Himbeeren mit Senf
Der beschwingte Kinderfilm von Ruth Olshan erzählt fantasievoll von der 13-jährigen Meeri, die so verliebt in den 16-jährigen Rocco ist, dass sie fliegen kann. Doch Meeri vermisst auch ihre tote Mutter und muss familiäre Konflikte verkraften. Mit teils skurriler Situationskomik schildert er die Irrungen und Wirrungen der ersten Verliebtheit, zeigt aber auch einfühlsam, wie die Teenager*innen lernen, mit dem Tabuthema Tod umzugehen.
Kinderfilm, Coming-of-Age
ab 5. Klasse
ab 10 Jahre
Deutsch, Ethik/Lebenskunde, Religion, Kunst, Musik
Liebe, Tod/Sterben, Trauer/Trauerarbeit, Angst, Familie, Freundschaft, Vertrauen, Mobbing, Vorurteile, Toleranz, Kindheit, Jugend, Außenseiter, Pubertät
20.04.2023
Inhalt
Die 13-jährige Meeri ist verliebt in den hübschen Rocco. Wenn ihr Herz schneller schlägt, schwebt sie in die Höhe und kann sogar fliegen. Doch leider erwidert der 16-Jährige ihre Gefühle nicht. Hilfe erhofft sich Meeri bei ihrer verstorbenen Mutter, der sie heimlich Briefe schreibt. Die legt sie in die Särge der Toten, die ihr Vater Ernst, ein Bestatter, liebevoll schmückt. Er sucht über eine Blind Date-Agentur eine neue Frau und bringt eines Tages die schwangere Charlotte mit, die Meeri und ihr jüngerer Bruder Luk wie frühere Kandidatinnen vergraulen wollen. Als die von allen geliebte Nachbarin Grete, Roccos Oma, plötzlich stirbt, fällt Meeri in ein tiefes Loch. Seelischen Beistand erhält sie von ihrer besten Freundin Klara, die die erste katholische Priesterin werden will. Als Luk von einer fiesen Bande gleichaltriger Jungs angegriffen wird, kann Meeri ihre übernatürlichen Fähigkeiten sinnvoll nutzen, die sie zunächst weitgehend geheim gehalten hat.
Umsetzung
In ihrem Film erzählt die deutsche Regisseurin Ruth Olshan mit leichter Hand und skurriler Situationskomik eine fantastisch überhöhte Geschichte über die Irrungen und Wirrungen der ersten Verliebtheit, die durch romantische Flugaufnahmen visualisiert wird, und die Konflikte in einer Patchwork-Familie. Zugleich setzt er sich auf mehreren Ebenen mit dem Tabuthema Tod auseinander, mit dem die jungen Protagonist*innen erstaunlich selbstverständlich und – bis auf Rocco – ohne größere Berührungsängste umgehen. Die sympathisch verpeilte Protagonistin offenbart ihr emotionales Auf und Ab in Briefen an die verstorbene Mutter, die sie aus dem Off vorliest, und avanciert damit zu einer starken Identifikationsfigur. Die musikalische Begleitung mit dem Liebeslied, das Roccos jüngerer Bruder Matti zur Gitarre singt, wirken zuweilen etwas rührselig, während einige Lebensweisheiten im Dialog, die der pubertären Problembewältigung dienen sollen, etwas plakativ ausfallen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Um Meeri endgültig auf Distanz zu halten, sagt Rocco einmal zu ihr: "Deine Hände berühren Leichen. Das ist eklig." Die Aussage liefert wertvolle Denkanstöße, im Unterricht das Tabuthema Tod anzusprechen. Warum schrecken Menschen vor dem Tod zurück? Wie gelingt es der einfühlsamen Inszenierung, den jüngeren Zuschauer*innen die zuversichtliche Botschaft zu vermitteln, dass Ängste und Tod Teil unseres Lebens sind. Ruth Olshan inszeniert die traurig-schöne Romanze zwischen Meeri und Rocco mit viel Mut zu Emotionen. In Kleingruppen können die Schüler/innen untersuchen, wie der Film die erste Verliebtheit versinnbildlicht, auch im Unterschied zu bekannten Darstellungen dieses Ausnahmezustands etwa in Literatur oder Musik. Wie variiert die Regie dazu in Anlehnung an das Sprichwort "Liebe verleiht Flügel" die Metapher des Abhebens/Schwebens und Fliegens? Da HIMBEEREN MIT SENF viel mit Gefühlen arbeitet, liegt es nahe zu fragen, wie das Kino Emotionen zum Beispiel durch Kameraführung, Montage oder Filmmusik – hier etwa Roccos Liebeslied – erzeugt.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Ruth Olshan
Ruth Olshan, Heike Fink
Leni Deschner, Jonas Kaufmann, Sophie Zeniti, Luc Schiltz, Benedikt Jenke, Inge Maux, Ben Bernar, Fabienne Holwege u. a.
88 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 6 Jahre
farbfilm verleih
Lucas – Internationales Festival für junge Filmfans Frankfurt am Main 2022: Wettbewerb