Zu weit weg
In ihrem Debütspielfilm erzählt Sarah Winkenstette von zwei Jungen aus Deutschland und Syrien, die ihre Heimat verloren haben und sich beim Fußballspielen anfreunden. Der abenteuerliche Kinderfilm behandelt eine Vielzahl von Themen wie Migration, Flucht, Integration und Mobbing auf kindgerechte Weise und zeigt auf, wie Freundschaft und Solidarität über kulturelle Grenzen hinweg bei der Bewältigung schmerzlicher Erfahrungen helfen können.
Kinder- und Jugendfilm
5. bis 8. Klasse
10 bis 13 Jahre
Deutsch, Erdkunde, Ethik/Lebenskunde, Religion, Sozialkunde
Freundschaft, Familie, Kinder, Migration, Integration, Heimat, Krieg, Abenteuer, Tagebau, Umsiedlung, Naturschutz, Mobbing, Ausgrenzung
02.07.2020
Inhalt
Weil der Braunkohletagebau vorrückt, wird Niederkirchbach, das Heimatdorf von Ben, abgerissen. Der elfjährige Junge, seine ältere Schwester Isa und die Eltern ziehen nicht wie alle anderen nach Neu-Niederkirchbach, sondern in die Stadt Düren um. In der Schule dort schikanieren ihn die Mitschüler und im neuen Fußballverein wird der erfolgreiche Stürmer, wenn überhaupt, nur als Verteidiger eingesetzt. Als sein bester Freund Luca aus dem ehemaligen Fußballteam rasch einen Ersatz für ihn findet, ist Ben am Boden zerstört. Ein Außenseiter ist auch der schüchterne zwölfjährige Tariq, der auf der Flucht aus Syrien von seinem älteren Bruder Kheder getrennt wurde und in einem Heim untergebracht ist. Auch wenn Tariq auf dem Fußballplatz mehr Glück hat als Ben, freunden sich die Jungs schnell an, schließlich haben sie beide die Heimat verloren. Doch die zarte Freundschaft wird von den Kriegserinnerungen Tariqs überschattet, der zudem Kheder vermisst.
Umsetzung
Im Zentrum des Debütspielfilms von Sarah Winkenstette stehen zwei junge Protagonisten, die sich für Fußball begeistern. Weil sie in der Mannschaft die gleiche Position anstreben, werden sie zunächst zu Konkurrenten, freunden sich aber später an. Der Film packt eine Vielzahl von Problemen und Themen wie Ausbeutung der Natur, Heimatverlust, Krieg, Migration, Integration, Solidarität, Mobbing und Freundschaft an, versteht es aber, diese kindgerecht aufzubereiten. Die Inszenierung setzt auf prägnante Dialoge und einen abwechslungsreichen Mix aus abenteuerlichen und bewegenden Sequenzen, wobei die Musik manchmal etwas zu dick aufgetragen wirkt. Die ausdrucksstarken Jungdarsteller Yoran Leicher und Sobhi Awad machen durch ihr Spiel anschaulich, wie Freundschaft über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg bei der Bewältigung schmerzlicher Erfahrungen helfen kann.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Durch ihre wechselseitige Anteilnahme erkennen Ben und Tariq, dass es wichtigere Werte gibt als den Erfolg auf dem Fußballfeld oder die Beliebtheit in der Schule: Freundschaft und Respekt. Dies liefert in der Klasse Ansatzpunkte für eine Diskussion über die Frage, was Freundschaft bedeutet und wie sie dazu beitragen kann, mit Gefühlen von Einsamkeit und Trauer umzugehen. Dass Ben in der neuen Klasse zunächst drangsaliert wird, kann im Unterricht zur Aussprache über Mobbing-Erfahrungen genutzt werden. Die Entwurzelung der beiden Jungs veranschaulicht, dass es viele Gründe für Migration gibt. Das gibt Anlass zu der Frage: Ist nicht nicht nur Tariq, sondern auch Ben ein Migrant? Und was bedeutet Heimat für die Schüler*innen? Die Bilder vom verlassenen "Geisterdorf" und der Heimatverlust für Bens Familie durch den Braunkohleabbau ermöglichen es, eine Brücke zum aktuellen Engagement vieler Schüler*innen bei der Klimaschutzbewegung Fridays for Future zu schlagen. Die Idee, soziale Medien zu nutzen, um Tariqs Bruder aufzuspüren, kann als Anregung dienen, nach weiteren Anwendungen des Internets für gemeinnützige oder humanitäre Zwecke zu suchen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
Begründung der fbw Jugend-Filmjury
Sarah Winkenstette
Susanne Finken
Yoran Leicher, Sobhi Awad, Anna König, Andreas Nickl, Julia Hirt, Mohamed Achour, Sabine Vitua, Anna Böttcher, Julia Schmitt, Netra Nadolny u. a.
92 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
farbfilm verleih
Molodist International Film Festival 2019: Teen Screen für besten Kinderfilm; Zürich Film Festival: Kleines Goldenes Auge für besten Kinderfilm; Schlingel Filmfestival: Preis der Ökumenischen Jury, Kinder- u. Jugendfilmpreis des Goethe-Instituts; Oulu Film Festival: ECFA Award
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
Begründung der fbw Jugend-Filmjury