
Willkommen auf Deutsch
Zwei kleine Gemeinden in Norddeutschland sehen sich durch die zugewiesene Unterbringung von Asylsuchenden vor neue Herausforderungen gestellt. Während die überforderte Landkreisverwaltung versucht die Auflagen zu erfüllen, gehen die Einwohner/innen in den beiden Dörfern ganz unterschiedlich mit der Situation um. Während die einen ehrenamtlich helfen, formiert sich bei den anderen eine Bürgerinitiative gegen den Bau einer Flüchtlingsunterkunft. Kontrovers, emotional und amüsant behandelt der Dokumentarfilm das hochaktuelle Thema Asyl.
Willkommen auf deutsch
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Deutsch, Politik, Ethik, Religion
Migration, Flucht, Recht auf Asyl, Vorurteile, Diskriminierung, Rassismus, Integration, Menschenwürde, ehrenamtliches Engagement, Gesellschaft, Tschetschenienkonflikt
12.03.2015
Inhalt

Der Film fragt danach, wie die „bürgerliche Mitte“ Deutschlands angesichts der Ansiedlung von Asylbewerbern in kleineren Gemeinden reagiert und betrachtet exemplarisch zwei Ortschaften im Landkreis Harburg. Während die Gemeinde Tespe bereits eine geflüchtete tschetschenische Familie im alten, umgebauten Sparkassengebäude des Ortes untergebracht hat, kämpft eine Bürgerinitiative im beschaulichen Appel gegen die Einrichtung einer Asylbewerberunterkunft im ehemaligen Altenheim. Über den Zeitraum eines Jahres hinweg verfolgt der Film die Entwicklung in den beiden Dörfern und beleuchtet dabei sowohl die Schicksale von Flüchtlingen wie auch das Engagement der Bürger und die Überforderung der Landkreisverwaltung. Obgleich das Wort „Willkommenskultur“ in aller Munde ist, wird es von den einzelnen Akteuren unterschiedlich definiert.
Umsetzung

Der offenen Ablehnung, die die Bürgerinnen und Bürger Appels gegenüber den angekündigten jungen, männlichen Asylsuchenden an den Tag legen, stellt der Film das Engagement Einzelner gegenüber. Als Kontrapunkte fungieren eine aufgeschlossene Seniorin, die sich ehrenamtlich um die tschetschenische Familie in Tespe kümmert, und der führende Kopf der Bürgerinitiative aus Appel, der eine „Überfremdung“ seines Dorfes fürchtet. Die Filmemacher lassen alle Beteiligten zu Wort kommen und arbeiten auch die „Grautöne“ in der Debatte heraus. Indem der Film die Zuschauenden die Sorgen und den Alltag der von Abschiebung bedrohten Flüchtlinge miterleben lässt und die Hilfe Einzelner, aber auch der Kirche zeigt, setzt er den Vorurteilen und Sorgen der Dorfbewohner/innen, die um ihre Töchter und den Marktwert ihrer Eigenheime bangen, Gesichter und gelebte Realität entgegen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Die Fluchthintergründe der Protagonisten, religiöse Verfolgung und Krieg, bieten Stoff für die Definition des demokratischen Grundrechtes auf Asyl im Politikunterricht. Thematisiert inwiefern die Politik der mächtigen Industrienationen für Flüchtlingsströme mitverantwortlich gemacht werden kann. Darüber hinaus liefert der Film Argumente für eine Diskussion über die Reformbedürftigkeit des europäischen Asylrechts im Hinblick auf die Drittstaatenregelung. Indem der Film auch das Engagement der Kirche einbezieht, bietet er Anknüpfungspunkte für die Themen Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und verantwortliches Handeln. Auch wenn einige Argumente der Bürgerinitiative bereits im Film relativiert werden, bedürfen fremdenfeindliche Äußerungen und rein wirtschaftliche Interessen, wie die Sorge um den Verlust von Grundstückswerten, eine zusätzliche kritische Betrachtung im Unterricht.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Carsten Rau, Hauke Wendler
Carsten Rau, Hauke Wendler
89 Min
deutsche Originalfassung, teils untertitelt
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
Prädikat „besonders wertvoll“
Brown Sugar Films
DOK Leipzig 2014; Nordische Filmtage Lübeck 2014, Kasseler Dokumentar- und Videofest 2014