
Paula - Mein Leben soll ein Fest sein
Regisseur Christian Schwochow charakterisiert in seinem Biopic „Paula“ die frühexpressionistische Malerin Paula Modersohn-Becker als eine lebenshungrige junge Frau, die sich entgegen aller Konventionen um 1900 ein Leben als Künstlerin aufbauen will und damit auch gegen den Mann, den sie liebt, in Opposition tritt. Dabei steht die zeitlose Frage im Raum, wie man Ehe, Liebe und Familie mit dem eigenen Bestreben nach Selbstbestimmung und Freiheit vereinbaren kann.
Drama, historische Biografie, Künstlerporträt
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Kunst, Deutsch, Ethik, Geschichte, Sozial-/Gemeinschaftskunde
Biografie, Kunst, Individuum (und Gesellschaft), Gender/Geschlechterrollen, Liebe, Vorurteile, Werte
15.12.2016
Inhalt

„Drei gute Bilder und ein Kind“ – so umschreibt Paula ihr Lebensziel. Doch im Jahr 1897 ist es fast undenkbar, dass sich eine junge Frau beruflich als Malerin etabliert. Frauen dürfen an Kunstakademien nicht studieren und sind mit Vorurteilen konfrontiert: Niemals, so wird Paula in der Künstlerkolonie Worpswede von ihrem Lehrer Fritz Mackensen belehrt, könnten Frauen etwas Schöpferisches hervorbringen – „außer Kinder!“ Doch unbeirrt malt Paula, was sie sieht und empfindet, in kräftigen Farben und Linien, ganz entgegen des Zeitgeschmacks. Nur der Maler Otto Modersohn schreckt vor Paulas künstlerischem Ausdruck und ihrem unbändigen Wesen nicht zurück. Sie heiraten, aber Paula findet in der Ehe nicht ihr Glück. An ihrem 30. Geburtstag bricht sie auf nach Paris, um sich dort als Künstlerin und Mensch zu verwirklichen.
Umsetzung

Christian Schwochow hat sein Biopic über Paula Modersohn-Becker weniger als klassisches Künstlerinnenporträt angelegt. Er charakterisiert die frühexpressionistische Malerin vielmehr als eine moderne Frau, die – wie ihr Mann Otto auch – um die Vereinbarkeit von Ehe, Familie, Kunst und persönlicher Freiheit ringt. Zeitlich konzentriert sich der Film auf die letzten zehn Lebensjahre der Künstlerin, die im Alter von knapp 32 Jahren starb, erlaubt sich dabei aber auch erzählerische Freiheiten. So ist Modersohn-Becker nicht nur einmal, sondern mehrere Male nach Paris gereist, wo sie Werke von Cézanne und Gauguin kennenlernte. „Paula“ gestaltet die Lebenswelt um 1900 zurückhaltend und sucht oft nach Bezügen zum Heute. Getragen wird der Film von Carla Juri, die die Malerin als lebenshungrige, willensstarke und zuweilen naiv wirkende Frau gibt, die nicht bereit ist, sich von Konventionen einengen zu lassen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

In der Auseinandersetzung mit Paula Modersohn-Becker und ihrem Werk kann der Film ergänzend eingesetzt werden, verdeutlicht er doch, wie schwierig es für Frauen jener Zeit war, sich als Künstlerin zu behaupten. Dabei lohnt sich auch der Vergleich mit anderen Künstlerinnen, etwa mit der Bildhauerin Clara Westhoff, einer engen Freundin von Modersohn-Becker, oder auch mit Camille Claudel, die im Film erwähnt wird. Daneben regt „Paula“ dazu an, sich mit dem künstlerischen Selbstverständnis der Malerin auseinanderzusetzen und zu analysieren, was sie mit ihren Bildern ausdrücken wollte und warum sie damit aneckte. Spannend ist es ferner, ihr Leben mit der Situation von heute lebenden Frauen zu vergleichen. Wo lassen sich Unterschiede, wo Parallelen finden? Filmpädagogisch interessant ist die Beschäftigung mit der Filmbiografie als Genre, in dem in der Regel nicht dokumentarisch erzählt wird, aber trotzdem eine historische Person im Mittelpunkt steht.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Christian Schwochow
Stefan Kolditz, Stephan Suschke
Carla Juri, Albrecht Abraham Schluch, Roxane Duran, Joel Basman, Stanley Weber u.a.
123 Minuten
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Pandora Film Verleih
69. Festival del film Locarno 2016: Uraufführung