Filmplakat zu "Wer wenn nicht wir"

Wer wenn nicht wir

Deutschland 2011

Andres Veiel (Black Box BRD, Der Kick) zeichnet mit analytischem Blick die persönliche und politische Entwicklung von Bernward Vesper und Gudrun Ensslin von ihrer Begegnung als Studenten in Tübingen bis zu ihrer Trennung Ende der sechziger Jahre nach. Sein kritischer Blick beleuchtet dabei insbesondere die Zeit der beginnenden Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und die Konsequenzen der gesellschaftlichen Ignoranz für die Generation der Kinder jener Zeit.

Originaltitel

Wer wenn nicht wir

Genre

Drama, Politischer Film, Historienfilm

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Politik, Geschichte, Religion/Ethik

Themen

Extremismus, (Deutsche) Geschichte, Politik

Kinostart

10.03.2011

Inhalt


mehr Info

Bernward Vesper ist seinem Vater, einem Blut- und Bodendichter der Nationalsozialisten, trotz intellektueller Abnabelung innerlich verbunden. Beim Studium in Tübingen lernt er Gudrun Ensslin kennen, mit deren Hilfe er einen Verlag aufbaut, der zunächst die Bücher seines Vaters neu auflegt, bald jedoch auch aktuelle Auseinandersetzungen mit der bundesdeutschen Gesellschaft veröffentlicht. Zerrissen zwischen der Nähe zum Vater und der Abscheu vor dessen nationalsozialistischer Vergangenheit wendet sich Vesper mehr und mehr dem linken Spektrum zu. Der Krieg in Vietnam radikalisiert Vesper und Ensslin, die nach Wegen suchen, wie sie in die gesellschaftliche Entwicklung der BRD eingreifen können. Ihre persönliche Bindung wird trotz Ehe und gemeinsamem Sohn wiederholt auf eine harte Probe gestellt. Vespers Affären und sein zunehmender Drogenkonsum führen schließlich dazu, dass sich Gudrun Ensslin von ihm ab und Andreas Baader zuwendet. Als Gudrun Ensslin Bernward Vesper verlässt, um sich Andreas Baader anzuschließen, verliert Vesper jeglichen Halt.

Umsetzung


mehr Info

Andres Veiel ist ein eindrückliches Portrait der inneren Zerrissenheit einer Generation gelungen, die, Ende der dreißiger Jahre geboren, einen Weg zur Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Eltern sucht. Im Zentrum des Films stehen Bernward Vesper und Gudrun Ensslin, die von gesellschaftlich interessierten Studenten zu aktiven Gegnern der politischen Entwicklung der Bundesrepublik und ihren unterschiedlichen Vorgehensweisen werden. Der Film beginnt mit einem Schlüsselerlebnis Vespers im Alter von etwa 10 Jahren und endet mit Ensslins Radikalisierung und Vespers psychischem Niedergang. Der Schwerpunkt der Handlung liegt in der ersten Hälfte der 60-er Jahre, der Zeit der intellektuellen Entwicklung beider Hauptfiguren. Dabei setzt Veiel allerdings erhebliches Wissen um geschichtliche Ereignisse und Persönlichkeiten voraus, die, wie beispielsweise Walter Jens, im Umfeld von Vesper und Ensslin deren Weg beeinflusst haben.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


mehr Info

Der Film schlüsselt ein wenig behandeltes Kapitel bundesdeutscher Geschichte auf und bietet damit eine Fülle von Anknüpfungspunkten zur geschichtlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Die Ablösung von Eltern, die als Mitläufer oder Protagonist/innen den Nationalsozialismus mitgetragen hatten, führt zu einer Entwicklung von Denkmodellen, die sowohl auf die Psyche der Individuen als auch auf die Radikalisierung gesellschaftlicher Gruppierungen Einfluss hatten. In der Auseinandersetzung mit dem Film kann diese Entwicklung nachvollzogen, analysiert und diskutiert werden. Ein zweiter wichtiger Anknüpfungspunkt ist eine Betrachtung des Filmes im Vergleich zu Bernward Vespers unvollendetem Roman „Die Reise" und der Verfilmung des Romans aus dem Jahr 1986 durch Markus Imhoof. Hier bietet sich neben dem Medienvergleich ein Kontextvergleich der Entstehungszeiten an und eine Analyse der historischen Einordnung, zeitgenössischer Film-/Buchkritiken, etc. Ein weiterer wichtiger Aspekt, die Recherche, Darstellung und filmische Aufbereitung einer noch recht jungen historischen Epoche, kann am Beispiel von Veiels Film im Vergleich zu Uli Edels „Der Baader-Meinhof-Komplex", Reinhard Hauffs „Stammheim" und/oder Margarethe von Trottas „Die bleierne Zeit" zu einer filmanalytischen Auseinandersetzung mit Geschichtsschreibung genutzt werden.

Veranstaltungen


mehr Info

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Rotraut Greune, 31.01.2011, letzte Aktualisierung: 29.09.2016

Regie

Andres Veiel

Buch

Andres Veiel

Darsteller*innen

August Diehl, Lena Lauzemis, Alexander Fehling, Thomas Thieme, Imogen Kogge, Michael Wittenborn, Susanne Lothar

Länge

124 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung

Format

35mm, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

FBW

Prädikat „besonders wertvoll"

Verleih

Senator Film

Festivals

61. Berlinale Wettbewerb

Impressum
Sitemap
Datenschutz