Der Trafikant
Österreich 1937: Der 17-jährige Franz wird von seiner Mutter aus dem Salzkammergut nach Wien geschickt, um im Tabakwarengeschäft von Otto Trsnjek in die Lehre zu gehen. Nach dem Einmarsch der Deutschen in den Alpenstaat machen antisemitische Repressionen selbst vor Sigmund Freud nicht halt, der Stammkunde in Trsnjeks Tabakladen ist. Franz sucht bei Freud Rat in Liebesangelegenheiten, während sich der Terror des Nationalsozialismus unaufhaltsam ausbreitet.
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Deutsch, Politik, Sozialkunde, Ethik, Religion, Psychologie, fächerübergreifender Projektunterricht
Nationalsozialismus, „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland 1938, Judenverfolgung, Verfolgung politisch Andersdenkender, Diskriminierung, Freundschaft, erste Liebe, Zivilcourage, Träume
01.11.2018
Inhalt
Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel wird von seiner Mutter aus dem urwüchsigen Salzkammergut nach Wien geschickt, um im Tabakwarengeschäft ihres Liebhabers aus Jugendtagen, Otto Trsnjek, in die Lehre zu gehen. In Trsnjeks „Trafik“ – ein kleines Tabak- und Zeitungsgeschäft – werden die Kunden mit Namen begrüßt, auch die jüdischen Kunden. Nicht selbstverständlich in Zeiten antisemitischer Hetze, die nicht einmal Halt macht vor Berühmtheiten wie Sigmund Freud. Bei Freud, der zu Trsnjeks Stammkunden zählt, sucht Franz Rat in Liebesangelegenheiten und all den Fragen, die einen 17-Jährigen bewegen; vor allem aber die, warum die hübsche Anezka ihn nicht wieder treffen will. Doch die kleine heile Welt der Trafik wird bedroht: Der Schrecken des Nationalsozialismus breitet sich aus, denn der „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland steht kurz bevor.
Umsetzung
Das Drama um den arglosen Franz Huchel und sein schmerzliches Erwachsenwerden, bedingt durch die totalitären Verhältnisse, inszeniert Regisseur Nikolaus Leytner über weite Strecken eng angelehnt an den gleichnamigen Bestsellerroman von Robert Seethaler. Gestalterisch überzeugend gelingt es dem Film, den Übergang vom kindlichen Jugendlichen Franz hin zu einem couragiert-naiven jungen Erwachsenen mit einem humanistischen Menschenbild zu erzählen. Der Film spielt mit Kontrasten: der gewaltig urwüchsigen Bergwelt setzt er die städtische Enge entgegen. Während die Natur in einem geradezu mystischen Zauber überhöht erscheint, zeichnet Leytner die Welt der Großstadt außerhalb des Tabakladens nüchtern und anonym. Die immer wieder in die Handlung einfließenden Traumsequenzen spielen mit akzentreicher Licht- und Farbsetzung. Simon Morzé verkörpert den jungen Franz mit großer Glaubwürdigkeit.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Schüler*innen vollziehen am Beispiel der fiktiven Geschichte von Franz nach, welche gravierenden Auswirkungen politische Umstände auf das Leben jedes Einzelnen haben können. Die Figur des Franz und sein Erwachsenwerden bietet ein hohes Identifikationspotential für heutige Jugendliche. Franz Huchel steht für ein nicht-ausgrenzendes, vorurteilsfreies Menschenbild. Seine couragierte, fürsorgliche und treue Haltung gegenüber dem von rassistischer Hetze betroffenen Freud sowie dem politisch Verfolgten Trsnjek hat Vorbildcharakter. Gleichzeitig werden ihm ironischerweise seine Treue und seine Anhänglichkeit zum Verhängnis, was ebenfalls thematisiert werden sollte. Der Film bietet, mit Bezug auf die historischen Hintergründe, die Möglichkeit, das zurzeit aktuelle Erstarken von Rechtspopulisten in Österreich und Deutschland sowie die Zunahme von gruppenbezogener Hetze zu thematisieren.
Hinweise
In Kürze steht Ihnen ein FilmTippZOOM mit Materialien für den Unterricht zur Verfügung.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Nikolaus Leytner
Klaus Richter und Nikolaus Leytner nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler
Simon Morzé, Bruno Ganz, Johannes Krisch, Emma Drogunova, Regina Fritsch, Karoline Eichhorn, Elfriede Irral, Michael Fitz, Rainer Wöss u. a.
113 Min
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat „besonders wertvoll“
Tobis Film