Lola rennt
Der Titel ist Programm: Lola rennt atemlos durch Berlin, um ihrem kleinkriminellen Freund Manni aus der Patsche zu helfen. In 20 Minuten muss sie 100.000 D-Mark besorgen, sonst steht es schlimm um den Mann ihres Herzens. Ein jung gebliebener Filmklassiker mit Adrenalinüberschuss, überbordendem Einfallsreichtum und coolem Sound.
Drama
ab 7. Klasse
ab 12 Jahre
Kunst, Deutsch, Ethik, Philosophie, Psychologie, Medienkunde
Filmklassiker, Zeit, Zufall, Filmgeschichte/Filmsprache, Liebe, Familie, Berlin
20.08.1998
Inhalt
Die Uhr tickt, das Telefon klingelt, Lola nimmt ab, Manni ist dran, total verzweifelt: Das Geld aus einem Drogendeal hat er versehentlich in der U-Bahn liegen lassen, weil Lola ihn nicht mit ihrem Mofa abgeholt hat. Wenn er die Kohle nicht Punkt zwölf Uhr mittags seinem Boss übergibt, ist er garantiert einen Kopf kürzer. Also hetzt Lola los, schließlich ist ihr Papa Bankdirektor. Doch der ist gerade mit seiner Geliebten beschäftigt. Da hilft nur noch der Überfall auf einen Supermarkt. Aber der geht furchtbar schief. Stopp! Halt! Alles zurück auf Anfang! Und wieder los! - In drei mal 20 Minuten werden drei verschiedene Varianten derselben Geschichte erzählt. Dabei ergeben sich aus zunächst kleinsten Abweichungen fundamental andere Ergebnisse.
Umsetzung
Aus dieser einfachen Handlung zündet Tom Tykwer ein mitreißendes Feuerwerk an filmischen Einfällen. Das Tempo ist vom ersten Augenblick an atemberaubend, Filmzeit und gefilmte Zeit stimmen überein. Stakkatohaft wechseln sich animierte Sequenzen mit Realfilmaufnahmen ab, schlaglichtartige Rück- und Vorblenden werden eingesetzt, ständig wechselt die Kameraperspektive und die Schnitte kommen extrem schnell. Etliche Nebenfiguren werden durch spotlightartige Bildfolgen charakterisiert. Splitscreens und Zeitlupeneffekte kommen ebenso zum Einsatz wie Wiederholungen und Montagen. Durch die passgenaue Verknüpfung all dieser Elemente entsteht ein starker Sog. Die Erzählweise des Films greift die Ästhetik von Musikvideos auf, der treibende Elektrosound wirkt als Handlungsverstärker. Die so kraftvoll durch die grauen Nachwendestraßen Berlins rennende Lola wurde zum Inbegriff der starken Leinwandheldin der späten 1990er Jahre. Zur Ruhe kommt sie nur in zwei, von der eigentlichen Handlung losgelösten Dialogen mit Manni, die sich spielerisch um existenzielle Fragen von Liebe und Tod drehen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Eine Analyse der filmischen Stilmittel drängt sich in diesem Fall geradezu auf. Viele von ihnen haben Eingang gefunden in die breite Film- und Videoproduktion. Sie sind den Zuschauer*innen heute vermutlich geläufiger als damals, schließlich drehen viele Schüler*innen souverän Videoclips mit ihren Smartphones. Was inspiriert sie an der Erzählweise von Tykwers Film? Wo sind sie diesen Stilmitteln schon begegnet und wie würden sie sie in eigenen Arbeiten einsetzen? Doch auch wenn die Filmsprache heute noch anschlussfähig ist, so haben sich doch wesentliche Dinge verändert: Würde diese Geschichte im Smartphone-Alter überhaupt noch funktionieren? Im Deutschunterricht könnten die Schüler*innen aufgefordert werden, eine eigene Geschichte in verschiedenen Varianten zu schreiben. Nicht zuletzt bleibt die philosophische Frage, welche Rolle der Zufall in unserem Leben spielt, das Verpassen von und die Begegnung mit Menschen. Auch kann darüber diskutiert werden, wie unterschiedlich wir Zeit in verschiedenen Situationen wahrnehmen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Lola_rennt.pdfTom Tykwer
Tom Tykwer
Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Nina Petri u. a.
81 Min
deutsche Originalfassung, weitere Fassungen verfügbar
digitalisiert, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
X-Verleih
(Auswahl): Deutscher Filmpreis in Gold (1998), Sundance Film Festival (1999) (Auswahl)