Wie im echten Leben
Putzfrau undercover. Die Bestsellerautorin Marianne Winckler tauscht ihr Leben in der Pariser "Kulturelite" gegen ein Leben im Prekariat auf Zeit. Um zu verstehen, wie der Alltag vieler Menschen tatsächlich aussieht, reiht sie sich in die Masse derer ein, die ihr Dasein am Existenzminimum fristen. Sie schließt Freundschaften mit ihren solidarischen Mitstreiterinnen. Mariannes wahre Identität zwingt sie jedoch dazu, die eingeschworene Gemeinschaft zu verraten.
Ouistreham
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Politik, Ethik, Philosophie, Französisch, Wirtschaft, Sozialkunde
soziale Ungleichheit, Arbeit/Arbeitslosigkeit, Freundschaft, Rezession, Finanzkrise, Armut, Klassenkampf, sozialer Abstieg, Individuum (und Gesellschaft)
30.06.2022
Inhalt
Undercover im Proletariat. Die Bestsellerautorin Marianne Winckler beschreitet für ihre neue Buchrecherche ungewöhnliche Wege: Sie tauscht ihr Leben in der Pariser „Kulturelite“ gegen das Prekariat an der normannischen Küste. Im Jobcenter empfiehlt man Marianne eine Tätigkeit als Reinigungskraft. Diese Herausforderung nimmt sie voller Wissbegierde an und leistet fortan zum Mindestlohn wahre Drecksarbeit für herablassende Chefs. Als sie sich nach kurzer Zeit aufgrund von „vorlautem Benehmen“ ihre Kündigung einhandelt, erfährt sie die gewaltige Solidarität ihrer Mitstreiterinnen, mit denen sie enge Freundschaften schließt. Besonders mit Christèle, die sich als stählerne Putzkraft und alleinerziehende Mutter von drei Söhnen allein durchs Leben schlägt. Mit ihrer Hilfe schafft es Marianne in die Putzkolonne des Fährhafens. Auf der Fähre wird sie im Beisein ihrer Freundin Christèle von einem Bekannten enttarnt. An ihrer wahren Identität zerbricht schließlich die Freundschaft.
Umsetzung
Die Verfilmung basiert auf den Erfahrungen von Florence Aubenas, die sich für ihren Roman „Le Quai de Ouistreham“ wie Marianne zu Forschungszwecken als Reinigungskraft betätigte. Selten trifft der Satz „Im Kino betrachtet sich die Masse selbst“ mehr zu. Das Eintauchen in eine andere Gesellschaftsschicht wird zum Sozialexperiment. Am Ende des Films zerbricht die enge Freundschaft zwischen Marianne und Christèle – eine Verbindung, die von der Überwindung der tiefen Gräben unserer Gesellschaft zu träumen wagt. Viele der Darsteller*innen sind Laiinnen und Laien, mit denen der Regisseur die Rollen in mehrmonatigen Workshops erarbeitet hat. Während Marianne tiefer und tiefer in ihr zweites Leben eintaucht, überlagern sich atmosphärische Klänge und ihre Erzählung, die von starken Persönlichkeiten trotz prekärer Lebensverhältnisse zeugt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Im Politikunterricht kann das Problem der sozialen Ungleichheit als eines der zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft benannt werden. Auf Grundlage eines Grundverständnisses für demokratisch politische Systeme bietet es sich an, zu thematisieren, was es bedeutet, wenn manchen Menschen gesellschaftliche Teilhabe verwehrt bleibt. Welche Gegenmaßnahmen sollten ergriffen werden? Die Themen „Recht und Gerechtigkeit“, „soziale Marktwirtschaft“ sowie „Individuum und Gesellschaft“ lassen sich anschaulich auf Grundlage des Films diskutieren. Ist Mariannes Handeln moralisch verwerflich? Warum/warum nicht? Zudem bietet sich eine Bewusstmachung der gestalterischen Elemente des Films an: Wie werden die Hierarchien über Bildkomposition und Kameraführung untermalt? Unterscheidet sich Marianne optisch oder durch ihr Verhalten von den anderen? Welche Wirkung hat die Musik auf das Publikum?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Wie_im_echten_Leben.pdfEmmanuel Carrère
Emmanuel Carrère, Hélène Devynck
Juliette Binoche, Hélène Lambert, Léa Carne, Évelyne Porée, Patricia Prieur u. a.
107 Min
deutsche Fassung, französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 6 Jahre
Neue Visionen Filmverleih
2021: Internationale Filmfestspiele Cannes: Quinzaine des Réalisateurs; Zurich Film Festival; San Sebastian Filmfestival; Karlovy Vary; London Film Festival