Tomboy
«Michael, ich heiße Michael». So stellt sich die Hauptfigur des Films ihrer ersten neuen Freundin Lisa nach dem Umzug der Familie vor. Unter diesem Namen lernt auch der Zuschauer das Kind kennen. Michael spielt mit seiner Schwester Jeanne, mit den neuen Freunden des Viertels und genießt kindliche Sommertage. Doch zu Hause, so stellt sich heraus, ist Michael ein Mädchen und heißt Laure.
Tomboy
Drama, Coming-of-Age
ab 5. Klasse
ab 10 Jahre
Sozialkunde, Ethik/Religion, Französisch
Transgender, erste Liebe, Familie, Identität, Gender/Geschlechterrollen
03.05.2012
Inhalt
Aller Anfang ist schwer. Doch für Laure läuft eigentlich alles ganz gut, nachdem ihre Eltern mit ihr und ihrer kleinen Schwester wieder mal umgezogen sind. Es ist Sommer, schnell lernt sie die Kinder der Nachbarschaft kennen und sie verliebt sich in Lisa. Doch für Lisa heißt Laure Michael und unter diesem Namen kennen sie auch ihre anderen neuen Freunde. Außer dem Namen ändert sich für Laure zunächst nicht viel. Sie spielt Fußball, sie rauft, sie träumt und verbringt glückliche Sommertage. Einen Jungen zu spielen fällt ihr nicht schwer. Kompliziert wird es, als sich Lisa bei Laures Schwester nach ihrem Bruder Michael erkundigt. Das Spiel mit der eigenen Identität wird zu einem Geheimnis, welches Laure vor ihren Freunden als auch ihren Eltern hüten muss.
Umsetzung
Man meint in Laures Haut zu stecken, wenn sie das Spiel der Kinder und vor allem der Jungen sowie ihren eigenen Körper beobachtet. Unkommentiert und konsequent auf Augenhöhe der Kinder erzählt die subjektive Kamera das Experimentieren mit der geschlechtlichen Identität. Der Prozess ist zunächst ein spielerischer und wird auf humorvolle Art und Weise im Spiel mit den Freunden ausgehandelt. Authentizität und Überzeugungskraft gewinnen diese Szenen dadurch, dass sie streckenweise improvisiert und von den realen Freunden der Schauspielerin Zoé Heran gespielt werden. Doch dass die sexuelle Selbstfindung auch ein schmerzvoller Weg ist und Laure ein Geheimnis trägt, was für sie immer belastender wird, bewirken auch die engen Bildräume der Kamera. Für den Zuschauer wird es immer schwieriger einen Überblick über die Szenerie zu gewinnen und für Laure die Situation unter Kontrolle zu behalten.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Das Thema des Films wird schon durch dessen Titel angekündigt, bezeichnet das Wort Tomboy schließlich Mädchen, die sich nicht gemäß ihrer Geschlechterrolle verhalten. Der Ausgangspunkt für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern liegt somit auf der Hand. Zu befragen ist, wie der Film das Thema der Aufhebung der Geschlechtertrennung darstellt und inwiefern sich dies von einem gesellschaftlichen Umgang abhebt. Da der Film sehr stark die Perspektive Laures einnimmt, können die Schüler emphatisch nachvollziehen, wie Laure in die Situation gerät, welches Vergnügen in der Freiheit für das Maskenspiel steckt und welche Ängste und Unsicherheiten mit dem «Anderssein» entstehen. Der Film hört da auf, wo die Probleme anfangen. Dies kann als künstlerische Entscheidung interpretiert werden, sowie als Ausgangspunkt für die Reflexion darüber, was auf Laure zukommen könnte, um darüber zu analysieren inwiefern die Gesellschaft durch die Kategorie Geschlecht strukturiert wird.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp Tomboy.pdfCéline Sciamma
Céline Sciamma
Zoé Héran, Jeanne Disson, Sophie Cattani, Mathieu Demy
84 Min
deutsche Fassung
35mm, Farbe
ab 6 Jahre
Alamode Film
Teddy Jury Award, Berlinale 2011 (Panorama), Ciné Jeune de l'Aisne Festival International de Cinéma de Saint-Quentin 2011, u.a.