
Was werden die Leute sagen
Nisha wächst mit pakistanischen Wurzeln in Norwegen auf. Die selbstbewusste Teenagerin lebt nach außen wie ihre norwegischen Freund*innen, innerhalb der Familie passt sie ihr Verhalten den Vorstellungen ihrer Eltern und der pakistanischen Community an. Ihre Familie umsorgt sie liebevoll – das Mädchen ist der Stolz des Vaters. Das ändert sich schlagartig, als er Nisha in einer sexuell zweideutigen Situation mit einem Jungen in ihrem Zimmer erwischt. Die Eltern reagieren extrem: sie verschleppen das Mädchen nach Pakistan zu Verwandten.
Hva vil folk si
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Politik, Ethik, Religion, Deutsch, fächerübergreifend: Bildung zur sexuellen Selbstbestimmung
Integration, Werte, kulturelle Kluft, Identität, soziale Kontrolle, Familie, Ehrbegriff in traditionellen Kulturen, erste Liebe, Gewalt, Selbstbestimmung
10.05.2018
Inhalt

Nisha wächst mit pakistanischen Wurzeln in Norwegen auf. Die selbstbewusste Teenagerin lebt außerhalb ihrer Familie wie ihre norwegischen Freundinnen und Freunde, innerhalb der Familie passt sie ihr Verhalten den Vorstellungen ihrer Eltern und dem von der pakistanischen Community geforderten Verhaltenskodex an. Ihre Familie umsorgt sie liebevoll – das Mädchen ist der Stolz des Vaters. Das ändert sich schlagartig, als er Nisha in einer sexuell zweideutigen Situation mit einem Jungen in ihrem Zimmer sieht. Die Eltern reagieren extrem: sie verschleppen das Mädchen nach Pakistan zu Verwandten. Nishas Ungehorsam wird hart bestraft, die zarte erste Liebe als Schande gebrandmarkt, die die Familie gesellschaftlich isoliert und existentiell bedroht. Die Familie zwingt das Mädchen von nun an unter eine strenge soziale Kontrolle, um sie den Einflüssen der norwegischen Kultur zu entziehen. Nisha beugt sich voller Verzweiflung und unglücklich ihren Eltern, aber ihr Wille, ihr Leben selbst zu gestalten, besteht fort.
Umsetzung

Die Kamera bleibt in diesem bewegenden Coming-of-Age-Drama nah dran an der Protagonistin, verfolgt aus der Perspektive des Mädchens ihre Wandlung von einer fröhlichen Teenagerin in eine mehr und mehr verstummende, still leidende junge Frau. Brutal von ihren Freund*innen und der westlichen Kultur, in der sie aufwuchs, getrennt, begleitet der Film Nishas Versuch, einen Zugang zur traditionellen Lebensweise ihrer Familie zu finden – und zeigt wie sie dabei letztlich scheitert. Im Fokus steht die Gefühlswelt eines jungen Mädchens, das die Welt nicht mehr versteht: der plötzliche Liebesentzug von Eltern und Geschwistern, die Unmöglichkeit, sich ihnen verständlich zu machen, entfremdet sie ihrer Familie. Allein kämpft Nisha gegen einen geeinten Familienwillen, der ihre nach individuellem Glück strebende Persönlichkeit zu unterdrücken versucht. Die Handlung des Films ist an die biografischen Erlebnisse der Regisseurin angelehnt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Nisha wächst in einer die individuelle Selbstbestimmung fördernden, sexuell freizügigen Gesellschaft auf. Gleichzeitig lebt sie in einer Einwanderer-Community, eingebettet in eine traditionell pakistanische Kultur. Dieser kulturelle Widerspruch, für den Nisha beispielhaft steht, birgt für viele zugewanderte Jugendliche großes Konfliktpotential, das zu thematisieren die Beschäftigung mit dem Film ermöglicht. Spannend ist für Schüler*innen die Suche nach Lösungen für diese innerfamiliären Konflikte. Der Film bietet die Möglichkeit, den traditionellen Ehrbegriff, der das individuelle Glück dem familiären Wohlergehen unterordnet und die rigide soziale Kontrolle innerhalb von Einwanderer-Communities zu hinterfragen. Hierzu kann auch mit dem Titel des Films gearbeitet werden.
Veranstaltungen

Eine ausführliche Filmbesprechung mit Impulsfragen und Methodenvorschlag für den Unterricht ist hier in Kürze verfügbar.
Iram Haq
Iram Haq
Maria Mozhdah, Adil Husain, Rohit Saraf, Ekavali Khanna, Ali Arfan, Sheeba Chaddha u. a.
106 Min
deutsche Fassung (teils Urdu mit Untertitelung)
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Pandora Film
Auswahl: Toronto International Film Festival 2017; Filmkunstmesse Leipzig 2017: Preis der Jugendjury; Nordische Filmtage Lübeck 2017: Publikumspreis; Stockholm International Filmfestival: Publikumspreis; Filmfest Hamburg 2017; Les Arcs European Filmfestival: Publikumspreis