Mein Name ist Klitoris
Genauso direkt und herausfordernd wie sein Titel ist dieser Dokumentarfilm: Zwei Regisseurinnen interviewen darin junge Frauen über Sexualität und die Tabus und Wissenslücken rund um weibliche Lust. Wie schränken gesellschaftliche Normen, Stereotype und Scham die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität ein? Das Ergebnis schlägt einen Bogen zwischen gesellschaftskritischem Aufklärungsfilm und offenen Gesprächen über Unsicherheiten und Selbstfindung.
Mon Nom est clitoris
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Biologie, Ethik, Politik, Sozialkunde, Französisch, fächerübergreifend: Erziehung zur sexuellen Selbstbestimmung
Sexualität, Aufklärung, Gender/Geschlechterrollen, Homosexualität
16.09.2021
Inhalt
Wie sieht eigentlich eine Klitoris aus? Als die jungen Protagonistinnen am Anfang des Films aufgefordert werden, eine zu zeichnen, sind sie erstmal ziemlich ratlos. Kein Wunder, denn in kaum einem Schulbuch wird sie vollständig abgebildet. Den Tabus und Missverständnissen rund um weibliche Sexualität möchte „Mein Name ist Klitoris“ etwas entgegensetzen: Die Protagonistinnen – junge Frauen zwischen Anfang und Mitte zwanzig – sprechen mit großer Offenheit über Sexualität und reflektieren ihre eigenen Erfahrungen und Unsicherheiten. Sie blicken kritisch zurück auf ihre eigene sexuelle Selbstfindung und Aufklärung, und die einschränkende Rolle gesellschaftlicher Normen und Denkmuster. Wie können Mädchen und junge Frauen eine selbstbestimmte Sexualität entwickeln, in einer Gesellschaft, die weibliche Lust oft totschweigt und tabuisiert – wenn zum Beispiel im Sexualkundeunterricht vermittelt wird, Selbstbefriedigung sei nur etwas für Jungs. Wie prägen darüber hinaus rassistische Stereotype, Körpernormen oder Homophobie die Selbstwahrnehmung? Dabei kommt immer wieder die Frage auf: „Bin ich normal?“ Und: Was ist eigentlich Normalität?
Umsetzung
„Mein Name ist Klitoris“ ist ein Dokumentarfilm, der seinen aufklärerischen und gesellschaftskritischen Anspruch nicht versteckt. Beeindruckend ist die sehr persönliche und intime Atmosphäre des Films. Zum großen Teil besteht er aus Gesprächen mit den Protagonistinnen, die auf ihren Betten in ihren Schlafzimmern interviewt werden. Oft gewinnt man den Eindruck, den Frauen beim Formulieren von Gedanken zuzusehen, die sie so noch nie laut ausgesprochen haben. Auch die Regisseurinnen erscheinen zum Teil selbst im Bild – so wirkt der Film wie ein Gespräch unter Freundinnen, das wir als Zuschauer*innen mitverfolgen dürfen. Durchbrochen werden die Gespräche von kurzen Sequenzen, die den Blick von der persönlichen Ebene auf eine gesellschaftliche lenken. Filmische Collagen aus neuvertonten Fernsehclips, Google-Suchergebnissen oder kritische Analysen von Schulbüchern versuchen die Aufklärung zu leisten, die den Protagonistinnen fehlte. „Mein Name ist Klitoris“ ist ein wichtiger Film, der sein Anliegen direkt und im besten Sinne plakativ vermittelt, und aus dem Jugendliche sicher sehr viel mitnehmen können.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
In einem Interview erklären die Regisseurinnen ihre Motivation, mit „Mein Name ist Klitoris“ den Film zu drehen, den sie als Jugendliche selbst gerne gesehen hätten. Indem er Themen anspricht, die im Sexualkundeunterricht und den Medien oft zu kurz kommen, ermächtigt er Jugendliche, Selbstverständlichkeiten und Normen zu hinterfragen. Die Schüler*innen können ihre eigenen Erfahrungen mit Sexualaufklärung reflektieren und diskutieren: Waren die Informationen im Film für sie neu? An welchen Orten und aus welchen Quellen haben sie selbst über Sexualität gelernt? Welche Rolle spielen Schule, Internet, Medien, Freunde oder Familie? Trifft die Kritik des Films auf die eigenen Schulbücher und den Sexualkundeunterricht zu, und wie könnte man ihn besser gestalten? Darüber hinaus kann über die Form des Dokumentarfilms gesprochen werden: Wie schaffen es die Regisseurinnen, Vertrauen zu ihren Interviewpartnerinnen aufzubauen und eine offene Atmosphäre zu schaffen? Warum wurde das Schlafzimmer als Gesprächsort gewählt? Die Einwürfe zwischen den Interviewsequenzen können als Ausgangspunkt dienen, sich mit Essayfilmen auseinanderzusetzen, und zum Beispiel selbst filmische Collagen aus Bildern und Clips zu erstellen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Lisa Billuart-Monet, Daphné Leblond
Lisa Billuart-Monet
79 Min
französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Der Filmverleih