
Platzspitzbaby
Das Leben mit ihrer drogenabhängigen Mutter kommt für die elfjährige Mia dem Tanz auf einem Vulkan gleich, der jederzeit ausbrechen kann – und der es zu ihrem Leidwesen auch regelmäßig tut. Mia braucht ungeheuer viel Stärke und Mut, um zu erkennen, dass auch die stärkste Liebe nicht alles wieder heil machen kann und dass es Grenzen gibt, die selbst eine Mutter niemals überschreiten sollte.
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Ethik, Geschichte, Sozialkunde, Psychologie
Adoleszenz, Erwachsenwerden, Drogen, Sucht, (häusliche) Gewalt , Eltern-Kind-Konflikt, Nähe - Distanz, Kriminalität, Rebellion, 1990er-Jahre
18.11.2021
Inhalt

Die Auflösung der Drogenszene am Züricher Platzspitz Mitte der 1990er Jahre scheint für das Mädchen Mia zunächst eine Wende zum Besseren einzuleiten. Mit ihrer Mutter Sandrine zieht sie in eine Sozialwohnung in einem kleinen, idyllisch wirkenden Schweizer Ort. In der Schule wird Mia zwar von ihren Mitschüler*innen sofort als Außenseiterin abgestempelt, aber sie findet Anerkennung in der Musical-AG und bei einer Clique rebellischer Teenager. Doch ihre Mutter hält den herausfordernden Alltagstrott nicht lange ohne Drogen aus und als dann noch alte Freunde aus der Drogenszene auftauchen, wird sie zu Mias Leidwesen wieder rückfällig. Die Behörden stehen dem Versagen der Mutter passiv gegenüber. Auch der von der Familie getrennt lebende Vater macht sich Sorgen, ist aber machtlos, so lange Mia mit aller Kraft an ihrer Mutter festhält. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Mia muss eine schmerzliche Entscheidung treffen.
Umsetzung

PLATZSPITZBABY basiert auf den Erinnerungen von Michelle Halbheer, die in der Drogenszene aufwuchs. Der Film zeigt sehr differenziert eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, die vom Wechsel zwischen Liebe und Zurückweisung geprägt ist. Sandrine ist keine "Monstermutter"; sie liebt ihre Tochter aufrichtig, aber sie übernimmt keine Verantwortung für sie. Stattdessen sind die Rollen zwischen Mutter und Kind vertauscht: Mia ist der letzte Halt für Sandrine. Um diese ständige Spannung ertragen zu können, denkt sich Mia einen imaginären Freund aus, der mit ihr unbeschwerte Beach Boys-Songs singt. Auch träumt sie davon, mit ihrer Mutter auf die Malediven zu entfliehen, wenn ihr nur das Glück mit den Rubbellosen hold wäre. Der Film verfolgt sehr viele Handlungsstränge, was ihn inhaltlich etwas überfrachtet, jedoch gelingt es Hauptdarstellerin Luna Mwezi durch ihr intensives Spiel die Handlung zusammen zu halten.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der missbräuchliche Umgang mit Drogen ist vielleicht der auffälligste, aber nicht unbedingt der entscheidende Aspekt des Films. Vor allem geht es darum, die eigenen Grenzen zu erkennen und durchzusetzen – gerade auch gegenüber der eigenen Familie. Die Schüler*innen können bspw. analysieren, welche Handlungsoptionen Mia in ihrer Lage hat und wie sie letztlich zu ihrer Entscheidung kommt. Lohnenswert ist auch die Analyse der Kontraste, die den Film durchziehen und von denen er seine Spannung bezieht: Zwischen dem Schweizer Durchschnittsleben und Mias Drogenhölle, zwischen Mias imaginärem Freund und ihrer realen Clique, zwischen den Vorstellungen ihrer Mutter und ihres Vaters. Durch die Identifikation mit der Protagonistin kann der Film für die seelischen Nöte der im gesellschaftlichen Abseits Stehenden sensibilisieren. Nicht zuletzt ermutigt "Platzspitzbaby" durch Mias positives Beispiel, dass es möglich ist, auch sehr schwierige Lebenssituationen durchzustehen.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmPierre Monnard
André Küttel
Luna Mwezi, Sarah Spale, Delio Malär, Anouk Petri, Jerry Hoffmann u. a.
100 Min
deutsche Fassung, schweizerdeutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Alpenrepublik
Hofer Filmtage 2020, Festival International de Films de Fribourg 2020, Goldener Spatz 2021