
The Lost King
Philippa Langley, eine vom Job enttäuschte und vom Familienleben gestresste Frau aus dem schottischen Edinburgh, entwickelt plötzlich eine Obsession für den berühmt-berüchtigten Monarchen Richard III. Zusammen mit Gleichgesinnten beginnt sie nach seinen lang verschollenen sterblichen Überresten zu forschen. Nach realen Ereignissen inszeniert Altmeister Stephen Frears eine vergnügliche und gleichzeitig tiefsinnige Geschichtslektion.
Drama
ab 8. Klasse
ab 13 Jahre
Deutsch, Englisch, Ethik, Geschichte, Medienkunde
Archäologie, Bürgerwissenschaft (citizen science), Feminismus, Geschichtsschreibung, Großbritannien, Krankheit, Literatur (Shakespaere), Realität versus filmische Darstellung, Wissenschaft, Forschung
05.10.2023
Inhalt

Als Philippa Langley eines Tages mit ihrem Sohn eine Aufführung von Shakespeares Stück "Richard III" besucht, fühlt sie instinktiv eine Verbindung zum Monarchen (1452 - 1485) und das, obwohl dieser vom Dichter als buckliger und von Ambitionen zerfressener Kindsmörder gezeichnet wird. Oder war er nicht vielmehr ein Außenseiter aufgrund seiner Krankheit? Das Gefühl, unter fadenscheinigen Gründen abgestempelt und in die Ecke gestellt zu werden, ist Philippa aus ihrem Berufsleben nur zu vertraut. Fortan erscheint ihr der verleumdete König immer und überall. Ab jetzt hat die Angestellte eine Mission: Richards von der Dichtung und Geschichtsschreibung ramponierten Ruf aufpolieren und sein verschollenes Grab wiederfinden. Bald findet sie Mitstreiter*innen unter den sogenannten „Ricardians“. Das weltweite Netzwerk wird von studierten Historiker*innen jedoch gern als „Fanclub“ abgetan. Ihre zunächst viel belächelte Suche nach König Richard wird für Philippa schließlich auch persönlich zu einem Befreiungsschlag.
Umsetzung

Im Grunde erzählt Regisseur Stephen Frears eine klassische Underdog-versus-Establishment-Geschichte. Sie ruht auf den schmalen Schultern seiner Hauptdarstellerin Sally Hawkins, welche Stärke und Fragilität ihrer Figur wunderbar in der Balance hält. Unterstützt wird sie dabei von einem nicht minder großartigen Ensemble. Die realen Ereignisse um die Wiederauffindung der sterblichen Überreste Richard III adaptiert Frears so, dass sie schlüssig in eine Spielfilmhandlung passen. Mit dem Erscheinen Richard III greift er auf fantastische Elemente zurück, um die inneren Vorgänge seiner Protagonistin sichtbar zu machen. Der Film nimmt ganz die Perspektive Philippa Langleys ein, was bei seinem Erscheinen in Großbritannien für Kontroversen sorgte, weil sich manche Personen verunglimpft dargestellt sahen. Insofern bietet er keine neutrale Darstellung der Ereignisse.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Die universelle Botschaft des Films lautet: Geschichtsschreibung ist nicht in Stein gemeißelt. So kann mit den Schüler*innen erarbeitet werden, dass sie beim Quellenstudium stets auch die Perspektive des Verfassenden berücksichtigen. Doch wo liegt die Grenze zwischen dem Infragestellen bestehender Lehrmeinungen und interessegeleitetem Geschichtsrelativismus? THE LOST KING zeigt außerdem, wie schwer es die weibliche Hauptfigur hat, ihre Ziele in einer männlich dominierten Umwelt durchzusetzen und Anerkennung für ihre Verdienste zu bekommen. Ein ähnlicher Konflikt besteht zwischen studierten Wissenschaftler*innen und engagierten Amateurwissenschaftler*innen. Hier ermutigt der Film eigene Ziele beharrlich zu verfolgen. Als Spielfilm ist er jedoch keine reine Nacherzählung der tatsächlichen Ereignisse, sondern nutzt Mittel der Zuspitzung und Dramatisierung – wie z. B. auch das Erscheinen des Königs in Philippas Alltag, dessen Wirkung untersucht werden kann. Ein Abgleich zwischen der Filmhandlung und dem umfassend dokumentierten realen Verlauf inklusive entstandener Debatten ist dabei interessant.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_The_Lost_King.pdfStephen Frears
Steve Coogan, Jeff Pope
Sally Hawkins, Steve Coogan, Harry Lloyd, Mark Addy u. a.
108 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung
digital, Farbe
ab 6 Jahre
X-Verleih
British Independent Film Awards 2022: Nominerung Sally Hawkins für Beste Hauptrolle; Toronto International Film Festival 2022; Filmfest München 2023