
Vorwärts immer!
Was passiert, wenn ein Honecker-Doppelgänger vor einer Leipziger Montagsdemonstration im Oktober 1989 einen Schießbefehl aufheben will und dabei auf den echten Erich Honecker trifft? Solche amüsanten Begegnungen schildert die erste Verwechslungskomödie über den ehemaligen DDR-Staatschef gleich mehrfach. Mit Mut zu Slapstick und Klamauk nimmt die anspielungsreiche Politsatire der Regisseurin Franziska Meletzky die letzten Tage der DDR-Machtelite aufs Korn.
Verwechslungskomödie
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Politik, Darstellendes Spiel, Deutsch, Sozialkunde, Ethik
DDR, (Deutsche) Geschichte, Theater, Individuum (und Gesellschaft), Revolution, Idealismus, Autoritäten, Intoleranz, Sozialismus
12.10.2017
Inhalt

Am 9. Oktober 1989 proben einige Schauspieler in einem Ost-Berliner Theater das Stück "Vorwärts immer", das das SED-Zentralkomitee persifliert. Darin spielt der Starmime Otto Wolf den nuschelnden SED-Vorsitzenden Erich Honecker. Während der Proben sickert durch, dass die Parteileitung angeordnet hat, die anstehende Leipziger Montagsdemonstration mit militärischer Gewalt niederzuschlagen. Otto ist sehr besorgt, denn seine Tochter Anne ist auf Weg nach Leipzig. Dort hofft die junge Schauspielerin mit Hilfe des Revoluzzers August einen gefälschten Pass zu bekommen. Sie will wie zuvor ihre Mutter in den Westen ausreisen. Anne ist zudem von Matti schwanger, dem Sohn von Ottos größtem Rivalen Harry Stein. Otto und seine Kollegen beschließen, dass Otto als Honecker maskiert zum Zentralkomitee fahren und den Schießbefehl widerrufen soll. Doch dann läuft ihm Honeckers Ehefrau Margot über den Weg.
Umsetzung

23 nach dem Tod Erich Honeckers (1912-1994) in Chile hat die gebürtige Leipziger Regisseurin Franziska Meletzky die erste Verwechslungskomödie über den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef inszeniert. Ihre anspielungsreiche Politsatire beleuchtet mit viel Dialogwitz, Slapstick und auch Klaumauk die letzten Tage der DDR-Machtelite. Zu den Höhepunkten der Farce zählen zwei Schlüsselszenen in Wandlitz: Einmal treffen der echte und der falsche Honecker zusammen, dann deckt Margot die Scharade, weil sie Gefallen an den Küssen des Honecker-Doppelgängers findet. Die amüsante Inszenierung lehnt sich an Filmklassiker wie Charlie Chaplins "Der große Diktator" und Ernst Lubitschs Meilenstein "Sein oder Nichtsein" über die Nazi-Diktatur, aber auch an Wolfgang Beckers DDR-Komödie "Good Bye, Lenin!" an. Eine sorgfältige Ausstattung und stimmige Kostüme sorgen für authentisches DDR-Flair.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Filmtitel bezieht sich auf die Losung "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!", die Honecker in seiner Festansprache zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 ausgab. Im Unterricht können Arbeitsgruppen recherchieren und diskutieren, woher diese Maxime stammt, wie sie im Film ironisch gebrochen wird und wie Slogans bis heute die (partei-)politische Kommunikation prägen. Die Anstrengungen der Protagonisten zum Widerruf des Schießbefehls liefern in der Filmarbeit reichlich Anregungen zu Vergleichen zwischen filmischer Fiktion und den zeitgeschichtlichen Fakten während der letzten Tage der DDR. Einerseits zeigt der Film am Beispiel eines Spitzels in Ottos parodistischer Theatergruppe, wie weit der Arm des Geheimdienstes reicht, andererseits stilisiert der Film das SED-Führungspersonal zu Lachnummern. Läuft die Inszenierung damit Gefahr, das Unrechtsregime zu verharmlosen?
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Vorwaerts_immer.pdfFranziska Meletzky
Markus Thebe, Philipp Weinges, Günter Knarr, Franziska Meletzky
Jörg Schüttauf, Josefine Preuß, Jacob Matschenz, Hedi Kriegeskotte, Marc Benjamin, Devid Striesow, u. a
98 Min
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "wertvoll"
DCM
Bayerischer Filmpreis 2017 für Regie an Franziska Meletzky und für den besten Darsteller