
Parallele Mütter
Präzise entworfene Frauenfiguren und Mütterrollen sind ein wiederkehrendes Sujet des spanischen Auteurs Pedro Almodóvar, was sein neuer Film „Parallele Mütter“ schon im Titel verdeutlicht. Darin spielen Penélope Cruz und die Newcomerin Milena Smit zwei Frauen, die am selben Tag ein Kind zur Welt bringen und deren Schicksal miteinander verwoben ist. Ein intimes und wendungsreiches, sehr stilbewusst inszeniertes Melodram mit vereinzelten Thriller-Anleihen.
Madres Paralelas
Drama, Melodram
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Spanisch, Ethik, Geschichte, Kunst
Frauen, Freundschaft, Solidarität, Familie, Gender/Geschlechterollen, Emanzipation, Identität, Individuum (und Gesellschaft), spanische Geschichte, Filmsprache
10.03.2022
Inhalt

Die in Madrid lebende Werbefotografin Janis möchte die Exhumierung eines Massengrabes aus dem spanischen Bürgerkrieg durchführen lassen, in dem sie ihren von den Franquisten ermordeten Urgroßvater vermutet. Der Anthropologe Arturo soll ihr dabei helfen. Nach einer Affäre mit ihm ist Janis schwanger. Auch weil Arturo seine kranke Ehefrau nicht verlassen will, beschließt Janis, das Kind allein großzuziehen. Im Krankenhaus teilt sie sich ein Zimmer mit der ebenfalls ungewollt schwangeren 17-jährigen Ana, die keinen Kontakt zum Kindsvater hat und deren Kind am gleichen Tag geboren wird. Ihre Mutter bricht als Theaterschauspielerin gerade zu einer landesweiten Tournee auf, ihr Vater ist abwesend. Fortan unterstützen sich die alleinerziehenden Mütter, bis der Kontakt vorübergehend abreißt. Als Arturo bei Janis seine – vermeintliche – Tochter zum ersten Mal sieht, zweifelt er aufgrund optischer Unähnlichkeit an, der Vater zu sein. Ein DNA-Test bestätigt, dass Janis‘ Kind tatsächlich nicht von Arturo ist. Bei Janis erweckt das einen Verdacht, der nach und nach schärfere Konturen annimmt.
Umsetzung

Der Film trägt auf allen Ebenen die Handschrift des Auteurs Pedro Almodóvar, der bekannte Gesichter aus seinem Oeuvre versammelt, allen voran Penélope Cruz als Hauptdarstellerin, neben der die Nachwuchsmimin Milena Smit wunderbar besteht. Satte Farben strahlen aus Kostümen und detailverliebter Ausstattung, die in kunstvollen Arrangements eine hohe Künstlichkeit erzeugen. Unterstützt wird das von einer sehr ruhigen, stilvollen Kameraführung, einem Einsatz des Lichts, der die Figuren herausstellt, sowie orchestraler Verwendung der Musik. Neben den charakteristischen Stilmitteln des Autorenfilmers stehen wiederholt von ihm aufgegriffenen Themen im Zentrum, darunter der Fokus auf Frauen und Mütter, deren Solidarität und Freundschaft. Erzählerisch lebt das Melodram vom geschickt arrangierten, immer wieder emotionale Spannung erzeugenden Spiel mit den Erwartungen des Publikums, wobei die unvorhergesehenen Wendungen und Stimmungsumschwünge mitunter in Richtung Thriller tendieren.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Eine Figurenanalyse entlang der Frauenfiguren Janis und Ana, die beide alleinerziehend und schicksalhaft miteinander verbunden sind, kann den Themenkomplex Mutterschaft und Frauenrolle einschließlich der in diesem Zusammenhang bedeutsamen filmischen Einfühlungsstrategien und Bewertungen Almodóvars herausarbeiten – unter Umständen im Vergleich mit anderen Filmen von ihm wie zum Beispiel ALLES ÜBER MEINE MUTTER (Spanien/Frankreich 1999). Eine genauere und vertiefende Betrachtung der Rahmenhandlung zu Verbrechen im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) bedarf eines außerfilmischen Inputs. Als zentraler filmästhetischer Anknüpfungspunkt bietet sich eine Analyse der unter Umsetzung skizzierten inszenatorischen Autoren-Handschrift an. Exemplarisch lässt sich gut mit der Verwendung der Farbe Rot arbeiten. Schüler*innen können hier untersuchen, in welchen Zusammenhängen diese Farbe benutzt wird, welche allgemeine Bedeutung ihr zukommt und welche spezielle Bedeutung sich im vorliegenden Film ergibt.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Parallele_Muetter.pdfWeiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmFilm des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit
Pedro Almodóvar
Pedro Almodóvar
Penélope Cruz, Milena Smit, Rossy de Palma, Israel Elejalde, Aitana Sánchez Gijón, Julietta Serrano, Daniela Santiago u. a.
123 Min
deutsche Fassung, spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 6 Jahre
StudioCanal
78. Internationale Filmfestspiele von Venedig 2021, Preis Beste Schauspielerin für Penélope Cruz
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Webseite des Verleihs zum FilmFilm des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit