Corsage
Wien 1877. Kaiserin Elisabeth, verehrt für ihre Schönheit, begeht ihren 40. Geburtstag unter strenger Beobachtung der Öffentlichkeit. Aber ihr Freiheitsdrang und ihre Rastlosigkeit passen nicht zu den Erwartungen, die man an sie als Repräsentantin der Monarchie, Ehefrau, Mutter und Schönheitsidol hat. Zwischen Lebenshunger und Selbstbestimmung zeichnet Marie Kreutzer das hochmodernes Porträt einer starken Frau, die sich gegen System und Rollenzuschreibung auflehnt.
Drama, Historienfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Sozialkunde, Geschichte, Psychologie, Deutsch, Politik
Gender/Geschlechterrollen, Identität, Selbstkonstituierung des Ich, Repräsentation, Pflicht, Öffentlichkeit und Privatraum, Selbstbestimmung, Emanzipation, Melancholie
07.07.2022
Inhalt
Wien 1877. Kaiserin Elisabeth feiert ihren 40. Geburtstag. Ein weiterer Punkt in ihrem lebenslänglichen Pflichtprogramm, das sie diszipliniert und unter strenger Beobachtung durch die Öffentlichkeit absolviert. Ihre einzige Chance, diesem zu entkommen, ist ein inszenierter Ohnmachtsanfall, ein wilder Ausritt oder eine heimliche Zigarette. Elisabeth, lebenshungrig, stark und streitbar, will sich mit zunehmendem Alter immer weniger in das fügen, was von ihr verlangt wird: repräsentativ, vorbildlich und schön zu sein. Aber das System, in dem sie ihre Rollen zu spielen gelernt hat, ist längst Teil ihrer selbst geworden. Zwischen Aufbegehren, Freiheitsdrang und Selbstbestimmung zeichnet Regisseurin Marie Kreutzer das hochmoderne Porträt einer Frau im Kampf gegen Rollenmuster und für ein selbstbestimmtes Leben.
Umsetzung
Die Regisseurin, die auch das Drehbuch geschrieben hat, setzt bei ihrer Darstellung der Kaiserin Elisabeth und ihres Kampfes um Selbstbestimmung stark auf die Erzählkraft der Bilder. Die poetischen Tableaus oder Konstellationen der Menschen im Raum erzählen vom Innenleben, den Begrenzungen und Beziehungen der Hauptfigur – und arbeiten weniger die historischen Stationen ihres Lebens ab. Der weitgehende Verzicht auf erklärende Dialoge zugunsten poetisch-assoziativer Gedanken lässt der Regisseurin die künstlerische Freiheit, über die historische Person hinaus etwas über Frauen und Begrenzung durch Geschlechterrollen zu erzählen. Diese Freiheit spiegelt sich auch in der Auswahl der Musik und Ausstattung wieder, die klare Brüche mit der sogenannten „Faktenlage“ bewusst ins Spiel bringen. Damit gelingt der Regisseurin die Lesbarkeit des historischen Porträts als Beitrag zur Diskussion der heutigen Zeit.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
CORSAGE hat viele Momente, in denen der Film sich von historischen Fakten entfernt. Wo verlässt die Regisseurin die historische Vorlage zugunsten der Geschichte, die sie erzählen will? Wie stellt sie das in ihrer Inszenierung dar? Durch die Dramatisierung des Stoffes und Art der Inszenierung öffnet die Regisseurin einen historischen Stoff für aktuelle Diskurse: die Begrenzung des Individuums durch Geschlechterrollen und gesellschaftliche Positionen. In dem Kontext ist die Rolle der Öffentlichkeit ein hochspannendes Thema, die Verhalten und Körper bewertet und sanktioniert. Ihre Macht hat sich heute in Zeiten von Social Media noch einmal verschärft. Der Druck auf Frauen, schlank und schön zu sein, hat sich trotz der Emanzipationsbewegung, die zwischen damals und heute liegt, wenig gewandelt. Interessant ist auch die soziale Bedingtheit von Freiheit und Emanzipation: Während über Elisabeth nur geredet wird, wenn sie Affären hat, drohte einer „Ehebrecherin“ aus einfacheren Verhältnissen die Einweisung in die Irrenanstalt.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Marie Kreutzer
Marie Kreutzer
Vicky Krieps, Florian Teichtmeister, Katharina Lorenz, Jeanne Werner, Alma Hasun, Manuel Rubey u. a.
114 Min
deutsche Originalfassung (mit Englisch, Französisch, Ungarisch mit deutschen UT)
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Alamode Film
2022: 75. Internationale Filmfestspiele von Cannes – Un Certain Regard: Beste Schauspielerin; Eröffnungsfilm Filmfest München