Werk ohne Autor
In den Wirren des 20. Jahrhunderts eine eigene künstlerische Stimme finden – das ist die große Herausforderung für den jungen Künstler Kurt Barnert. „Deine Augen verraten mir, dass du mehr gesehen hast als wir alle“, sagt sein Lehrer. Auch seine Tante, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde, hat ihm einen prägnanten Satz hinterlassen: „Alles, was du siehst, ist schön.“ WERK OHNE AUTOR erzählt eine große Geschichte über das Sehen und das Wegschauen.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Kunst, Geschichte, Deutsch, Politik, Ethik, Philosophie
Kunst im 20. Jahrhundert, Kunst und Gesellschaft, NS-Euthanasie, Nationalsozialismus, Verdrängung, Biografie und Wahrheit, geteiltes Deutschland, Zensur, Freiheit
03.10.2018
Inhalt
Drei Epochen deutscher Geschichte prägen das Leben des Künstlers Kurt Barnert: Im Nationalsozialismus erlebt er als Kind mit, wie seine Tante Elisabeth zwangsweise in eine Klinik eingewiesen wird. Später wird sie als angeblich geistig Behinderte ermordet. Seine ersten künstlerischen Erfahrungen sammelt Kurt in der Nachkriegswelt der DDR. Nach der Übersiedlung in den Westen studiert er zu Beginn der 1960er Jahre in Düsseldorf und tut sich schwer, einen eigenen künstlerischen Weg zu finden. Erst die Begegnung mit einem Protagonisten der Avantgarde verhilft ihm zum Durchbruch. Und dann gibt es noch seine große Liebe Ellie, deren Vater ein angesehener Gynäkologe ist. Lange ahnt Kurt nicht, wie tief sein Schwiegervater in die NS-Verbrechen verstrickt ist. Nicht nur das: Zwischen dem Täter und der ermordeten Tante besteht eine direkte Verbindung. Von Elisabeth hat Kurt einen wichtigen Satz gelernt: „Sieh niemals weg.“
Umsetzung
Nach knapp zehn Jahren bringt Florian Henckel von Donnersmarck wieder einen Film ins Kino – und überrascht mit einer opulenten Künstlerbiografie. Der dreistündige Film bildet nicht nur drei Epochen deutscher Geschichte ab, sondern spiegelt sie im jeweiligen Kunstverständnis: Das Spektrum reicht von Diffamierung und politischer Zensur bis hin zu entfesselter Experimentierlust. Zu einem Drama mit einer gewissen Tendenz zum Thriller wird die Geschichte dadurch, dass der Schwiegervater des Protagonisten seine Verstrickung in NS-Verbrechen lange geheim halten kann. Diese Handlungsspannung verknüpft der Film geschickt mit der Suche des Protagonisten nach einer eigenen künstlerischen Stimme. Dabei werden nicht nur Motive aus der Biografie Gerhard Richters aufgegriffen, es treten auch andere Filmfiguren auf, die unverkennbar und eindrucksvoll an reale Künstler wie Beuys oder Uecker angelehnt sind.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film bietet umfassende und außergewöhnliche Einblicke in künstlerische Praktiken und Diskurse des 20. Jahrhunderts. Dabei geht es nicht nur um verschiedene gestalterische Techniken, sondern auch und gerade um die Frage, wie ein Künstler Ausdrucksformen findet, die seinen widersprüchlichen biografischen Erfahrungen entsprechen. Hier klingen Fragen aus Philosophie und Ethik an: Die Filmfiguren pendeln zwischen Wahrheits- und Freiheitsdrang, sind aber auch gesellschaftlichen Konventionen und kollektiven Verdrängungsstrategien unterworfen. Das zentrale Motiv des Sehens (und des Wegschauens) sowie die Beschäftigung des Protagonisten mit Fotografien fordern zu einer Auseinandersetzung mit unserer von visueller Überreizung geprägten Gegenwart heraus.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Florian Henckel von Donnersmarck
Florian Henckel von Donnersmarck
Tom Schilling, Paula Beer, Sebastian Koch, Oliver Masucci, Saskia Rosendahl u. a.
188 Min
deutsche Origianlfassung, barrierefreie Fassungen verfügbar
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
The Walt Disney Company Germany
Im Wettbewerb der 75. Filmfestspiele von Venedig 2018; deutscher Kandidat für den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film 2019