
MUTTER MUTTER KIND - Let's do this differently
2004 erscheint eine Zeitungsannonce: Pedi und Anny suchen einen Samenspender. Mit dem großen Kinderwunsch der beiden Frauen beginnt diese Familiengeschichte. In einer Zeit, in der das Familienbild aus Mutter, Vater und Kind besteht und die Gesellschaft mit großer Ablehnung auf alles andere reagiert, geht ihr Traum mit Eike endlich in Erfüllung. Annette Ernst begleitet die Familie seit 2009 und wir sehen ihr 12 Jahre beim Wachsen zu.
Dokumentarfilm
9. bis 13. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Ethik, Philosophie, Politik, Sozialkunde
Liebe, Sexualität, Homosexualität, Diversität, Familie, Erziehung, Erwachsenwerden, Verantwortung, Vorbilder, Identität, Selbstbewusstsein, Rollenbilder, Individuum & Gesellschaft, Vorurteile, Diskriminierung, Toleranz
20.10.2022
Inhalt

"'Wir (beide w.30) haben es schon so oft versucht und werden doch nicht schwanger. Eine von uns ist wohl extrem zeugungsunfähig. Wer hilft uns? Keine Rechte + keine Pflichten.“ So lautet die Anzeige, die Anny und Pedi schalteten, um einen biologischen Vater für ihre Kinder zu finden. Es meldet sich Eike, der der Vater ihrer drei Söhne wird. Die Regisseurin Annette Ernst darf mit der Kamera die Geburt des dritten Sohnes, Pino begleiten. Daran schließen sich 12 Jahre intensive Filmarbeit an, in der nicht nur Pedi, Anny und Eike zu Wort kommen, sondern auch die drei Söhne Linus, Lou und Pino, deren Großeltern, Onkel und Klassenkamerad:innen. Sie fragen nach und geben Antwort dazu, was es heißt, eine Familie mit zwei lesbischen Müttern durch die Wogen der Gesellschaft zu schiffen. Und außerdem passieren in diesen Jahren ganz unverhoffte Ereignisse: Ein junges Mädchen namens Linn meldet sich zu Wort, und möchte ihre Brüder kennen lernen. Sie findet heraus, dass Eike insgesamt fünf Frauenpaaren zu acht Kindern verholfen hat! Als Eike dies in einer Art „Coming-out“ seiner Mutter Elke gesteht, lädt diese direkt alle Enkel:innen und ihre Mütter zu ihrem 80sten Geburtstag ein!
Umsetzung

Bei aller Fokussierung auf das dargestellte Mutter-Mutter-Kind-Lebensmodell gibt der mit viel Einfühlungsvermögen gemachte, warmherzige Film anderen, herkömmlichen Vorstellungen von Familie, Zusammenleben, Kindererziehung etc. hinreichend Raum: Etwa indem er Annys in einer heterosexuellen Partnerschaft lebenden, traditionelle Männlichkeit und Vorstellungen repräsentierenden Bruder ausführlich zu Wort kommen lässt. Oder aber indem die Regie mittels wiederholt zwischengeschnittener Schwarzweiß-Sequenzen zwei Schauspieler*innen in einem studioartigen Setting in den Rollen eines Psychologen und einer Mutter unterschiedliche Aspekte, Unverständnis und Besorgnisse zum Themenkomplex ventilieren lässt. Schließlich sind es vor allem im zweiten Teil des Films die auf Augenhöhe in den Film sehr intensiv einbezogenen Regenbogenfamilien-Kinder und -Jugendlichen, die in Gesprächen untereinander und auf Nachfragen von Mitschüler*innen immer wieder auf unterschiedliche bis skeptisch-kritische Sichtweisen eingehen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film bietet für schulbezogenen Einsatz zahlreiche pädagogische Anknüpfungspunkte mit entsprechenden Lehrplanbezügen zu den Themen Liebe, Sexualität, Homosexualität, Diversität, Familie, Erziehung und Erwachsenwerden. Es kann im Unterricht die Bedeutung der Familie sowie alternative Familienformen und Erziehungs- und Sozialisationsformen diskutiert werden. Auch die politische Dimension kann hierbei thematisiert werden. Außerdem kann das Genre Dokumentarfilm besprochen werden. Der Film hat eine interessante Struktur der Erzählung, da er chronologisch Jahr für Jahr über insgesamt 12 Jahre die Familie begleitet. Kritische Gedanken von Menschen, die sich nicht vor der Kamera äußern wollten, werden in einem gespielten Gespräch zwischen einer besorgten Mutter und einem Psychologen inszeniert. In schwarz-weiß Bildern ist hier gut das Schauspiel von den restlichen dokumentarischen Szenen abgrenzbar.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Website des Verleihs zum FilmAnnette Ernst
Annette Ernst
Pedi, Anny, Eike, Linus, Lou, Pino, Linn, Elke, u.a.
97 Min.
deutsche Fassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
jip film & verleih
Independent Festival Vancouver: Best LGBT’s 2022, Queerstreifen Filmfestival Regensburg 2022, Filmtage Oberschwaben 2022, QueerFilmFestival Esslingen 2022 u.a.