
XXY
Alex lebt mit den Eltern in Uruguay. So wie der Name "Alex" das Geschlecht einer Person nicht genauer bezeichnet, so lassen Alex Eltern das biologische Geschlecht ihres Kindes offen: Alex ist intersexuell, ist Mann und Frau zugleich.
XXY
Drama, Literaturverfilmung
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Spanisch, Philosophie, Deutsch, Biologie
Gender, Sexualität, Identität, Liebe, Medizin, Erwachsenwerden
26.06.2008
Inhalt

Alex lebt mit den Eltern in Uruguay. So wie der Name "Alex" das Geschlecht einer Person nicht genauer bezeichnet, so lassen Alex Eltern das biologische Geschlecht ihres Kindes offen: Alex ist intersexuell, ist Mann und Frau zugleich. Manchmal spricht Alex Vater deshalb von seiner Tochter, manchmal von seinem Sohn. Fünfzehn Jahre lang haben Alex Eltern sich der geschlechtlichen "Normalisierung" in Form eines operativen Eingriffs widersetzt. Doch in zunehmendem Maße bedrückt Alex Mutter die geschlechtliche Ambivalenz ihres Kindes und die gesellschaftliche Isolation, die daraus folgt. Bei einem befreundeten argentinischen Chirurgen, den sie mit Frau und Sohn in ihr Haus einlädt, sucht sie Rat. Während Alex Mutter den Wunsch hegt, Alex zu einer Frau umoperieren zu lassen, sammeln Alex und Alvaro, der Sohn des Chirurgen, ihre ersten erotischen Erfahrungen miteinander. Ein jähes Ende findet die Annäherung der beiden, als einige Dorfjungen Alex am Strand überwältigen, um sich Klarheit über Alex sexuelle Identität zu verschaffen.
Umsetzung

"XXY" ist einer der ersten Spielfilme über Intersexualität und wendet sich damit einem gesellschaftlichen Thema zu, das in der Öffentlichkeit weitestgehend tabuisiert ist. Zudem stellt sich die Regisseurin einem filmischen Sujet, das nicht auf Vorgänger zurückgreifen kann. Lucía Puenzo hat ein überraschendes Debüt vorgelegt, das sich durch seine dramaturgische Offenheit auszeichnet. Die Geschichte, die erzählt wird, entfaltet sich langsam. Dabei schimmern klassische Konflikte durch, ohne dass sie zugunsten einer Dramatisierung der Handlung zugespitzt werden. Das ausdrucksvolle, starke Schauspiel der Hauptfiguren wird durch dezent eingesetzte Musik, blasse Farben und zartes Licht kontrastiert. " XXY " ist ein ästhetisch zurückgenommener Film, der seine Figuren die wichtigsten gesellschaftlichen Fragen zur Intersexualität eher körperlich als über den Dialog ausagieren lässt: etwa die Angst vor der Andersartigkeit oder den Zwang zur " Normalisierung " . Nicht zuletzt das offene Ende des Films ermöglicht dem Zuschauer eine veränderte Einsicht in identitätspolitische Fragestellungen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film ließe sich in eine größere Reihe zur Gender-Thematik integrieren, wobei dem Thema Intersexualität mit der gleichen Offenheit begegnet werden sollte, mit der der Film dieses Thema behandelt. Statt sich dem Thema nur einseitig über die biologischen Implikationen der Intersexualität zu nähern, sollte im Unterricht auch über die gesellschaftlich-kulturelle Konstruktion von Geschlecht gesprochen werden. Im Philosophie-Unterricht ließen sich Texte von Theoretiker/innen der Postmoderne (Michel Foucault, Jacques Derrida, Judith Butler) in die Behandlung des Films produktiv einbeziehen und es ließe sich die grundlegende Einsicht vermitteln, dass gesellschaftliche Kategorien durch binäre Sprach- und Denkstrukturen (z.B. Mann/Frau) geprägt sind (Derrida, Butler) und dass diese binären Kategorien Subjekte hervorbringen (Foucault, Butler) und nach "Normalisierung" drängen. Es ließe sich erörtern, welche identitätspolitische Position der Film einnimmt und mit welchen ästhetischen und dramaturgischen Mitteln er diese Position unterstreicht. Auch ein Blick ins neue argentinische Kino lohnt sich nicht nur im Spanischunterricht.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
Filmtipp XXY.pdfLucía Puenzo
Lucía Puenzo nach einer Erzählung von Sergio Bizzio
Valeria Bertuccelli, Inés Efron, Ricardo Darín, Germán Palacios, Caroline Peleritti, Martín Piroyansky
91 Min
deutsche Fassung; spanische Fassung mit englischen Untertiteln
35mm
ab 12 Jahre
Kool Filmdistribution
Cannes 2007: Großer Preis der Semaine de la Critique u.a. ; Empfehlung Arbeitskreis Filmbildung (AKF)