea in Love
Nach Motiven der griechischen Sage vom Sänger Orpheus, der seine tote Frau allein durch seinen Gesang aus dem Hades/der Unterwelt retten wollte, inszeniert Axel Ranisch eine einzigartige Mischung aus klassischem Melodram, Tanz und Musik und bettet die Liebesgeschichte um die unerkannte, schüchterne Sängerin Nele und den Streetdancer Kolya in ein unwirkliches und zugleich zeitgenössisches Setting ein, das die Kraft der (klassischen) Musik und der Liebe ohne falsches Pathos mit einer gebührenden Portion ironischer Distanz feiert.
Drama, Musikfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Musik, Deutsch, Geschichte, Kunst
Liebe, Partnerschaft, Partnerschaft, Migration, Kriminalität
01.06.2023
Inhalt
Die Estin Nele schlägt sich in einer deutschen Großstadt mehr schlecht als recht durch. Ihrem tristen Alltag zwischen zwei Jobs im Callcenter und als Operngarderobiere entflieht die schüchterne junge Frau gerne in eine musikalische Traumwelt, wo Kolleg*innen singen und tanzen und die Stadt zu einem magischen Ort wird. Als Nele den kleinkriminellen Streetdancer Kolya kennenlernt, glaubt sie endlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Ihrem potentiellen Glück steht aber eine dunkle Episode aus ihrer Vergangenheit im Wege. Beflügelt von einem Hochgefühl lässt Nele ihr verborgenen Gesangstalent gerade in dem Moment aufscheinen, als Operndiva Adelas Stimme während einer Aufführung versagt. Deren Manager und Ehemann bleibt das nicht verborgen, und er ist gewillt, dieses Talent für seine und Adelas Zwecke auszunutzen.
Umsetzung
In diesem Film bringt Axel Ranisch seine beiden Leidenschaften zusammen: die klasssiche Musik und den Film. Dafür interpretiert er die bekannte Sage vom Sänger Orpheus um, der seine geliebte Frau Eurydike aus dem Hades, also der Unterwelt befreien will. Nele ist hier Orpheus, Kolya Eurydike. Im Kern folgt er der klassischen Sage und bettet sie in ein zeitgenössisches Großstadtsetting ein, wobei die Schauplätze zwischen kulissenhaft aufgeräumter klassizistischer Architektur, schummerigen Bahnhofsgängen und einem alten Eisenbahndepot variieren, wo der wortkarge Kolya kampiert. Neles Tagträumereien, in denen ihr Callcenter-Gegenüber unvermittelt eine betörende Arie anstimmt oder die schnippische Chefin bei einem Tanz mit den Kolleg*innen etwas sympathischer wird, inszeniert Ranisch augenzwinkernd übertrieben opernhaft und lässt zusehends die Grenzen zwischen Imagination und Realität verschwimmen, kongenial unterstrichen durch die Musikauswahl, angefangen bei Händel über Puccini bis hin zu einem Elvis-Cover, interpretiert von dem bei Ranischs Filmen immer vertretenen Christian Steiffen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Neben dem Filmemachen ist die klassische Musik Ranischs zweite Leidenschaft, weshalb er in den letzten Jahren auch einige Opern inszenierte. Die konsequente Verweigerung, sich in eine Schublade stecken zu lassen erfordert auch in der Kreativbranche viel Energie und Wagemut. Warum das so ist, könnte Grundlage für eine Diskussion sein. Eine weitere über die Sinnhaftigkeit der in Deutschland immer noch gültigen Unterteilung zwischen Unterhaltung und Ernsthaftem könnte darauf aufbauen und gleichzeitig dazu auffordern, eigene (Vor)urteile anhand des elitären Images der Oper zu hinterfragen. Inwieweit Ranisch es gelungen ist, mit seiner Melange aus Oper und klassisch inspiriertem Melodram die Grenzen zu überbrücken, kann außerdem erörtert werden. Im Kunstunterricht kann außerdem die visuelle Farbenpracht sowie das Bildkonzept des Films thematisiert werden.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Axel Ranisch
Sönke Andresen, Axel Ranisch, Dennis Pauls
Mirjam Mesak, Guido Badalamenti, Ursula Werner, Heiko Pinkowski, Ursina Lardi, Christina Große, Tim Oliver Schultz, Frithjof Gawenda, Christian Steiffen u. a.
107 Min
deutsche Originalfassung, teilweise deutsch untertitelt
digital, Farbe
ab 12 Jahre
missingFILMs
56. Internationale Hofer Filmtage, 52. International Film Festival Rotterdam