Wem gehört mein Dorf
Eigentlich sollte diese Frage in einer Demokratie klar sein: Ein Dorf "gehört" am ehesten den Leuten, die dort leben. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn natürlich gibt es Menschen mit mehr und solche mit weniger Einfluss auf das Geschehen eines Ortes. Und selbst im Gemeinderat getroffene, demokratische Entscheidungen sind oft strittig, wie der Blick auf das kleine Ostseebad Göhren auf der Insel Rügen zeigt.
Dokumentarfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
fächerübergreifend: Demokratieerziehung, Ethik, Sozialkunde, Medienkunde, Politik, Wirtschaft
Demokratie, Entwicklung, Politik, Lokalpolitik, Tourismus, Wirtschaft, Natur, Naturschutz
12.08.2021
Inhalt
Göhren ist ein kleines Ostseebad auf der Insel Rügen im Nordosten Deutschlands. Wie bei den meisten Orten an der Ostsee stellt der Tourismus die Haupteinnahmequelle dar. In den wenigen Saisonmonaten wird das Geld für das ganze Jahr verdient. Hotels und Ferienwohnungen prägen das Dorf und wenn es nach dem Willen von Investor*innen geht, sollen es immer mehr werden. Zumal die Interessen einiger Mitglieder des Gemeinderates seit Jahrzehnten auf undurchsichtige Weise mit denen eines Großinvestors aus Nordrhein-Westfalen verquickt sind. Doch gegen diese eingeschliffenen Strukturen formiert sich Widerstand, denn längst nicht alle Einheimischen sind damit einverstanden, dass Göhren zu einer reinen Touristenkulisse wird – zumal diese Entwicklung droht, auf Kosten der einzigartigen Natur zu gehen. Bei den anstehenden Wahlen zum Gemeinderat brechen die in der Dorfgemeinschaft schwelenden Konflikte offen auf
Umsetzung
Filmemacher Christoph Eder stammt selbst aus Göhren und wohl deshalb gelingt es ihm, sehr nah an die Protagonist*innen beider Seiten heran zu kommen. Sein Blick auf die Geschehnisse ist sehr persönlich, Einsprengsel von privaten Familienaufnahmen ergänzen die aktuellen Geschehnisse. Die Kamera fängt die Menschen mit langen, ruhigen Einstellungen in ihrem Umfeld ein. Eder zeigt die Spröde demokratischer Entscheidungsfindungsprozesse, die oft ermüdend und frustrierend sind. Eine Sitzung im Gemeinderat ist nun einmal von überschaubarem Unterhaltungswert. Als Kontrapunkt setzt Eder immer wieder Aufnahmen der großartigen Natur Göhrens. Sie bildet den Ausgangspunkt für das Handeln der Protagonist*innen. Der Film gleitet dabei nicht in ein eindeutiges "Gut-gegen-Böse"-Narrativ ab, vielmehr werden die komplexen Motive aller Beteiligten beleuchtet. Auf diese Weise entsteht ein Lehrstück über Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten einer Demokratie.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Konflikte von Göhren finden sich in ähnlicher Weise an vielen Orten. Wo sehen die Schüler*innen ähnliche Konstellationen in ihrer Umgebung? Angeregt durch den Film können die Schüler*innen Pro- und Kontra-Argumente beider Seiten sammeln: Investoren versus Bewahrer. Außerdem können Rolle und Funktion von Kommunalpolitik mit den Schüler*innen diskutiert werden: Welche kommunalpolitischen Anliegen sind ihnen wichtig? Was würden sie gern ändern? Können sie sich vorstellen, sich zu engagieren? Nicht zuletzt bietet sich auch eine Analyse des dokumentarischen Erzählens an: Durch welche filmischen Mittel wird die Position des Filmemachers deutlich? Wodurch charakterisiert er seine Protagonist*innen und wird er ihnen gerecht? Welche Rolle sollte journalistische Neutralität im Dokumentarfilm spielen? Worin unterscheidet sich ein persönlicher Dokumentarfilm von einem (dokumentarischen) Bericht im Fernsehen?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Wem_gehoert_mein_Dorf.pdfChristoph Eder
Christoph Eder
Mitwirkende: Nadine Förster, Bernd Elgeti, Markus Pigard, Klaus Möller, Hans-Haral Ott, Edwin Kopplin, Wolfgang Pester, Wilfried Horst
99 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
Prädikat "besonders wertvoll"
jip film & verleih
(2021) Dok-Fest München; Filmfestival Max Ophüls Preis; Neiße-Filmfestival; Natur Vision Festival; crossing europe film festival linz