Projekt Ballhausplatz
Regisseur Kurt Langbein zeigt in seinem Dokumentarfilm den Aufstieg und Fall des ehemaligen österreichischen Politikers Sebastian Kurz, der schon mit 31 Jahren Bundeskanzler wurde – und dann mitsamt seinem "System Kurz" scheiterte. Die von Kurz und seinen Gefolgsleuten gelebte Melange aus Machtgier, Manipulation, Korruption, Opportunismus und Populismus wird mithilfe einer Vielzahl filmischer Dokumente und Interviews unterhaltsam entlarvt.
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Politik, Deutsch, Ethik, Erdkunde, Psychologie, fächerübergreifend: Demokratiebildung
Politik, Rechtspopulismus, Demokratie, politische Parteien, Macht/Machtgefüge, Manipulation, Korruption, Medien, Österreich, Europa, Flucht/Geflüchtete, Integration, Grenzpolitik
18.07.2024
Inhalt
Wird es wirklich allein die Einführung des 24-Stunden-Betriebs der Wiener U-Bahn sein, die von Sebastian Kurz als Vermächtnis bleiben wird? Regisseur Kurt Langbein trägt mit seinem Dokumentarfilm dazu bei, dass es doch etwas Weiterreichendes sein könnte: Der Aufstieg und Fall des ehemaligen österreichischen Politikers, der schon mit 31 Jahren Bundeskanzler wurde, als ein anschauliches Beispiel dafür, wie das Zusammenspiel von Machtgier, Korruption, Manipulation, Opportunismus und Populismus zunächst blendend funktioniert – und dann in all seiner Selbstherrlichkeit fast schon erbärmlich zerbröselt. Die gezielte Realisierung des hinter der steilen Karriere stehende Masterplans unter dem Titel "Projekt Ballhausplatz" (so heißt der Platz vor dem Bundeskanzleramt in Wien), wird mithilfe einer Vielzahl filmischer Dokumente und Interviews ebenso nachvollziehbar gemacht wie sein eher zufälliges Scheitern.
Umsetzung
Der Dokumentarfilm folgt zumeist dem chronologischen Ablauf seit 2010, Zwischentitel bzw. Texttafeln untergliedern ihn nach Jahreszahlen und enthalten Zitate aus dem "Projekt Ballhausplatz"; durch seine collagenhafte Montage wirkt der Film lebendig-sprunghaft. Das in der Frühphase von Kurz und seinen Mitstreiter*innen eingesetzte überdimensionale "Geilomobil" wird zu einem leitmotivisch eingesetzten filmischen Element, indem ein vergleichbares Fahrzeug in einer wiederkehrenden szenischen Inszenierung zerlegt wird – wie schlussendlich Kurz' Karriere. Ausschnitte aus Dokumentationen, Fernsehsendungen (Nachrichten und Talkshows), Interviews sowie insbesondere Chatverläufe mit Textnachrichten, also insgesamt sehr viele Stilmittel und inhaltliche Details, bringen es mit sich, dass nicht alle Aspekte in Gänze verständlich werden. Untermalt wird die Bildebene akustisch von verzerrt 'zerspielter' Volksmusik, was das Klischee von Österreichs Heiler-Volksmusik-Welt konterkariert.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die oben beschriebene filmische Umsetzung lässt es notwendig erscheinen, einige der zugrundeliegenden Ereignisse und Zusammenhänge (z. B. Fluchtbewegung in die EU 2015, Parteiensystem, "Ibiza-Affäre") im Unterricht zu vertiefen. In diesem Zusammenhang können zudem die eingesetzten filmischen Mittel gesammelt und in ihrer jeweiligen Wirkungsweise hinterfragt werden. All diese Themen und analytischen Ansätze dienen zugleich der Beschäftigung mit dem Themenfeld Demokratie und dem aktuell zunehmenden, versteckt oder offen anti-demokratischen Phänomen des Populismus. Welche (machtvolle) Rolle spielen hier einzelne Personen und Institutionen? Welches Vertrauen gibt es bei den Schüler*innen noch in Politik und Medien? Welche Ursachen können antidemokratische Einstellungen haben, was hilft dagegen? Diskutiert werden kann auch die Tatsache, dass der Film keinen neutralen Standpunkt einnimmt und warum dies so ist: wie bewerten das die Schüler*innen?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Projekt_Ballhausplatz.pdfKurt Langbein
Kurt Langbein
Mitwirkende: Sebastian Kurz, Gerald Fleischmann, Stefan Steiner, Thomas Schmid, Gernot Blümel u. a.
100 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Real Fiction Filmverleih
57. Internationale Hofer Filmtage 2023