
Das ist unser Land
Eine treuherzige Krankenpflegerin als Kandidatin einer rechtspopulistischen Partei – das ist realistischer, als man denkt. Pünktlich zum Wahljahr 2017 blickt das französische Politdrama hinter die Fassade selbsternannter Volksversteher und Patrioten. Mit gutem Blick für soziale Stimmungslagen zeigt der Film die Radikalisierung einer Gesellschaft, in der Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus auf fruchtbaren Boden fallen.
Chez Nous
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Politik, Deutsch, Französisch, Sozialkunde, Psychologie
Politik, Demokratie, Medien, Manipulation, Rechtsextremismus, Macht/Machtgefüge
24.08.2017
Inhalt

Als Krankenpflegerin in einer strukturschwachen Region Nordfrankreichs ist Pauline täglich mit Problemen konfrontiert. Politisch würde sie sich eher links einordnen, doch gerade auf Menschen wie sie hat es die rechtsnationale Partei „Nationale Volksbewegung“ abgesehen. Beeindruckt von Parolen wie „Bürgernähe“ und dem Kampf gegen die „soziale Kluft“, lässt sich Pauline als Kandidatin für die kommenden Bürgermeisterwahlen aufstellen. Doch als Marionette der schneidigen Parteiführerin Agnès Dorgelle fühlt sie sich bald unwohl. Noch dazu mischt sich die Politik in ihr Privatleben ein: Paulines Jugendliebe Stanko, mit dem sie sich einen neuen Anfang erhofft, ist der Partei ein Dorn im Auge. Der rechtsradikale Schläger, angeblich geläutert, gefährdet das seriöse Image der selbsternannten Patrioten.
Umsetzung

„Das ist unser Land!“ ist keine schwarze Komödie, sondern bittere Realität: Hinter Madame Dorgelles nationaler Bewegung lassen sich unschwer der Front National und dessen Parteiführerin Marine Le Pen ausmachen. In einer geradezu sozialrealistischen Inszenierung, die nur gelegentlich überspitzt, steht allerdings Pauline im Vordergrund. Für den befreundeten Arzt Dr. Bertier, intellektuelles Aushängeschild der Partei, ist sie ein leichtes Opfer. Doch seine Verführungskünste treffen sie in einem Umfeld, das insgesamt nach rechts kippt: Im Freundeskreis wettert man gegen Migranten und politische Korrektheit, ein minderjähriger Freund ihres Sohnes betreibt eine anti-muslimische Webseite. Mit einem guten Gespür für tatsächliche Ängste und Missstände zeigt der Film, wie rechte Parteien diese aufgeheizte Stimmung schüren und ausnutzen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Nicht nur in Frankreich bemühen sich rechtsnationale Kräfte um gesellschaftliche Anerkennung. Vormals radikalen Positionen wird öffentlich abgeschworen, man gibt sich als Anwalt der kleinen Leute. Der Film entlarvt diese Selbstinszenierung als schönen Schein, ohne Menschen wie Pauline zu diskreditieren. Im Politikunterricht kann mit den Schülern diskutiert werden, wie sie selbst auf rechte Parolen reagieren. Würden sie selbst in eine Partei eintreten? Welche sozialen und politischen Umstände begünstigen in Ländern wie Frankreich und Deutschland den Rechtspopulismus? Der Blick hinter die politischen Fassaden kann auch zum Gespräch darüber anregen, wie vor allem in Wahlkampfzeiten Politik medial inszeniert wird – im Spielfilm, in redaktionellen Nachrichtensendungen oder von den Parteien selbst in sozialen Medien.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Films mit UnterrichtsmaterialLucas Belvaux
Lucas Belvaux, Jérôme Leroy
Émilie Dequenne, André Dussollier, Guillaume Gouix, Catherine Jacob, Anne Marivin u.a.
117 Min
deutsche Fassung, französische Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Alamode Film