Filmplakat zu "Das weiße Band"

Das weiße Band

Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien 2009

Ein Dorf im Norden Deutschlands im Jahr 1913/14. An oberster Stelle der Dorfhierarchie stehen der adelige Gutsherr, der Arzt und der Pastor, welcher seine Kinder für das kleinste Vergehen zur Strafe ein weißes Band tragen lässt. Der Dorffrieden wird durch mysteriöse Ereignisse gestört: zu Beginn erleidet der nach außen hin kinderliebe und freundliche Arzt einen durch einen gespannten Draht absichtlich herbeigeführten Unfall. Der Sohn des selbstgerechten Gutsherren wird entführt und der behinderte Sohn der Hebamme schwer misshandelt. Diese Bestrafungen nehmen allmählich einen rituellen Charakter an. Stecken die Kinder und Jugendlichen des Dorfes dahinter, die ihre eigene Erziehung in diesen Taten widerspiegeln? Dem Verdacht des jungen Dorflehrers wird jedoch nicht weiter nachgegangen. Am Ende steht der Beginn des 1.Weltkrieges, die Vorfälle werden dadurch zur Nebensache. Doch sind sie nicht die Wurzeln zukünftiger Ereignisse?

Originaltitel

Das weiße Band

Genre

Drama, Historienfilm

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, Religion/Ethik

Themen

Individuum (und Gesellschaft), Erziehung, (Deutsche) Geschichte, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Kindheit/Kinder, Jugend/Jugendliche, Familie, Strafe, Heimat, Tradition, Religion, Liebe, Tod, Menschen mit Behinderung, Tiere

Kinostart

15.10.2009

Inhalt


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Ein Dorf im Norden Deutschlands im Jahr 1913/14. An oberster Stelle der Dorfhierarchie stehen der adelige Gutsherr, der Arzt und der Pastor, welcher seine Kinder für das kleinste Vergehen zur Strafe ein weißes Band tragen lässt. Der Dorffrieden wird durch mysteriöse Ereignisse gestört: zu Beginn erleidet der nach außen hin kinderliebe und freundliche Arzt einen durch einen gespannten Draht absichtlich herbeigeführten Unfall. Der Sohn des selbstgerechten Gutsherren wird entführt und der behinderte Sohn der Hebamme schwer misshandelt. Diese Bestrafungen nehmen allmählich einen rituellen Charakter an. Stecken die Kinder und Jugendlichen des Dorfes dahinter, die ihre eigene Erziehung in diesen Taten widerspiegeln? Dem Verdacht des jungen Dorflehrers wird jedoch nicht weiter nachgegangen. Am Ende steht der Beginn des 1.Weltkrieges, die Vorfälle werden dadurch zur Nebensache. Doch sind sie nicht die Wurzeln zukünftiger Ereignisse?

Umsetzung


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In unaufgeregten und kontrastreichen Schwarzweißbildern, die an die Aufnahmen des deutschen Fotografen August Sander erinnern, wird die Geschichte im Rückblick vom Dorfschullehrer erzählt – mit den für Haneke typischen Stilmitteln: präzise Schnitte und Montagen mit klaren Bildkompositionen, die in ihrer gravitätischen Strenge im Kontrast zu dem elegischen Unterton stehen, sowie schnörkel- und schonungslose Dialoge, die immer den Kern der Sache berühren ohne dabei sensationsgierig oder voyeuristisch zu wirken. Die bekannte Film- und Theaterdarsteller verschmelzen mit den zahlreichen Laienkinderdarstellern zu einem Ensemble, das die Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubhaft vor unseren Augen wiederauferstehen lässt. Dadurch, dass Haneke den Zuschauer als stummen Zeugen zum Zuschauen einlädt ohne ihn durch vollständige Auflösungen wohlfeil zu "bedienen" und somit zu entlasten, verdichtet er das Unwohlsein beim Betrachten dieser repressiven Gesellschaft; das Brodeln unter dem Deckel der Ordnung und Wohlanständigkeit wird dadurch förmlich spürbar und dem Autorenfilmer ist damit ein meisterhaft dichter und packender Film gelungen.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Der Untertitel des Films heißt zwar "Eine deutsche Kindergeschichte", der Film ist jedoch keinesfalls ein Kinderfilm, auch wenn die Welt von Kindern und Jugendlichen eine bedeutende Rolle spielt. Der Film über die Mechanismen einer autoritären Gesellschaft verdeutlicht, wohin das Wesen einer rigiden Erziehungs- und Gemeinschaftsordnung führen kann, wenn es nur um Regeln und nicht um zwischenmenschliches Verständnis und Herzensbildung geht. Die Zelebration von Sekundärtugenden lässt sich als Nährboden für den Faschismus deuten. Schüler benötigen eine gewisse Lebenserfahrung, um die Andeutungen und Symboliken des Films durchdringen zu können. Sicherlich werden Grausamkeiten (sexuelle Nötigung, schwere körperliche Misshandlungen von Menschen und Tieren) nicht explizit vorgeführt; die Komplexität der Handlung und die Reflexion in Zusammenhang mit Nationalismus und dem späteren Nationalsozialismus setzt jedoch entsprechende Reife voraus, so dass im Regelfall Schüler/innen unter 16 Jahren rezeptionell überfordert sind. Neben der Analyse der Filmerzählung und der Darstellung der feudalistisch geprägten Gesellschaft ist der Film auch ein hervorragendes Zeugnis zum Verständnis der deutschen Vorkriegszeit wie sie bisher kaum in einem Spielfilm zu sehen war. Neben historischen und soziokulturellen Betrachtungen, bei denen ein Grundwissen dieser Geschichtsepoche erforderlich ist, können sich dabei in mehreren Unterrichtsfächern auch fruchtbare Diskussionen über Form und Inhalt von Erziehung sowie über die Grundlagen moralischer Entwicklung ergeben.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Dr. Martin Ganguly, 17.06.2009, letzte Aktualisierung: 31.10.2023

Regie

Michael Haneke

Buch

Michael Haneke

Darsteller*innen

Christian Friedel, Ulrich Tukur, Burghart Klaußner, Josef Bierbichler, Susanne Lothar, Branko Samarovski, Rainer Bock, Leonie Benesch u. a.

Länge

145 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung

Format

35mm

FSK

ab 12 Jahre

FBW

Prädikat „besonders wertvoll“

Verleih

X-Verleih

Festivals

Internationale Filmfestspiele Cannes 2009: Goldene Palme; Wahl zum Film des Jahres 2009 des internationalen Filmkritikerverbandes FIPRESCI

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