Rassismuskritische Blicke auf JIM KNOPF

15 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und vor dem Hintergrund des Kalten Krieges verfasste Michael Ende, geboren im Jahr 1929, das als antirassistisch gedachte Kinderbuch JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER(1960) sowie das Folgewerk JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 (1962). Die filmischen Kinderbuchadaptionen der beiden Stoffe von 2018 bzw. 2020 sind in Deutschland sehr bekannt und bei vielen Lehrer*innen beliebt für den Einsatz im Unterricht. VISION KINO hatte filmpädagogische Materialien zu den Filmen veröffentlicht und sie wurden bis 2023 im Programm der bundesweiten SchulKinoWochen angeboten.  

Im Rahmen des dreijährigen Projekts „Film Macht Mut – rassismus- und antisemitismuskritische Filmvermittlung für die 1.-6. Klasse“ wurden intern die rassistischen Narrative und Bilder in diesen Filmen thematisiert und die Frage gestellt, ob und inwiefern die Filmbildung damit einen kritischen Umgang finden kann. Damit wir zunächst als Mitarbeitende der VISION KINO einen rassismuskritischen Blick nicht nur, aber exemplarisch, auf diese und andere Filme entwickeln, beauftragte das Projektteam die diskriminierungskritische Referentin Aida Ben Achour für eine interne Fortbildung. Diese Fortbildung wurde für Lehrer*innen, Pädagog*innen und Multiplikator*innen der Filmbildung in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung angepasst und bis November 2024 bundesweit 20-mal unter dem Titel „Vom Stummfilm zu Jim Knopf – Mit Filmen Rassismus sehen lernen“ durchgeführt. VISION KINO entschied sich im Anschluss an die Fortbildung und nach weiteren Reflexionsrunden, die beiden Filme nicht mehr im Programm der SchulKinoWochen anzubieten und die FilmTipps sowie das Unterrichtsmaterial von der Website zu nehmen. Außerdem entstanden für den Reflexions-Blog des Projekts Film Macht Mut drei Texte zur tieferen Auseinandersetzung. Zwei davon passen in das Format „Re:Vision diskriminierungskritisch“ und werden hier veröffentlicht. Den dritten Text zum Austausch über mögliche institutionelle Handlungsstrategien sowie weitere Texte finden Sie auf dem Blog von Film Macht Mut

 

Welche Bilder von Schwarzen Menschen und People of Color zeigen die Jim-Knopf-Filme? Ist die Repräsentation unserer vielfältigen Gesellschaft erreicht, wenn ein Schwarzer Junge in einem großen Filmprojekt die Hauptrolle spielt? Journalistin, Film- und Theaterwissenschaftlerin Josephine Papke findet, der Film reproduziert rassistische Narrative anstatt Kinder rassismuskritisch zu sensibilisieren. 

Francesca Sika Dede Puhlmann geht im Text auf die Frage ein, ob und wie Pädagog*innen einen rassismuskritischen Lernraum zum Film „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ schaffen können. Sie findet: „Der Film sollte nur unter bestimmten Voraussetzungen im Klassenraum bearbeitet werden.“

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